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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Sharon sich gehorsam
mit ihm gehen und aufmerksam zuhören, als er über das
Sommerprogramm sprach.
»Ich versuche, jeden der Jugendlichen als Individuum zu
behandeln«, sagte er, als sie in einen Übungsraum kamen, wo
Geräte standen, wie Sharon sie noch nie gesehen hatte. »Ich bin
immer schon der Meinung gewesen, daß die Behauptung, es
gäbe eine bestimmte Diät oder Übungsrichtlinien oder auch
eine medikamentöse Behandlung, die für jeden Jugendlichen
anwendbar sei, einfach unsinnig ist. Und da beinahe jeder
Jugendliche, der hierherkommt, ein besonderes Problem dieser
oder jener Art hat, bemühe ich mich, sie niemals einfach als
Kinder oder Heranwachsende zu sehen. Sie sind Individuen
und müssen als solche behandelt werden.«
Sharon blieb bei einem Ergometer stehen, das vor dem
Lenker einen großen, gebogenen Bildschirm hatte. »Wozu soll
das gut sein?« fragte sie mit einer Kopfbewegung.
Ames lächelte. »Haben Sie solch ein Gerät schon einmal
benutzt?«
Sharon nickte. »Vor ein paar Jahren. Ich kaufte das Gerät,
benutzte es ungefähr dreimal und verkaufte es wieder. Auf dem
stationären Rad zu strampeln, war das Langweiligste, was ich
je getan habe.«
»Versuchen Sie es mit diesem«, schlug Ames vor. Sharon
zögerte, dann aber, neugierig geworden, stieg sie auf. Zu ihrer
Verwunderung zeigte sich, daß der Lenker nicht stationär war,
sondern sich leicht nach links und rechts bewegen ließ. Ames
trat an einen Datenanschluß und schaltete ihn ein. »Mögen Sie
San Francisco?« fragte er.
»Wer mag es nicht?«
Einen Augenblick später wurde die Raumbeleuchtung
gedämpft; der Bildschirm vor Sharon ging an und zeigte eine
Darstellung der sonnenbeschienenen Market Street. Sie war auf
der rechten Seite der Straße, und in beiden Richtungen
strömten die Autos vorbei. »Fangen Sie an zu treten«, hörte sie
Dr. Ames sagen.
Langsam begann sie die Pedale zu treten, und die
Darstellung auf dem Bildschirm veränderte sich.
Es war, als ob sie die Straße entlangführe.
»Treten Sie ein wenig schneller und steuern Sie hinaus in
den Verkehr«, sagte Ames. Sharon runzelte die Brauen, trat
aber schneller in die Pedale und zog den Lenker nach links.
Das Bild veränderte sich, und sie hatte das Gefühl, in der
Mitte der rechten Fahrspur zu sein. Sie trat weiter, dann hörte
sie Ames sagen, sie solle nach rechts in die Van Ness Avenue
einbiegen. Als sie den Lenker bewegte, schwenkte auch das
Bild mit, und sie sah vor sich die breite, nach Norden führende
Straße. Während sie weiter die Pedale trat, entfaltete sich vor
ihr das vertraute Stadtbild. Sie führte noch mehrere Abbiegemanöver aus, dann hielt sie an und kam sich albern vor, als sie
merkte, daß sie das Rad tatsächlich wieder an den Straßenrand
gesteuert hatte. Als die Darstellung erlosch und das Licht
wieder anging, sah sie staunend den Arzt an.
»Was ist das?« fragte sie. »Wie funktioniert es?«
»Es wird alles vom Computer erzeugt«, erklärte Ames.
»Fast die ganze Stadt nördlich der Market Street und östlich
vom Divisidero ist auf einer Laserscheibe gespeichert, die vom
Fahrradlenker gesteuert wird: Sie können durch ganz San
Francisco fahren und sich alles anschauen, was Sie wollen.
Und es simuliert auch die Steigungen der Hügel, so daß Sie den
wachsenden Widerstand beim Treten nicht selbst einzustellen
brauchen.« Er lächelte. »Jetzt frage ich Sie, war das nicht
einmalig?«
Sharon schüttelte den Kopf. »Es ist großartig. Ich könnte ein
paar Stunden so weitermachen.«
»Sie und jeder andere«, bemerkte Ames. »Hier draußen
besteht das Problem nicht darin, die jungen Leute zu Übungen
zu animieren, sondern, sie zum Aufhören zu bewegen.« Er
blickte auf seine Uhr. »Nun, lassen wir es damit genug sein
und sehen wir, was Mark macht.«
Sie gingen zurück zu den Büros, und als sie in das Foyer
kamen, sprang Mark von einem Sofa auf, wo er gewartet hatte.
»Hallo, Mama«, sagte er und grinste sie an.
Sharon starrte zurück.
Die Blutergüsse in seinem Gesicht sahen viel besser aus,
und sein blasses, beinahe käsiges Gesicht zeigte jetzt eine
gesunde Farbe. Das rechte Auge war noch immer ein wenig
geschwollen, aber er konnte es wieder öffnen, und das dunkle
Hämatom darunter schien zu heilen.
»Mark?« staunte sie. »Wie fühlst du dich, Junge? Dein
Brustkorb …«
Aber Mark grinste sie bloß an. Als er vom Sofa
aufgesprungen war, hatte er keinen Schmerz in der Brust
gefühlt. »Gut«, sagte er. »Dr. Ames gab mir etwas für die
Rippen, und

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