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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Haus kam,
war er … ziemlich aufgeregt, und er gab mir einen Stoß …«
Elaine erbleichte. »Mein Gott.« Sie sah zu Sharon. »Jeff ist
ein großer Bursche«, sagte sie. »Er ist Kapitän der
Footballmannschaft …«
»Nicht mehr!« sagte Charlotte mit Nachdruck. »Seit Tagen
sage ich Chuck, daß ich Jeff nicht mehr in dieser Mannschaft
sehen will!« Sie begann zu zittern, und ihre Augen glänzten
verdächtig. Sie blickte nervös umher, und ihre Stimme nahm
einen verschwörerischen Ton an. »Er ist früher nie so
gewesen«, sagte sie. »Nie. Er war immer ein so ausgeglichener,
gutmütiger Junge. Chuck besteht natürlich darauf, daß es bloß
die Hormone seien; daß er eben pubertäre Schwierigkeiten
habe. Aber das ist es nicht. Es ist mehr als das, Elaine. Es ist
dieses verdammte Spiel, und Phil Collins! Ein Antreiber, wie
er im Buche steht. Man könnte meinen, er trainiere eine
Profimannschaft – schreit sie ständig an und bläut ihnen ein,
daß es nur auf den Sieg ankomme! Er hat uns Jeff entfremdet,
Elaine! Hat ihn zu einem Fremden gemacht, zu einem
Raufbold, und ich kann Linda verstehen, daß sie nicht mehr mit
ihm ausgehen mag.«
»Charlotte …«, fing Elaine an, aber die andere schüttelte
ablehnend den Kopf und preßte die Lippen zusammen, wie um
weitere zornige Worte zurückzuhalten.
Die Spannung war spürbar, und Sharon Tanner suchte nach
Worten, sie aufzulösen. Dann fiel ihr ein, was sie kurz vor
Charlottes Ankunft mit Elaine besprochen hatte. »Vielleicht ist
es das Essen hier«, sagte sie, um einen unbekümmerten Ton
bemüht. »Elaine erzählte mir gerade, wie groß und gesund die
Jungen alle sind. Vielleicht sind sie darüber schließlich zu groß
geworden.«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Es ist das verdammte
Football«, sagte sie mit Bitterkeit. »Das ist alles, woran den
Leuten hier liegt, und es war der größte Fehler meines Lebens,
daß ich Jeff diesem Milieu überließ.«
»Aber kommen Sie, Charlotte«, sagte Elaine begütigend
»So schlimm ist es nicht.«
»Meinen Sie?« entgegnete Charlotte. Sie richtete ihren
kummervollen Blick auf Sharon Tanner. »Was ich eben sagte,
war falsch«, ergänzte sie. »Es war nicht mein größter Fehler,
Jeff diesem Football-Milieu zu überlassen. Ein noch größerer
Fehler war es, überhaupt nach Silverdale zu kommen!«
Damit wandte sie sich um und eilte davon.
Den ganzen Nachmittag wollten Sharon die Worte Charlotte
LaConners nicht aus dem Sinn: »Ein noch größerer Fehler war
es, überhaupt nach Silverdale zu kommen …«
Sie hätte die Worte vielleicht den überreizten Nerven der
Frau zugeschrieben, die schrecklich aufgeregt gewesen war,
vielleicht sogar Schmerzen litt.
Immerhin waren Sharon selbst bereits erste Zweifel
gekommen, bevor sie und Elaine mit Charlotte zusammengetroffen waren. Zwar konnte sie nicht argumentieren, daß die
Stadt irgendwelche Mängel habe, unschön sei, unzweckmäßig
geplant oder schlampig gebaut, aber es war trotzdem etwas
nicht in Ordnung.
Und plötzlich verstand sie, was es war.
Es war alles zu vollkommen.
Die Häuser, die Geschäfte, die Schulen, sogar die Lebensmittel im Supermarkt.
Zu vollkommen.
    Jeff LaConner wußte, daß er das Footballtraining dieses
Nachmittags vermurkst hatte. Er hatte unkonzentriert gespielt,
und obwohl Phil Collins ihn angeschrieen und zusätzliche
Läufe hatte machen lassen, um ihn schließlich auf die
Reservebank zu schicken, hatte es nicht geholfen. Jetzt, im
Umkleideraum, starrte er neugierig auf die geröteten Streifen
um seine Fußknöchel. Er hatte sie erst entdeckt, als er sich für
die reguläre Turnstunde umgezogen hatte. Nachdem er sie aber
gesehen hatte, gingen sie ihm nicht mehr aus dem Sinn.
    Sie waren inzwischen verblaßt und nur noch als schwache
rosa Verfärbungen sichtbar, ebenso wie die Male an seinen
Handgelenken. Vier seltsame Streifen geröteter Haut, beinahe
so, als wären sie die vergangene Nacht mit Klebeband
umwickelt gewesen.
Mit Klebeband oder etwas anderem.
     
Tagsüber war es einige Male vorgekommen, daß ein
    Erschauern seinen ganzen Körper durchdrungen hatte.
Dabei waren ihm seltsame, bruchstückhafte Bilder durch
den Kopf gegangen und wieder verschwunden, bevor er sie
genauer hatte sehen können. Jedenfalls waren es beängstigende
Bilder gewesen, und im Verlauf des Nachmittags hatte sich
endlich die Erinnerung an den Alptraum eingestellt, den er
vergangene Nacht gehabt hatte.
    Den Alptraum, in welchem er auf eine Folterbank gekettet
gewesen war und

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