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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Ton
unverkennbarer Geringschätzung gefragt, warum er noch
immer ›mit den blöden Viechern herumfummele‹. Mark war
sehr erstaunt gewesen.
»Du hast doch selbst Meerschweinchen gehabt.«
Robb hatte die Augen gerollt. »Jeder von uns hatte Tiere, als
wir Kinder waren. Kaninchen oder Meerschweinchen oder
Hamster.« Dann hatte er gegrinst, aber nicht in der gutmütigen,
freundlichen Art, die Mark von früher erinnerte. »Warum
lassen wir sie nicht einfach laufen?« schlug er vor. »Dann
könnten wir sie jagen.«
Trotz einer zornigen Aufwallung hatte Mark nichts gesagt.
Von da an aber war ihm der Abend verdorben gewesen. Er
heuchelte Interesse am Footballspiel des Nachmittags, an dem
Robb teilgenommen hatte, aber es war wenig überzeugend
herausgekommen, und schließlich hatte Robb ihn gefragt, in
welcher Mannschaft er sein Glück versuchen wolle.
»Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es einen Diskussionskreis.«
Robb hatte ihn angesehen, als ob er abartig wäre. »Wir
haben keinen Diskussionskreis«, hatte er erwidert. »Und selbst
wenn wir einen hätten, würde niemand hingehen.«
Darauf hatte Mark nichts mehr gesagt; und gestern, als seine
Mutter angeregt hatte, er solle zu den Harris’ hinübergehen und
Robb besuchen, hatte er den Kopf geschüttelt und einen
Vorwand angegeben. Seine Mutter hatte das mit einem
scharfen Blick quittiert und war anscheinend im Begriff
gewesen, etwas zu sagen, dann aber anderen Sinnes geworden.
So hatte er den Tag mit Chivas verbracht, war einem Pfad
hinauf in die Vorberge gefolgt, hatte die Einsamkeit und die
majestätische Szenerie genossen, zugleich aber schon angefangen, sich Sorgen zu machen, was heute geschehen würde.
Plötzlich platzte Kelly zur Tür heraus. »Mama sagt, du wirst
dich verspäten, wenn du nicht sofort hereinkommst!« Sie
pflanzte sich mit gespreizten Beinen vor ihm auf und stemmte
die Hände in die Hüften. »Und sie muß mich zur Schule
bringen, also mach schnell!«
Mark grinste seine kleine Schwester an. »Und wenn ich es
nicht tue?« neckte er sie.
Kelly kicherte, wie immer, wenn er sie neckte. »Ich weiß
nicht«, sagte sie, »aber ich wette, dann wirst du Ärger
kriegen!«
»Dann will ich mich lieber beeilen«, sagte er.
Er füllte den Wasserbehälter der Kaninchen auf, und in
weniger als einer Minute war er im Haus und setzte sich an den
Frühstückstisch. Sein Vater, schon fast fertig mit seinem
Frühstück, blickte neugierig vom Teller zu ihm auf.
»Ich habe gestern mit Jerry Harris gesprochen«, sagte Blake.
Mark runzelte die Brauen, schwieg jedoch.
»Er dachte, du könntest dich drüben sehen lassen. Wollte
wissen, ob zwischen dir und Robb etwas nicht stimmt.«
Mark zuckte die Achseln, ohne zu antworten.
Sein Vater lehnte sich zurück und verschränkte die Arme
auf der Brust, und Mark spürte, wie sich alles in ihm spannte.
»Ich weiß, daß dieser Umzug für uns alle eine große
Veränderung ist«, begann Blake. »Wir alle werden uns in
vielen Dingen umstellen und anpassen müssen. Aber es ist eine
große Gelegenheit.« Er zögerte einen Moment, und Mark
blickte endlich auf. Sein Vater starrte ihn unverwandt an.
»Besonders für dich, Junge.«
Mark rückte auf seinem Stuhl. Was ging vor? Hatte er etwas
falsch gemacht?
»Ich möchte, daß du dich hier einfügst«, fuhr sein Vater
fort. »Ich weiß, du hattest in der Vergangenheit einige
Probleme, hattest ein Schuljahr versäumt, und ich weiß auch,
daß du gewisse Anpassungsschwierigkeiten hattest. Aber dies
ist eine Chance für dich, neu anzufangen.«
Plötzlich verstand Mark. »Du meinst, ich soll mich im Sport
engagieren«, sagte er.
Blake sagte nichts, aber der lange, forschende Blick, den er
auf seinem Sohn ruhen ließ, sprach für sich.
»Ich dachte, wir hätten darüber bereits gesprochen …« fing
Mark an.
Sein Vater schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort
ab. »Das war vorher – und du hattest recht. In San Marcos
wärst du wahrscheinlich nicht in die Mannschaft gekommen.
Aber dies ist eine viel kleinere Schule, und Jerry sagte mir, es
sei für jeden Platz.«
Marks Blick trübte sich. »Aber …«
Wieder ließ Blake ihn nicht ausreden. »Ich möchte nur, daß
du es versuchst. In Ordnung?«
Mark zögerte, dann nickte er widerwillig, da er wußte, daß
es keinen Sinn hatte, jetzt mit seinem Vater zu argumentieren.
Doch als er ein paar Minuten später das Haus verließ, um zur
Schule zu gehen, überlegte er schon, wie er die Entscheidung,
die sein Vater so abrupt für ihn getroffen

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