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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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eingeholt.«
»Warum?« fragte Kennally. »Warum war er wütend auf
Mark Tanner? Was sagte er?«
»Nichts. Er sagte überhaupt nichts. Es war richtig unheimlich. Er sprang Mark einfach an und warf ihn nieder und schlug
auf ihn los.«
Kennally nickte gedankenvoll. »Du bist mit Jeff LaConner
gegangen, nicht?«
Linda nickte nach kurzem Zögern. »Aber damit war es
schon vor Wochen vorbei. Jeff war wütend, als ich es ihm
sagte. Aber er kam darüber hinweg. In der Zwischenzeit
verhielt er sich anständig.«
»Nein, das stimmt nicht«, warf Robb Harris ein. Bis dahin
hatte er still neben seinem Vater gesessen. Als Kennally ihn
fragend ansah, erzählte ihm Robb, was er während der
Schulversammlung beobachtet hatte. »Es war unheimlich«,
schloß Robb ein paar Minuten später. »Er sah so aus, wie
Linda gerade sagte – seine Augen waren wie glasig, und er
starrte zu den beiden hinüber, als wollte er sie umbringen oder
was. Dann war es auf einmal wieder vorbei. Im Umkleideraum
benahm er sich danach, als sei nichts gewesen.«
Eine steile Falte erschien zwischen Kennallys Brauen.
Zuerst hatte er nach Jerry Harris’ Aussage geglaubt, der
Zwischenfall sei nichts weiter als eine Handgreiflichkeit
zwischen Schuljungen. Aber nun … Er seufzte und wandte sich
endlich Sharon Tanner zu, die ihn aus dem Krankenhaus
angerufen hatte
– getreu ihrem Jerry Harris gegebenen
Versprechen. »Sind Sie entschlossen, Anzeige zu erstatten?«
fragte er, obwohl ihr Gesichtsausdruck seine Frage klar genug
beantwortete.
Zu seiner Überraschung spiegelten Sharons Augen eine
gewisse Unsicherheit. »Das – das sagte ich nicht«, sagte sie.
»Aber ich denke, Sie sollten auf jeden Fall mit ihm sprechen.
Ich bin bereit, mir seine Seite der Geschichte anzuhören, und
dann können wir entscheiden, was zu tun ist. Aber wenn
zutrifft, was Linda und Robb sagen, muß jedenfalls etwas mit
ihm geschehen.«
Kennally nickte widerwillig. Er mochte Jeff LaConner, hatte
immer etwas für den Jungen übrig gehabt. Es war eine
Schande, ihn heute abend festnehmen zu müssen. Samstag war
schließlich Spieltag und ohne Jeff als Mannschaftskapitän …
Dennoch blieb Kennally nichts anderes übrig. Er ging in das
kleine Büro neben dem Warteraum und rief zuerst Chuck
LaConner an, der ihm sagte, daß Jeff noch nicht zu Haus sei.
Kennally klärte ihn mit knappen Worten über das Geschehen
auf und hörte LaConner leise fluchen.
»Wie geht’s dem Tanner-Jungen?« fragte Chuck.
»Weiß ich noch nicht«, erwiderte Kennally. »MacCallum
arbeitet noch an ihm.« Er wandte sich vom Fenster zum
Warteraum ab und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ich an Ihrer
Stelle würde mich beeilen, hierher zu kommen, Chuck. Mrs.
Tanner ist mächtig aufgeregt, wenn Sie verstehen, was ich
meine.«
Es gab nur die winzigste Pause, bevor Chuck LaConner
antwortete, daß er sofort kommen werde.
Als nächstes rief Kennally die Polizeiwache an, und als Wes
Jenkins sich meldete, berichtete er ihm, was geschehen war.
»Ruf ein paar von den Jungen zusammen«, sagte er. »Wir
werden eine Suchaktion durchführen müssen.«
»Hast du eine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte?«
fragte Jenkins.
»Nein. Aber es sollte nicht allzu schwierig sein, ihm auf die
Spur zu kommen. Wir wissen, in welche Richtung er nach der
Schlägerei ging.« Kennally beendete seine Instruktionen, dann
verließ er das Krankenhaus. Aber er fuhr nur ein paar Blocks,
bevor er auf einen verlassenen Parkplatz einbog, der vom
Lichtschein einer Telefonzelle erhellt war. Er ging hinein und
wählte noch einmal die Nummer der Wache.
»Wes? Ich bin’s wieder. Noch etwas – sag den Jungs, daß
sie, wenn sie Jeff LaConner erwischt haben, ihn zu Dr. Ames
in die Sportmedizinische Klinik bringen sollen.«
»Ames?« erwiderte Jenkins. »Wieso zu dem? Ist der Junge
krank?«
Kennally zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich.
»Aber ich habe so ein Gefühl, verstehst du? Ich werde Ames
gleich anrufen, und wenn es irgendeine Änderung geben sollte,
werde ich es dich wissen lassen.«
Er hängte ein, dann suchte er in der Innentasche seines
Uniformrockes nach dem kleinen Notizbuch mit Nummern, die
nicht im Telefonbuch standen, welches er immer bei sich trug,
im Dienst und außerhalb. Er durchblätterte es, blinzelte auf
eine Nummer und warf dann eine weitere Münze in den
Apparat. Nach dem sechsten Läuten meldete sich eine
verschlafene Stimme.
»Ja?«
»Dr. Ames? Hier Dick Kennally. Von der Polizeiabteilung.
Tut mir leid, daß ich Sie so

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