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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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den gegenwärtigen Umständen merkwürdige, aber hilfreiche Idee, um das Gespräch noch mal neu zu starten.
    Leider landeten sie zur fortgeschrittenen Stunde bei einer Telefonsex-Reklame nach der anderen. Dass sich Rosanna in Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit zu Lukas aufs Bett gesetzt hatte, machte die ordinären Anpreisungen schnellen simulierten Geschlechtsverkehrs noch peinlicher. Zum Glück fand Rosanna in ihrem Regal eine DVD , die sie mit Lukas’ Zustimmung eilig einlegte.
    Während William Shatner versuchte, Joan Collins vor einem tödlichen Unfall zu retten, den Leonard Nimoy für den weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte für unerlässlich hielt, fragte Rosanna, die bislang auf der Bettkante gekauert hatte, ob es für Lukas in Ordnung wäre, wenn sie es sich ein wenig gemütlicher machte. Da er in ihrem Bett lag, fand er es unnötig, um Erlaubnis gefragt zu werden. Zudem war er ein wenig enttäuscht, weil sie offensichtlich nicht bemerkt hatte, dass ihm ihre Nähe gar nicht mehr so unangenehm war.
    Während sie auf den Bildschirm starrten, ließ etwas Lukas jedoch keine Ruhe. »Kann ich Sie was fragen?«
    »Tun Sie doch schon.«
    »Warum … haben Sie ein Doppelbett?«
    »Mehr Platz«, antwortete Rosanna gleichmütig. »Besonders wenn hier noch jemand übernachtet.«
    Lukas überlegte, hakte dann aber nicht nach, um bei einer Gegenfrage nicht lügen zu müssen; die Wahrheit hätte ihn schließlich wie einen Mönch oder impotent wirken lassen. Rosanna wollte ihrerseits nicht von all den Nieten erzählen, die sie nach der Scheidung gezogen hatte. Besonders ernüchternd war es mit dem Sachbearbeiter aus der Abteilung für Schadensmeldungen gelaufen, den sie nach einer Weihnachtsfeier mit nach Hause genommen hatte.
    Nicht einmal Kira hatte ihr das zugetraut. Schließlich fanden alle, dass der Mann aussah wie eine Mischung aus Brad Pitt und George Clooney. Leider verhielt er sich Rosanna gegenüber im Bett wie eine Mischung aus Al Bundy und Homer Simpson. Gefühlt hatte sie nur einen dumpfen Schmerz, während sich der vermeintliche Traumtyp auf, unter und hinter ihr die ganze Nacht lang abrackerte. Deshalb hatte sie ihn schon nach dem ersten Mal eigentlich nach draußen komplimentieren wollen. Andererseits war er während der Weihnachtsfeier wirklich nett zu ihr gewesen. Und die Aussicht, am Heiligabend vielleicht nicht allein aufzuwachen, hatte sie durchhalten lassen, bis er neben ihr erschöpft zusammengebrochen war. Am nächsten Morgen schreckte sie jedoch hoch, weil ihr Bettgefährte soeben die Wohnungstür hinter sich laut ins Schloss gezogen hatte.

    Als die ersten Sonnenstrahlen auf die ausdauernd wartenden Geier fielen, war die DVD längst zu Ende. Lukas wusste nicht, wer den Fernseher ausgestellt hatte oder als Erster eingeschlafen war. Rosanna erinnerte sich ebenfalls nicht daran. Sie wusste nur, dass zwischen ihnen nichts passiert war. Und dies hatte nicht an Lukas’ kleiner Kopfverletzung gelegen. Sie beide hatten ihre Chance verpasst, so einfach war das. Und der Morgen mit seinem grellen Sonnenlicht und all den Geräuschen der erwachenden Stadt nahm den Versuchungen und Gedankenspielen der Nacht den letzten Zauber.
    Vorsichtig drehte sich Rosanna zu Lukas und sah durch ihre verstrubbelten Haarsträhnen, dass er an seinem Pflaster knibbelte.
    »Willst du’s nicht lieber drauf lassen?«, murmelte sie leise, doch in diesem Moment zog Lukas es bereits ab. Er wandte sich Rosanna zu und deutete fragend auf seine Wunde.
    »Wie sieht’s aus?«
    »Du wirst es überleben.« Sie blinzelte, als die Sonne in ihre Augen schien. Lukas hob seine Handfläche, um ihr Schatten zu spenden.
    »Schon gut«, sagte sie.
    »Wie du meinst. Aber wundere dich nicht: Das Gegenlicht verpasst mir vielleicht einen Heiligenschein.«
    Rosanna musste lachen. Ihr Knie stieß unabsichtlich gegen seinen Oberschenkel. In der Nacht war es zu vielen solcher Berührungen gekommen. Lukas erinnerte sich, dass er einmal im Halbschlaf Rosannas Atem in seinem Nacken gespürt hatte, woraufhin er vorsichtig von ihr weg in Richtung Bettkante gerutscht war. Er selbst hatte nicht gemerkt, dass Rosanna zu einem anderen Zeitpunkt sanft seine Hand von ihrem Bauch genommen hatte. Jetzt aber rückten sie nicht auseinander.
    Noch wagten sie zwar nicht, einander anzusehen, aber irgendwann suchte seine Hand nach ihrer, und langsam verschränkte sie ihre Finger in seinen.
    Als Rosanna sich schließlich über ihn beugte, spürte sie, wie seine

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