Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
gab mir eine
Spritze mit Codein für die Rippen, und dann machte ich ein
paar Übungen. Das war alles.«
»Übungen?« Sharon hatte ihn zweifelnd aus dem Augenwinkel angesehen. »Großer Gott, Mark, du hast drei gebrochene Rippen. Es muß furchtbar …«
»Es tat überhaupt nicht weh.« Mark war entschlossen, nicht
vor seiner Mutter zuzugeben, daß er tatsächlich eine Minute
ohnmächtig geworden war, als er an einer Rudermaschine
gearbeitet hatte. Sie würde bloß durchdrehen und ihn für den
Rest des Tages ins Bett stecken. Außerdem war es keine große
Sache gewesen. Er hatte die Augen aufgetan, und einer von
Marty Ames Assistenten hatte ihm ins Gesicht gegrinst. Zuerst
hatte er sich gefragt, was geschehen sei, dann war die Erinnerung stückweise zurückgekehrt.
Er hatte keine Ahnung, daß diese Erinnerungsbruchstücke
nur diejenigen waren, die während seiner langen Stunden auf
dem Metalltisch im Behandlungsraum behutsam seinem
Unterbewußsein eingepflanzt worden waren. Von diesen
qualvollen Stunden war ihm nichts im Gedächtnis geblieben.
Sharon hatte nicht weiter insistiert, und dann waren sie auch
schon zu Haus angelangt, und sie hatte den Wagen in die
Garage gefahren. Chivas, der schläfrig bei der Hintertür
gelegen hatte, war träge aufgestanden, beim unerwarteten
Erscheinen seines Herrn aber alsbald in fröhliches Gebell
ausgebrochen. Er war mit wedelndem Schwanz auf ihn
zugesprungen, hatte dann plötzlich haltgemacht.
Der Schwanz war abwärts gesunken, das Nackenfell hatte
sich ein wenig gesträubt, und ein ungewisses Knurren hatte in
seiner Kehle gegrollt.
»He, Junge, erkennst du mich nicht?« Mark war niedergekauert, und Chivas war am Boden kriechend herangekommen,
hatte mißtrauisch Marks ausgestreckte Hand beschnuppert.
»Was hat er nur?« hatte Sharon gefragt.
Und Mark hatte die Hand ausgestreckt, den Hund hinter den
Ohren gekratzt und zu seiner Mutter aufgeblickt.
»Ich sollte um diese Zeit in der Schule sein, und nach einer
Nacht im Krankenhaus rieche ich wahrscheinlich unheimlich.
Genauso wie es beim Tierarzt riecht, und du weißt, wie verhaßt
ihm das ist.«
Sharon hatte den Vorfall bis zum Abendessen fast
vergessen, als Mark, der die meiste Zeit des Nachmittags in
seinem Zimmer verbracht hatte, die Treppe herunter und an
den Eßtisch gekommen war. Während der Mahlzeit hatte
Sharon bemerkt, daß Kelly ungewöhnlich still blieb, und
mehrere Male war ihr aufgefallen, daß ihre Tochter Mark
verstohlen und mit verwundertem Ausdruck beäugt hatte. Erst
als sie mit Kelly allein in der Küche gewesen war und das
Geschirr gespült hatte, war ihr der Gedanke gekommen, Kelly
zu fragen.
»Ich weiß nicht«, hatte Kelly mit einem ernsten
Augenaufschlag zur Mutter geantwortet. »Er sieht einfach
anders aus, finde ich.«
»Sicherlich tut er das. Er hat ein blaues Auge und eine
Platzwunde mit einem Pflaster darüber.«
»Das meine ich nicht«, hatte Kelly gesagt. »Es ist die Art,
wie er aussieht und sich bewegt. Er ist einfach nicht derselbe.«
Das war die eigentliche Ursache ihres Streits mit Blake,
dachte Sharon jetzt, als sie ins Kaminfeuer starrte. Sie hatte
versucht, ihm davon zu erzählen, von Chivas’ eigenartigem
Verhalten und Kellys Äußerung nach dem Abendessen, aber er
hatte alles beiseite gewischt
»Natürlich ist Mark verändert«, war seine Reaktion
gewesen. »Er wurde verprügelt und verarztet und bandagiert;
und selbst wenn die Verletzungen ihn nicht veränderten, hat es
die Tracht Prügel getan, darauf kannst du dich verlassen. Du
wirst nicht so zusammengeschlagen, wie es ihm erging, ohne
daß es dich innerlich verändert.«
»Aber es ist nicht innerlich«, hatte Sharon erwidert »Chivas
spürte es, und Kelly sah es, und ich glaube, ich kann es auch
sehen. Er ist einfach nicht der, der er war.«
Am Ende aber hatte sie nicht mit dem Finger darauf zeigen
können, von welcher Art die Veränderungen in Mark nun
eigentlich waren; und zuletzt hatte sie den Versuch
aufgegeben, Blake sehen zu machen, was sie selbst nicht
beschreiben konnte. Vielleicht, sagte sie sich, war wirklich
nichts weiter daran. Vielleicht wollte sie etwas sehen, einfach
um ihren Zorn auf Blake zu rechtfertigen.
Sie holte tief Luft und stand auf, unternahm eine fast
physische Anstrengung, die letzten Reste ihrer Verärgerung
und ihrer vagen, unbestimmbaren Befürchtungen abzuschütteln. Mark hatte jedenfalls einen vollkommen normalen
und zufriedenen Eindruck gemacht und schien nicht im
mindesten besorgt wegen seines

Weitere Kostenlose Bücher