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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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übertraf.
Während die meisten Menschen nicht einmal gewußt hätten,
wonach sie Ausschau zu halten hatten, war Ames in der Lage,
die Veränderungen in Marks Körper beinahe im Augenblick
des Geschehens zu beobachten.
Die Lungenkapazität des Jungen hatte ein wenig zugenommen, desgleichen die Größe seines Herzens. Sein Blutdruck – leicht erhöht, als er am Morgen gebracht worden war –
war jetzt normal, und Ames vermerkte mit Befriedigung, daß
die Kompensationen, die er Marks emotionalem Zustand kurz
vor der ersten Messung seines Blutdruckes zugeschrieben
hatte, offenbar präzise gewesen waren.
Sogar Marks Gehirn zeigte winzige chemische Veränderungen, die sich bald physiologisch manifestieren würden.
Und doch wäre der Junge ohne die Monitoren und ihre
Meßergebnisse nicht von dem Jungen zu unterscheiden, der er
vor ein paar Stunden gewesen war.
Ein leiser elektronischer Signalton erklang, störte Ames’
Konzentration und ließ ihn irritiert aufblicken. Ein blaues Licht
blinkte an der Wand. Konnten wirklich fünf Stunden
vergangen sein, seit er mit der Behandlung angefangen hatte
und seine Helfer den Behandlungstisch umringt und ständige
winzige Veränderungen und Anpassungen der Marks Körper
zugeführten Chemikalien vorgenommen hatten, von ihm
geleitet und beaufsichtigt? Die Verspannung seiner Muskeln
sagte ihm, daß es sich so verhielt.
»In Ordnung«, sagte er, reckte die Arme und massierte
einen Knoten in seiner rechten Schulter. »Das war’s vorerst.«
Sogleich unterbrach einer der Helfer den intravenösen
Zufluß in Marks Oberschenkel, und ein anderer zog die Nadel
heraus und wischte die Stelle mit alkoholgetränkter Watte. Es
war eine feine Nadel, der Einstich kaum sichtbar in der Mitte
eines kleinen Blutergusses, der innerhalb weniger Stunden
verschwinden würde.
Andere Helfer begannen die Überwachungsgeräte zu
entfernen. Ein Bildschirm nach dem anderen erlosch, alle bis
auf denjenigen, der Marks Herzkranzgefäße überwachte.
Dieser Anschluß würde zuletzt entfernt, wenn die Endphase
der Behandlung ihren Abschluß gefunden hätte.
Ames verfolgte gleichmütig die Aktivität seiner Leute. Die
Sache war perfekt gelaufen; er war überzeugt, daß die
Prognose für Mark Tanner gut sein würde.
Es sei denn …
Der Gedanke an Jeff LaConner, der nur Stunden vorher in
diesem selben Raum gewesen war, angeschlossen an dieselben
Geräte, drängte sich in den Vordergrund. Er wußte noch immer
nicht genau, was mit Jeff schiefgegangen war. Er hatte es nicht
an Vorsicht fehlen lassen, hatte Jeffs Behandlung nach den
ersten Anzeichen, daß der Junge eine Reaktion auf die
Therapie entwickelte, angepaßt. Es hatte nicht geholfen; Jeffs
Zustand hatte sich nur noch verschlechtert.
Irgendwo gab es eine Antwort, und er war entschlossen,
diese Antwort zu finden, die Fehlkalkulation in der Mischung
von Hormonen zu entdecken, welche die explosiven
Reaktionen in Jeff LaConner und den anderen ausgelöst hatte.
Unterdessen würde Mark Tanner mit seiner Krankengeschichte von rheumatischem Fieber und Wachstumsverzögerung mehr Daten liefern, mehr Wissen, mehr Fortschritt.
Wie Jerry Harris versprochen hatte, war Mark eine ideale
Versuchsperson. Und am Ende, dachte Ames, mochte Mark
von der experimentellen Behandlung ebenso profitieren wie er
selbst.
Es sei denn ….
Er verdrängte den Gedanken. Seine Assistenten hatten ihre
Arbeit beendet. Der Monitor über Marks Kopf war ausgeschaltet, die Kopfhörer von seinen Ohren entfernt. Der Junge
regte sich, als die bewußseinsunterdrückenden Drogen aus
seinem Blutkreislauf gefiltert wurden. In wenigen Minuten
würde er aufwachen.
»Schnallen Sie ihn los, bevor er zu zappeln beginnt«, sagte
Ames; er trat näher und nahm seinem Chefassistenten eine
Injektionsspritze aus der Hand. »Wir wollen keine Male an ihm
hinterlassen.«
Nachdem er Nadel und Füllung sorgsam überprüft hatte,
steckte er sie in Marks rechte Armvene und drückte den
Kolben.
Kaum war das Insulin in Marks Blutkreislauf übergegangen,
reagierte der Junge mit einem Schweißausbruch, und sein
Körper zitterte heftig.
Das Zittern verstärkte sich noch. Der entspannte, träumende
Ausdruck in Marks Gesicht machte einer Grimasse von Angst
und Schmerz Platz.
Kurz darauf begannen die Krämpfe, und Marks Körper
zuckte unkontrolliert, als er in die dritte Phase des Insulinschocks eintrat. Erst als Marks Körper in Bewußtlosigkeit
erschlaffte, nickte Ames.
»In Ordnung«, sagte er. »Bringen Sie ihn hinein und

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