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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Asthmaanfall über ihn gekommen war, die hilflose
Furcht, die schreckliche Beengung, wenn er nach Luft
gerungen hatte. So war es in den ersten paar Monaten auch hier
gewesen. Aber dann hatte er angefangen, zu Dr. Ames zu
gehen, der ihn behandelt und ihm ein Übungsprogramm
verschrieben hatte.
    Die ersten sechs Wochen war es ihm durchaus verhaßt
gewesen, dann aber hatten die Asthmaanfälle und die
schreckliche Angst vor dem Ersticken nachgelassen, und sein
Allgemeinbefinden war allmählich besser geworden. Ein paar
Monate später, als er zugenommen hatte und aus seinen Sachen
herausgewachsen war, hatte er eingesehen, daß es sich gelohnt
hatte.
    Dann hatte sein Vater ihn im vorletzten Sommer ins
Trainingslager der Footballmannschaft geschickt, obwohl er
das Spiel bis dahin nur vom Zusehen gekannt hatte. Zuerst war
er sich ungeschickt und dumm vorgekommen, doch im Laufe
des Sommers hatte er angefangen, Geschmack an der Sache zu
finden. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich wie ein
normaler Junge unter seinen Kameraden gefühlt.
    Vielleicht, dachte er, würde es Mark genauso ergehen. Bloß
schien es Mark mehr oder weniger gleich zu sein, ob er sich in
die Gemeinschaft einfügte oder ein Außenseiter blieb. Robb
lachte in sich hinein, als ihm einfiel, wie Mark ihm letztes Mal
seine Kaninchen vorgeführt hatte.
    Gott, das war Kinderkram. Und wenn die anderen Jungen
davon hörten, sollte Mark lieber achtgeben.
Er bog von der schmalen Straße ab, die talaufwärts führte,
und fuhr die Zufahrt zum Tor der Sportklinik hinauf, ohne das
Schild zu beachten, das er so gut kannte:
ROCKY MOUNTAIN HIGH
Sportmedizinisches Zentrum
Mens Sana in Corpore Sana
Robb fand noch immer, daß es ein dummer Name sei, aber
es war ihm nicht gelungen, Dr. Ames zu überzeugen, daß von
den Jungen niemand mehr auf diese alte Platte Wert legte. Das
Tor unter dem bogenförmigen Schild stand offen; Robb fuhr
durch und winkte dem Gärtner, der den Rasen des Spielfelds
zur Rechten bearbeitete. Er stellte das Rad in den Ständer
neben dem Eingang und stieß die Glastür zur Vorhalle auf. Sie
war geräumig und luftig und mit bequemen Sitzmöbeln
eingerichtet. Während des Sommers diente diese Vorhalle als
Aufenthaltsraum für eine bunt zusammengewürfelte Kollektion
stämmiger Jugendlicher, aber jetzt, während des Schuljahres,
lag sie verlassen, und Robb eilte ohne Aufenthalt hindurch, bog
dann nach links, passierte den Speisesaal und betrat das
Vorzimmer von Dr. Martin Ames’ Büro. Marjorie Jackson
lächelte hinter dem überfüllten Schreibtisch zu ihm auf. Sie
war eine Frau mittleren Alters, die sich Direktionsassistentin
nannte und, wie alle Jungen wußten, tatsächlich die
Alltagsgeschäfte des Sportmedizinischen Zentrums besorgte,
um die Ames sich selbst nur wenig kümmerte.
»Er ist im Ruderraum«, sagte sie, ohne Robbs Frage
abzuwarten. »Und«, fügte sie mit einem Blick auf die Wanduhr
hinzu, »du kommst zehn Minuten zu spät.«
Ehe Robb anfangen konnte, sich eine Entschuldigung
auszudenken, hatte sie sich wieder über ihre Arbeit gebeugt
und ignorierte ihn. Nur wenig beschämt, machte Robb kehrt
und verließ das Büro, dann trabte er durch Speisesaal und
Küche zu der weiträumigen Trainingsabteilung im rückwärtigen Teil des Gebäudes. Marjorie mochte ihm die Verspätung
vergeben, und Dr. Ames mochte sie nicht einmal erwähnen,
aber Robb würde den verletzten Ausdruck in den Augen des
Arztes sehen und wissen, daß er ihn enttäuscht hatte.
Robb und die meisten anderen Jungen der Mannschaft
zogen Phil Collins’ Gebrüll bei weitem Dr. Ames’ ernstem
Blick tiefer Enttäuschung vor.
Heute jedoch schien Ames seine Säumigkeit nicht bemerkt
zu haben. Als Robb in den Ruderraum kam, blickte der
hochgewachsene, dunkelhaarige Arzt nur flüchtig von seinem
Datenanschluß auf und lächelte zur Begrüßung.
»Gutes Spiel, Samstag«, bemerkte er.
Robb zuckte bescheiden mit der Schulter. »Ich habe
wirklich nicht viel getan. Ein Dutzend Einsätze, und damit
hatte es sich schon.«
Ames schmunzelte. »Wenn ihr der anderen Mannschaft den
Ball nicht laßt, hat die Verteidigung nichts zu tun.« Seine
Miene nahm einen ernsteren Ausdruck an. Er war ein
gutaussehender Mann, wenn auch nicht gerade hübsch, und
schien nicht älter als fünfunddreißig zu sein, obwohl er sich
tatsächlich den Fünfzig näherte. Den Jungen gegenüber pflegte
er zu scherzen, daß er hart an sich arbeiten müsse, um so fit
wie seine Patienten zu bleiben. »Wie

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