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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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die Blätter verdeckt. »Spielt das eine Rolle?«, fragt sie.
    »Stört sie dich nicht, wenn du mit Miguel zusammen sein willst?«
    »Natürlich kommt sie mir immer mal wieder in die Quere. Zum Glück hält der Governor sie meistens auf Trab. Was ist los?«
    »Der Governor ist heute Nacht zu mir ins Zimmer gekommen.«
    Das Lächeln auf Xanthes Gesicht verschwindet. »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Er hat gesagt, dass sie mich vielleicht wegschicken, um mit mir Tests anzustellen, ob ich nicht auch defekt bin. So wie Becky. Und dann hat er gesagt, er könne mich allerdings auch selbst untersuchen.«
    Xanthe runzelt die Stirn. »Hat er … ?«
    »Nein, es ist nicht dazu gekommen. Ivan stand auf einmal in der Tür und hat dem Governor gesagt, Mutter wolle ihn sprechen. Aber was soll ich denn das nächste Mal tun, angenommen der Governor kommt wieder in mein Zimmer und Ivan taucht nicht zufällig auf?«
    Wie Xanthe daraufhin ihre Arme um mich legt, die Art und Weise, wie sie mich umarmt, fühlt sich merkwürdig an. Anders als alles andere, was ich bisher empfunden habe. Ich bin noch nie von einem anderen Klon umarmt worden, nur von Mutter. Bei Xanthes Umarmung muss ich an ein Wort denken, das ich erst vor kurzem gelernt habe: Melancholie . »Da kannst du überhaupt nichts tun«, murmelt sie. »Du bist ihr Eigentum.«
    Sie lässt mich los. »Vielleicht löst sich das Problem mit dem Governor ja bald. Dann stellt er keine Gefahr mehr dar. Für keinen von uns.«
    »Was meinst du damit?«
    Wir können beide in der Ferne Ivan nach mir rufen hören, der mit dem Morgentraining anfangen will.
    »Geh«, sagt Xanthe.
    Es ist mir egal. Ich beuge mich zu ihr, umarme sie und drücke sie ganz fest. »Danke, Xanthe«, sage ich. An meiner Situation hat sich nichts geändert, aber ich fühle mich getröstet.
    Ivan und ich haben unsere morgendlichen Sprints am Strand beendet. Wir stehen am Fuß der in den Fels geschlagenen steilen Treppe, die zur Villa des Governor hinaufführt.
    Ivan ist in Topform. In ein paar Wochen wird er zur Base aufbrechen. Inzwischen dürfte es für ihn kein Problem mehr sein, mit den anderen Rekruten mitzuhalten, wenn nicht gar sie zu schlagen. Vom stämmigen, trägen Wrestler-Typ hat er sich in einen sehr muskulösen jungen Mann mit extrem guter Kondition verwandelt.
    Er boxt mich in die Seite, bevor wir nebeneinander die Stufen hochrennen – auch unser spielerischer Boxkampf gehört zum Morgentraining dazu. »Und weißt du was?«, fragt er.
    Dieses Weißt-du-was-Spiel, das die Menschen so gern spielen, leuchtet mir nicht so recht ein. Warum nicht einfach sagen, was man sagen will?
    »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, antworte ich, wie ich es von Liesel gelernt habe.
    Tatsächlich rückt Ivan dann aber zwischen zwei Boxhieben mit einer interessanten Neuigkeit heraus. »Schlechte Nachrichten, Kumpel. Mutter hat Tahirs Mutter von dir vorgeschwärmt und jetzt möchte Tahirs Mutter auch mal einen Teen-Klon ausprobieren. Die Fortesquieus haben gefragt, ob sie dich für eine Woche ausleihen können, bevor sie sich selbst eine Beta anschaffen. Mutter hat zugestimmt, weil sie gar nicht anders kann. Und außerdem glaubt sie, dass es nach der Sache mit der Bombe die beste Möglichkeit ist, um allen auf der Insel zu zeigen, wie super ein Teen-Klon sein kann. Nur weil eine Beta defekt war, muss das ja nicht gleich bei allen der Fall sein.«
    »Und warum ist das eine schlechte Nachricht?«, frage ich. Warum jubelt es bloß in mir so? Eine ganze Woche mit Tahir! Und eine Woche ohne den Governor.
    Ivans Gesicht wird rot. So kenne ich das von ihm eigentlich nur, wenn er sein mit Testosteron versetztes Spezial-Raxia genommen hat. »Weil du meine Beta bist«, zischt er, »und ich es nicht mag, wenn die Fortesquieus denken, sie können dich mir einfach wegnehmen, nur weil sie reich und mächtig sind.«
    »Ist schon in Ordnung, Ivan«, versuche ich ihn zu beruhigen.
    »Das ist nicht in Ordnung. Aber ich kann daran auch nichts ändern. Pass gut auf dich auf, Kumpel!« Gerade noch rechtzeitig weiche ich ihm aus, sodass sein Faustschlag in die Luft trifft und nicht mich. Hätte er mit voller Wucht meinen Handrücken getroffen, ich glaube, er wäre jetzt gebrochen.
    Ivan und ich klatschen uns ab. Schluss für heute. Zeit fürs Mittagessen und danach eine Siesta. Ich verstehe nicht so recht, warum Ivan etwas dagegen hat, dass ich für eine Woche an die reichste und mächtigste Familie von Demesne ausgeliehen werde, um zu

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