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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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er
verlegt worden ist. Niemand hat mich gefragt – niemand hat
mich auch nur unterrichtet! Und Sie wollen wissen, ob etwas
nicht in Ordnung ist?«
Marjorie Jacksons unsicherer Gesichtsausdruck verstärkte
sich zu Besorgnis, und Sharon kam sich auf einmal töricht vor.
Was auch geschehen war, es konnte nicht die Schuld dieser
Frau sein. Sie stieß ihren Atem in einem explosiven Seufzer
aus, ließ sich auf einen Stuhl sinken und entschuldigte sich. So
knapp sie es vermochte, erklärte sie genau, was geschehen war.
Marjorie Jackson nickte mitfühlend.
»Aber wie schrecklich für Sie«, sagte sie. »Wenn mein
Mann so etwas getan hätte, ich glaube, ich würde ihn umbringen; aber ich bin sicher, daß es bloß ein Mißverständnis war.
Und ich kann Ihnen sagen, daß alles in bester Ordnung ist.«
»Aber warum wurde Mark hierhergebracht?« fragte Sharon.
»Es scheint alles so, nun, so unnötig.«
»Ich fürchte, darüber werden Sie mit Dr. Ames sprechen
müssen«, antwortete die Assistentin. Ihre Miene hellte sich auf,
und sie nickte zu jemandem, der gerade zur Tür hereingekommen war. »Da ist er jetzt. Dr. Ames, dies ist Sharon
Tanner, Marks Mutter.«
Sharon stand auf, überrascht, einen freundlich blickenden
Mann Mitte Vierzig vor sich zu sehen – mit grauen Augen, die
ein wenig zwinkerten, als er ihr zulächelte –, der ihr die Hand
hinstreckte. Unwillkürlich nahm sie die dargebotene Hand und
begriff erst jetzt, daß sie unbewußt eine Art machiavellistisches
Ungeheuer erwartet hatte, das kaltblütig ihren Sohn entführt
hatte und nun glattzüngige Entschuldigungen für sein Tun
vorbringen würde.
Ames bat sie in sein Büro, servierte ihr eine Tasse Kaffee
und versicherte ihr, nachdem er aufmerksam ihrer Geschichte
gelauscht hatte, daß es allein seine Schuld sei. »Ich hätte Marge
anweisen sollen, Sie anzurufen, um sicherzugehen, daß Sie
über alles informiert sind. Und sagen Sie ruhig Marty zu mir«,
fügte er hinzu. »Das tun alle, sogar viele von den Jungen.« Er
lehnte sich lächelnd zurück. »Wie auch immer«, fuhr er fort,
»Sie werden froh sein zu erfahren, daß Mark nichts fehlt.«
»Das wußte ich bereits«, versetzte Sharon. »Dr. MacCallum untersuchte und behandelte ihn bereits sehr gründlich.«
Ames schaute beschämt drein. »Ich weiß, und ich hatte
bestimmt nicht die Absicht anzudeuten, daß es an den
Methoden meines Kollegen etwas auszusetzen gäbe. Das ist
mit Sicherheit nicht der Fall. Er ist wirklich ein verdammt
guter Arzt.«
»Was veranlaßte meinen Mann unter diesen Umständen,
Marks Überführung in Ihre Klinik zu veranlassen, Dr. Ames?«
fragte Sharon, noch nicht versöhnt.
Ames zuckte die Achseln. »Ich nehme an, er wollte einfach
eine zweite Meinung hören«, sagte er. »Und ich vermute, Jerry
Harris hat ihm gesagt, daß meine Spezialität die Arbeit mit
jungen Menschen ist, die körperliche und entwicklungsbedingte Probleme haben.«
Sharon erschrak. Also hatte sie recht gehabt, wenigstens
teilweise. Blake suchte tatsächlich noch immer nach Mitteln
und Wegen, die Auswirkungen von Marks rheumatischem
Fieber zu überwinden. »Und haben Sie eine Meinung dazu?«
fragte sie in bemüht neutralem Ton.
Dr. Ames breitete in unverbindlicher Geste die Hände aus.
»Das ist schwer zu sagen, wirklich. Aber ich habe ihn
vollständig untersucht, und ich freue mich, Ihnen sagen zu
können, daß keinerlei ernste Schäden zu erkennen sind.
Angesichts seiner früheren Krankheitsgeschichte ist er sogar
bemerkenswert gesund.«
Sharon entspannte sich. »Wann kann ich ihn dann nach
Haus bringen?«
»Es spricht nichts dagegen, daß Sie ihn gleich mitnehmen«,
sagte Ames freundlich. »Ich habe ihm etwas Codein gegeben,
um die Schmerzen in seinen Rippen zu dämpfen. In ein paar
Tagen sollte er so gut wie neu sein.«
Sharon starrte den Arzt an. Das war alles? Sie hatte sich in
solch einen Zorn hineingesteigert, war so sicher gewesen, daß
Blake und dieser Arzt irgendwie einen Plan ausgeheckt hatten
… Und nun …
Ames stand auf. »Ich schlage vor, daß wir einen kleinen
Rundgang machen, bei dem ich Ihnen zeigen kann, was wir
hier machen. Bis wir fertig sind, sollte Mark reisefertig sein.«
»Ich glaube wirklich nicht, daß ich eine Besichtigung nötig
habe«, begann Sharon, aber Ames gebot mit erhobener Hand
Einhalt.
»Wir haben Ihren Sohn entführt, nicht wahr?« entgegnete er.
»Da ist es das mindeste, was wir tun können, daß wir Ihre
Besorgnis zerstreuen.«
Zu ihrer eigenen Überraschung sah

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