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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wurden. In der
Mitte des Raumes stand ein großer Tisch mit Gurten aus festem
Gewebe an beiden Enden. Die Beamten legten Jeff LaConner
auf den Tisch, und zwei geschickt und rasch arbeitende Wärter
zogen die unteren Gurte um Jeffs Beine und fixierten sie auf
dem Tisch. Dann erst entfernte Kennally die Handschellen.
Die Schwellung des verstauchten rechten Knöchels hatte
sich violett purpurn verfärbt, und wo das Metall der Handschellen eingeschnitten hatte, blieb einstweilen eine tiefe
Rinne.
»Gut so«, sagte Dr. Ames. »Machen Sie ihm die Arme los.«
Kaum waren seine Arme von den Handschellen befreit,
richtete Jeff sich mit einem Ruck auf und schlug nach den
Männern, die ihn umstanden. Seine Augen stierten blutunterlaufen ins helle Licht. Kennally und Jenkins traten von
rückwärts an ihn heran, jeder von ihnen packte Jeff bei einer
Schulter, und so zwangen sie ihn nieder und hielten ihn, bis
auch seine Arme mit den schweren Gurten an den Tisch fixiert
waren.
Erst als sie Gewißheit hatten, daß Jeff zu keiner Bewegung
mehr fähig war, traten sie von ihm zurück. Schweißperlen
standen ihnen auf den Stirnen, und die Anstrengung, Jeff
niederzuhalten, war ihnen anzumerken.
»In Ordnung«, sagte Ames. »Ich glaube, von nun an können
wir es übernehmen.« Er trat zu einem kleinen Schrank
gegenüber der Tür und nahm eine von mehreren Spritzen auf,
die dort auf weißem Email bereitlagen. Einer der Wärter schob
Jeff den Hemdsärmel hinauf, und Ames ließ die Injektionsnadel fachmännisch in eine Vene gleiten.
Das Beruhigungsmittel schien keinerlei Wirkung auf den
Jungen zu haben, der wild mit den Augen rollte, als suche er
noch immer eine Fluchtmöglichkeit.
Erst als Ames ihm die dritte Spritze verabreicht hatte,
begann Jeffs Sträuben allmählich nachzulassen. Die um ihn
versammelte Gruppe sah zu, wie die Kräfte ihn endlich zu
verlassen schienen. Sein Kopf fiel zurück auf das harte Metall
des Tisches, seine Augen schlossen sich.
»Herr des Himmels«, sagte Frank Kramer zuletzt in die
schwere Stille, die im Raum hing. »So etwas habe ich meinen
Lebtag nicht gesehen. Und ich hoffe, ich muß es nie wieder
sehen.«
Dr. Ames begegnete seinem Blick. »Das hoffe ich auch«,
sagte er mit leiser Stimme.
Fünfzehn Minuten später, nachdem Dick Kennally und seine
Leute die Sportklinik verlassen hatten, kehrte Marty Ames
zurück zu seinem Patienten. Die zwei Wärter waren noch im
Raum; einer war damit beschäftigt, dem Bewußtlosen die
Kleider vom Körper zu schneiden, der andere baute eine
komplizierte Anordnung elektronischer Überwachungsgeräte
auf. Während Ames schweigend zusah, machten sich beide
gemeinsam daran, Sensoren an Jeffs Körper zu befestigen. Erst
als dies geschehen war und Ames sich vergewissert hatte, daß
die Geräte einwandfrei funktionierten und Jeff nicht in
unmittelbarer Gefahr war, ging Ames in sein Büro und
bereitete sich auf den Anruf vor, den er nun bei Chuck
LaConner machen mußte.
Er betrachtete diese Anrufe als den schlimmsten Teil seiner
Arbeit. Aber sie gehörten auch zu dem Abkommen, das er mit
sich selbst geschlossen hatte, als Ted Thornton vor fünf Jahren
mit dem Angebot an ihn herangetreten war, das Sportzentrum
und die Sportmedizinische Klinik zu leiten, die er für
Silverdale ins Auge gefaßt hatte.
Natürlich hatte Thornton ihn verführt, wie Thornton
überhaupt die Gabe hatte, andere Menschen mit Lockungen zu
gewinnen. Aber in den Augenblicken, da Ames ganz ehrlich
mit sich war
– Augenblicken, die in dem Maße seltener
wurden, wie er sich dem Erfolg näherte, der nun beinahe in
Reichweite war –, mußte er sich eingestehen, daß er nur zu
gern bereit gewesen war, sich verführen zu lassen. Thornton
hatte ihm beinahe buchstäblich die Welt versprochen. Zuerst
ein Laboratorium, das weit über seine höchsten Erwartungen
hinausging und sogar alles in den Schatten stellte, was im
Institut für die Erforschung des menschlichen Gehirns in Palo
Alto geboten werden konnte. Alles, was er benötigte, alles, was
er wollte, sollte zur Verfügung gestellt werden.
Unbegrenzte Forschungsmittel und nahezu völlige Autonomie.
Im Falle seines Erfolgs war ein Nobelpreis nicht ausgeschlossen, und mit Sicherheit würde er in der Lage sein,
beruflich und finanziell sein Glück zu machen.
Das Beste daran war, daß das Projekt eine unmittelbare
Erweiterung seiner Arbeit am Institut war, wo er mit
menschlichen Wachstumshormonen gearbeitet hatte, um die
Unzulänglichkeiten des menschlichen Körpers

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