Bestien
der Schule ab, wenig beeindruckt
von den Versicherungen des Mädchens, daß Dr. Ames beinahe
seit ihrer Ankunft in Silverdale mit Robb gearbeitet habe und
daß Robb hell begeistert von dem Programm sei, das Dr. Ames
für ihn ausgearbeitet habe.
»Darum geht es doch nicht«, versuchte sie zu erklären »Ich
bin überzeugt, daß es daran nichts auszusetzen gibt. Es bringt
mich bloß auf, daß niemand mir gesagt hat, was sie mit Mark
anfangen, das ist alles!«
Linda sprang aus dem Wagen und warf die Tür zu. »Sagen
Sie Mark, daß ich ihn nach der Schule besuchen werde«, rief
sie, aber es war schon zu spät, denn Sharons Zorn hatte das
Gaspedal fest unter Kontrolle und trieb den mit
aufkreischenden Reifen protestierenden Wagen weiter.
Mark lag in einem Dämmerzustand und blickte geistesabwesend zu einem großen Fernsehmonitor auf, der über ihm an
der Decke befestigt war. Er hatte Kopfhörer über den Ohren,
und in der drogeninduzierten Benebelung seines Gehirns waren
nur das Geschehen auf dem Bildschirm und die Geräusche in
seinen Ohren real.
Es war wie ein Traum – ein angenehmer Traum, in welchem
er an einem schattigen Flußufer dahinging, hin und wieder
stehenblieb, das Wasser über die Felsen rauschen oder eine
Schildkröte auf einem morschen Stamm in der Sonne ruhen zu
sehen. Vögel flogen über ihn hinweg, und ihre Rufe
vermischten sich mit dem beruhigenden Rauschen und
Murmeln des fließenden Wassers.
Voraus trat ein Hirsch aus einem Espengehölz, und Mark
blieb still stehen und beobachtete das Tier, wie es gemächlich
am Flußufer zu grasen begann. Dann zogen andere Bilder
flüchtig und unbestimmt durch sein Bewußtsein, Bilder, die er
nicht eigentlich sehen konnte, die sein Unterbewußtsein jedoch
registrierte und erinnerte. Diese Bilder, die er nicht richtig
sehen konnte, waren es, die er später erinnern sollte, und der
ganze Rest, das Bild des Flußlaufes und der singenden Vögel,
würde verblassen.
Ebenso wie die Wirklichkeit dessen, was um ihn und mit
ihm geschah.
Er war noch immer an den metallenen Behandlungstisch
geschnallt, befand sich aber nicht mehr in dem Raum, wohin
man ihn nach seiner Ankunft im Sportzentrum gebracht hatte.
Noch waren die Gurte erforderlich, denn Mark hatte gleich
nach der ersten Spritze aufgehört, sich gegen die Fesseln zu
sträuben; und das war nur die erste von einem halben Dutzend
Spritzen gewesen, die er in den wenigen Stunden seit seiner
Ankunft erhalten hatte. Sein Körper, jetzt genauso entspannt
wie sein Geist, unterwarf sich kraftlos der Behandlung, der er
unterzogen wurde. Aber die Gurte blieben festgezogen, als der
Behandlungstisch von Raum zu Raum geschoben wurde, mehr
als Sicherheitsmaßnahme denn aus einem anderen Grund.
Marks Körper war, wie Randy Stevens’ und Jeff LaConners an anderen, früheren Tagen, durch Kabel mit einer
Reihe von Anzeigeinstrumenten und Monitoren verbunden.
Durch eine Nadel, die mit Klebeband an seinem rechten
Oberschenkel befestigt war, wurde ihm intravenös eine Lösung
zugeführt, und ein weiterer Anschluß gleicher Art überwachte
und analysierte ständig sein Blut; die Proben wurden beinahe
so rasch untersucht, wie das Blut durch die winzige
Kapillarröhre floß, die an die Injektionsnadel angeschlossen
war.
Ein Scanner hing über seinem Körper und bewegte sich auf
Gleitschienen langsam die Länge des Behandlungstisches auf
und ab, während er ständig wechselnde Serien von Daten an
einen leise summenden Computer lieferte, welcher sie so
schnell wie die digitalisierten Daten eingespeichert wurden,
auswertete, verglich und an einen großen Monitor weitergab.
Veränderungen – drastische Veränderungen, obwohl sie
dem unbewaffneten Auge verborgen blieben – hatten bereits in
ihm stattgefunden.
Der haarfeine Riß in seinem Unterkiefer war so gut wie
verschwunden, die angebrochenen Rippen heilten rasch.
Sein Knochengerüst, stimuliert von den massiven Dosen
synthetischer Hormone, die ihm seit dem frühen Morgen dieses
Tages gleichmäßig zugeführt wurden, hatte bereits darauf
reagiert und reproduzierte eigene Zellen in einer beschleunigten Rate, die Marks Körperlänge bereits um Millimeter
hatte wachsen lassen und seinem Gesamtgewicht annähernd
ein halbes Pfund hinzugefügt hatte.
Seit annähernd fünf Stunden hatte Martin Ames Marks
Behandlung beaufsichtigt und nach den leisesten Anzeichen
einer abträglichen Reaktion Ausschau gehalten. Bisher verlief
alles in einer Weise, die seine kühnsten Erwartungen
Weitere Kostenlose Bücher