BETA (German Edition)
bin, als man es von einem ordentlichen Klon erwartet. Ich habe nicht nur Erinnerungen, die nur von meiner First stammen können, ich liebe Essen – dieses Schokoladensoufflé sogar noch mehr als die köstliche Kombination von Makkaroni und Käse. Am liebsten würde ich alle Teller am Tisch leer essen.
Ich zwinge mich, nach der zweiten Gabel aufzuhören und den Schokoladengeschmack mit meinem Erdbeershake hinunterzuspülen. Am besten lösche ich auch die Erinnerung daran aus, sonst bringt mich die Gier noch um.
»Und wie hat es dir geschmeckt?«, fragt Liesel.
»Na ja«, meine ich achselzuckend. »Mir leuchtet schon ein, warum Menschen so etwas möglicherweise befriedigend finden, trotz der fehlenden nahrungstechnischen Notwendigkeit. Ein Schokoladensoufflé ist eben kein Erdbeershake.«
Alle am Tisch lachen wieder, als wäre ich nicht nur so was Ähnliches wie eine Ersatztochter, sondern auch noch ihr hauseigener Stand-up-Comedian. Ich versteh nicht, was daran gerade so lustig war. Ein Schokoladensoufflé ist ja wirklich kein Erdbeershake. Es handelt sich um vollkommen unterschiedliche Nahrungsmittel.
Vor der Familie würde ich das ja nie zugeben, aber ich bin soeben der Schokolade absolut verfallen. Ich glaube, dass man durch Schokolade tatsächlich Ataraxia erlangen kann.
Die Glamouresse des Governor, die auf der linken Gesichtshälfte die Blüten der rot-gelben Tagetes eintätowiert hat, tritt auf die Veranda. Ihre Erscheinung erinnert mich an eine Meerjungfrau. Sie hat bronzefarbene Haut, trägt ein eng anliegendes weißes Minikleid, das ihren perfekten Körper betont, und ihre langen hellblonden Haare mit den aquamarinblau gefärbten Spitzen reichen ihr bis zur Taille. »Der neue Sekretär des Sonderbeauftragten ist soeben eingetroffen«, berichtet sie dem Governor. »Er ist ohne Umweg über Heaven sofort hierhergekommen, wie ich es ihm auf Ihren Wunsch hin noch vor seinem Abflug mitgeteilt habe. Er wartet in Ihrem Arbeitszimmer auf Sie. Soll ich die Massage für später am Abend eintragen?«
Der Governor seufzt, wirft seine Serviette auf den Tisch, nimmt einen letzten Schluck von seinem Wein und steht auf. »Ja. Danke, Tawny.«
»Handelt es sich um den neuen Sekretär, der den Bericht für die Replikanten-Rechte-Kommission vorbereiten wird?«, fragt Mutter.
»Ja, so ist es«, antwortet der Governor. »Junger Offizier, frisch von der Militärakademie. Man setzt große Hoffnungen in ihn. Ist jedenfalls die Meinung des Aufsichtsrats. Hat eine große Karriere vor sich. Die Armee hat ihn mit diesem Unsinn beauftragt, um ihn noch etwas zu schonen, bevor er dann so richtig rangenommen wird.«
»Sollte ich ihn vielleicht einmal zum Tee einladen? Vielleicht möchte sich der junge Mann ja gern an der Planung für unseren alljährlichen Governor-Ball beteiligen«, sagt Mutter.
Der Governor und Ivan lachen beide laut auf.
»Nichts für ungut, Mutter«, sagt Ivan. »Aber ich glaube nicht, dass ein Kerl frisch von der Militärakademie, den sein erster richtiger Auftrag hierher führt, wild darauf ist, mit Gesellschaftsdamen auf Demesne eine lächerliche Party zu organisieren. Ich glaub, das kümmert den einen Dreck!« Auf seinem Gesicht spiegelt sich, welchen Horror es für den armen Sekretär des Sonderbeauftragten bedeuten muss, statt in den Kampf ins Paradies geschickt worden zu sein.
»Ich helf dir gern in deinem Komitee, Mutter«, sagt Liesel. »Ich mach mich nicht über dich lustig.«
»Danke, Schätzchen«, sagt Mutter und blickt Ivan empört an.
»Ivan, ich will nicht, dass du dich so über deine Mutter und das wichtigste gesellschaftliche Ereignis hier auf der Insel lustig machst«, sagt der Governor, bevor er den Tisch verlässt. Er folgt Tawny ins Haus, und als er neben ihr durch die weit geöffnete Glasschiebetür geht, bemerke ich, wie er ihr mit der Hand über den wohlgeformten Po streicht. Ivan bemerkt es auch – und bemerkt, dass ich es bemerkt habe.
»’tschuldigung«, murmelt er, und fährt dann fort: »Elysia braucht einen richtigen Badeanzug, Mutter. Einen für Sportschwimmerinnen. Astrids alte Bikinis verrutschen viel zu leicht.«
Mutter amüsiert sich köstlich. »Natürlich, mein Junge. Hat Farzad der Anblick heute etwa zu gut gefallen?«
Elftes Kapitel
E s ist schon später Vormittag, als ich am nächsten Tag von meinem morgendlichen Work-out in mein Zimmer zurückkehre. Xanthe räumt gerade bei mir auf. »Mrs Bratton hat das für dich rausgesucht«, sagt sie. Auf dem Bett liegt
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