Bestien
blitzten zornig auf, doch ehe er
antworten konnte, sah er sich von einer wütenden Sharon
Tanner konfrontiert. »Wollen Sie uns erzählen, auch Mark sei
Opfer eines Unfalls?« verlangte sie zu wissen. »Wollen Sie uns
erzählen, Jeff habe ihn zufällig und gegen seinen eigenen
Willen zusammengeschlagen? Und was ist mit Ihrer Frau?«
stieß sie nach. »War das auch ein Unfall?«
Blake starrte seine Frau verwirrt an. »Seine Frau?« echote
er. »Wovon redest du, Schatz?«
»Ich rede von Jeff LaConner«, sagte Sharon mit
zornbebender Stimme. »Mark ist nicht der einzige, der seine
Fäuste zu spüren bekam, weißt du.« Ihr Blick fixierte wieder
Chuck LaConner. »Wollen Sie behaupten, das sei auch ein
Unfall gewesen?«
LaConner sah sich in die Defensive gedrängt. »Er meinte es
nicht so«, sagte er. »Er war an dem Abend aufgeregt. Es war
der Abend, als Linda mit ihm Schluß gemacht hatte …«
»An dem Abend tat er mir auch weh.«
Obwohl sie die Worte mit leiser Stimme sprach und in
einem beinahe entschuldigenden Ton, fand Linda Harris, die
bis dahin still zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder
gesessen hatte, plötzlich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
»Er hat dir weh getan?« fragte Jerry Harris. »Kind, du hast
nie ein Wort gesagt.«
»Ich glaube, ich hielt es nicht für besonders wichtig«,
antwortete Linda mit unsicherer Stimme. »Ich meine, er hat
mich nicht richtig verletzt. Er war bloß wütend und packte
mich bei den Schultern und fing an, mich zu schütteln. Aber …
aber als ich ihn anschrie, ließ er es sein.«
»Und du hast es uns nie gesagt!« sagte Elaine. »Liebling, es
muß schrecklich für dich gewesen sein!«
»Ich wollte ihn deswegen nicht in Schwierigkeiten bringen.
Später entschuldigte er sich bei mir und schien … na, er schien
soweit in Ordnung.«
»Nun, jetzt ist er in Schwierigkeiten«, erklärte Sharon
Tanner. »Ich erwarte nicht, daß ich mich damit in Silverdale
sehr beliebt machen werde; schließlich ist Jeff ein großer
Footballheld und alles das«, sagte sie, ohne einen Versuch zu
machen, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu verbergen. »Aber
auch wenn niemand sonst etwas unternehmen will, ich habe die
Absicht, Jeff LaConner so viele Schwierigkeiten zu machen,
wie ich kann.« Sie wandte sich zu Blake. »Wir werden
Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung gegen ihn
erstatten«, sagte sie. »Mir scheint, daß Jeff meint, er könne hier
tun, was er will, solange er der Star der Footballmannschaft ist.
Charlotte sagte es mir selbst, am Tag nachdem er sie gegen die
Wand schleuderte.« Ihr herausfordernder Blick ging wieder zu
Chuck. »So ist es gewesen, nicht wahr, Mr. LaConner?«
LaConner zögerte, nickte dann.
»Das ist also klar«, sagte Sharon in ruhigerem Ton. »Mir
scheint, er muß eine Weile eingesperrt werden und Gelegenheit
erhalten, über verschiedene Dinge nachzudenken.«
»Und das wird geschehen, Schatz«, sagte Blake, »sobald die
Polizei ihn findet.«
»Wird es geschehen?« fragte Sharon. »Oder wird er bloß
einen Klaps auf den Rücken bekommen und wieder auf den
Footballplatz geschickt werden, damit er versuchen kann, noch
jemand zu töten?«
Ihre Worte brachten alle im Warteraum zum Verstummen.
Als Karen Akers ein paar Minuten später hereinkam, um Dr.
MacCallum zu sagen, daß die Röntgenaufnahmen fertig seien
und sie Mark wieder in sein Zimmer gebracht habe, hatte noch
keiner ein weiteres Wort gesprochen. Dann, als Blake aufstand,
um Sharon in den Korridor und zum Krankenzimmer ihres
Sohnes zu folgen, nahm Jerry Harris ihn beiseite, und Blake
begegnete seinem Blick. Er konnte beinahe die Gedanken
seines Vorgesetzten lesen.
»Ich weiß«, sagte er mit müder Gebärde. »Wäre Mark in
besserer Verfassung gewesen, so hätte dies nicht in der Form
geschehen können. Er wäre nicht in der Lage gewesen, Jeff zu
schlagen, aber wenigstens hätte er sich verteidigen können.«
Seit er Mark vor einer Stunde hilflos am Boden hatte liegen
sehen, war ihm sein letztes Gespräch mit Jerry nicht mehr aus
dem Kopf gegangen. Jetzt stand sein Entschluß so gut wie fest.
Jeff LaConner kauerte hinter einem großen Felsblock. Zuerst
war er blindlings davongerannt, aus der Dunkelheit eines
Gartens in die des nächsten, und hatte zwischendurch nur kurz
innegehalten, um wachsame Blicke über die Straßen zu werfen,
bevor er hinübersprang, um wieder in den beruhigenden
Schatten der Bäume, Sträucher und dunklen Häuser Zuflucht
zu finden.
Bald hatte er den Stadtrand erreicht
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