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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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der
verschlafene Ort wußte, wie ihm geschah, war an seinem
Westrand eine seltsame Art von Verwaltungs- und Industriekomplex entstanden. Die langen und niedrigen Gebäude waren
der Landschaft vollkommen angepaßt, aber nicht so vollkommen, daß den Bewohnern von Silverdale die Kameras
entgangen wären, die alles überwachten, was im Umkreis des
Komplexes geschah. Aber mit den Gebäuden waren Arbeitsplätze entstanden, und neue Bewohner waren zugezogen.
    Und auf einmal war Silverdale nach fünfzig Jahren
langsamen und stetigen Niedergangs wieder zum Leben
erwacht.
    Als sie die Paßhöhe erreichten, die Silverdale vom Rest der
Welt absonderte, bekam Sharon die Stadt das erste Mal zu
Gesicht. Sie hielt unwillkürlich den Atem an, denn was sie sah,
entsprach ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Der Ort
erschien vor ihr wie eine Idylle aus einem Bilderbuch:
geschlossen und überschaubar, mit schmalen Straßen, die von
Espen und Ahornen beschattet wurden. Die meisten Häuser
standen auf großen Grundstücken und zeigten architektonische
Merkmale des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts; jedes unterschied sich von den Nachbarhäusern, doch
hatten alle genug Ähnlichkeit, um ein einheitliches Bild zu
erzeugen. Alle waren mit überdachten Veranden versehen, und
jedes Grundstück war von einem weißen Staketenzaun
umgeben. Bevor sie in das Tal hinunterfuhren, konnte Sharon
sehen, daß jede der Straßen, die durch den Ort führten, ein
bestimmtes Ziel zu haben schien: Im Norden war es das
Schulhaus und ein Gebäude, das wie eine Bibliothek aus
früheren Zeiten aussah; im Süden war es Einkaufsbereich; alles
war zu Fuß in kurzer Zeit erreichbar.
    »Es ist unglaublich«, flüsterte Sharon, als Blake die
Geschwindigkeit auf die vorgeschriebenen zwanzig Meilen pro
Stunde verringerte. »Es ist, als käme man zurück in die
Vergangenheit.«
    Blake lächelte ihr zu. »Das ist der Sinn der Sache, soviel ich
weiß. Thornton fand eine Gruppe von Architekten, die der
autogerechten Einkaufszentren und abgesonderten Wohnviertel
überdrüssig waren, und ließ ihnen hier freie Hand. Sagte ihnen,
er wolle eine Siedlung für Konzernmitarbeiter, die aber nicht
wie eine aussehen dürfe, sondern dem Bild der ursprünglichen
Ortschaft angeglichen werden solle. Und nachdem er so gut
wie alle Grundstücke im Umkreis aufgekauft hatte, konnte er
die Idee verwirklichen. Kann sich sehen lassen, nicht wahr?«
    Sharon sah ihren Mann von der Seite an. Sein Ausdruck
verriet ihr, daß ihn dies alles nicht überraschte. »Du wußtest,
wie es hier aussieht?«
    »Ich sah letzte Woche einen Film davon.« Er schmunzelte.
»Ich glaube, John Ripley fürchtete, ich könnte es mir noch
anders überlegen, also zeigte er mir ein Videoband. Aber ich
muß sagen, der Ort ist sogar noch schöner, als ich ihn mir nach
den Bildern vorgestellt hatte.«
    »Es sieht wie ein Ort aus, wo nur alte Omas wohnen«, zirpte
Kelly vom Rücksitz. »Aber das stimmt natürlich nicht; in
Wirklichkeit wohnen alle Omas in Zweifamilienhäusern.«
    »Wo ist unser Haus?« fragte Mark. Er hatte endlich seine
Bücher weggelegt und schaute mit dem gleichen staunenden
Ausdruck wie der Rest der Familie zum Wagenfenster hinaus.
    »Telluride Drive zweiundvierzig Süd.« Die Landstraße hatte
sich bei der Ortseinfahrt verengt, und Blake bog in die zweite
Querstraße links und dann wieder nach rechts. Der
Möbelwagen hielt vor einem mittelgroßen viktorianischen
Haus, und ein Teil des Mobiliars stand bereits auf dem
Gehsteig. Blake lenkte den Kombiwagen in die Einfahrt, und
die Familie, gefolgt von Chivas, stieg aus und nahm ihr neues
Haus in Augenschein.
    Es war blaßgrün gestrichen, mit dunkler getönten
Einfassungen und Zierleisten in Rotorange. Die Frontseite des
Hauses nahm eine breite, überdachte Veranda ein, und aus der
Südostecke erhob sich ein halbrunder Erkerturm. Im
Obergeschoß waren alle Fenster mit Läden versehen. Das steile
Dach schien mit Schiefer gedeckt zu sein und hatte verschnörkelte gußeiserne Schneegitter. Hohe Espen umstanden
das Haus und schufen eine vollkommene Umrahmung, und
obwohl der Architekturstil seine Glanzzeit vor mindestens
hundert Jahren erlebt hatte, konnte Sharon sehen, daß das Haus
nicht älter als fünf Jahre war. Schweigend betrachtete sie es
minutenlang und ließ jede Einzelheit auf sich wirken. Als sie
sich schließlich zu Blake umwandte, spielte ein Lächeln um
ihre Lippen.
    »Als ich letztes Jahr etwas Ähnliches in San Marcos

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