BETA (German Edition)

Verlockung widerstehen könnte, von einer der einflussreichsten Familien der Welt persönlich einen Auftrag zu erhalten.
    »Dr. Lusardi hat meinen Eltern erklärt, bei der Herstellung von Teen-Klonen befinde sie sich noch im Beta-Stadium«, sagt Tahir. »Sie könne noch keinen Teen-Klon erschaffen, für dessen einwandfreies Funktionieren sie die Garantie übernehme. Wie ihre Vorbilder im echten Leben seien auch bei den Klonen Teenager schwer einzuschätzen und der Übergang ins Erwachsenenalter sei nur schwer zu bewerkstelligen. Meine Eltern mussten sich schnell entscheiden. Sie beschlossen, das Risiko einzugehen und auf eine neue Behandlungsmöglichkeit zu hoffen.«
    »Risiko? Behandlung? Was soll denn behandelt werden?« Wovon redet er denn da? Für Klone gibt es keine ›Behandlung‹. Wenn sie nicht mehr funktionieren, werden sie abgeschaltet. Oder sollte sich das irgendwie auf die Sache mit der Seele beziehen? Hatte dieser Klon Tahir vielleicht sogar eine Seele?
    »Eine neue Behandlungsmöglichkeit für das Stadium, in das Teenager früher oder später immer kommen. Wenn sie sich so furchtbar benehmen, wie das Jugendliche in ihrer Pubertät Erwachsenen gegenüber eben tun.«
    »Aber sorgt bei uns nicht unser Chip dafür, dass wir nie in dieses Stadium kommen?«
    »Stopp!«, brüllt Tahir auf einmal und beendet damit das Spiel in der FantaSphere. Die Stadt aus FloodQuest mit all ihren Gefahren verschwindet.
    Wir fallen beide erschöpft auf den Boden.
    Ich war gerade dabei, einen Plünderer auszuschalten, der mit seinem Schwert auf mich zugerannt kam. Aber die Informationen über dieses besondere Stadium der Teenager scheinen Tahir wichtiger zu sein als mein Karatetritt gegen den Kopf eines Feindes. Offensichtlich wollte er nicht mehr abwarten, bis ich meinen Gegner ruhmreich aus dem Weg geräumt hatte.
    »Du glaubst wirklich, dass es so ist?«, fragt er mich.
    »Was? Das mit dem Chip? Dachte ich bisher jedenfalls. Oder ist es nicht so? Haben wir vielleicht doch eine Seele. Hast du eine?«
    »Ich habe keine Seele. Dr. Lusardi hatte nicht genug Zeit, um dafür alles vorzubereiten. Sie musste das Beta-Standardverfahren für Teenager durchführen, um den Körper zu klonen. Sonst hätte es womöglich überhaupt nicht funktioniert.«
    »Aber was macht denn das Verfahren für Teenager so kompliziert?«, frage ich neugierig. »Was ist denn bei uns eigentlich anders als bei anderen Klonen?«
    »Wir sind so programmiert, dass wir irgendwann, genau wie menschliche Teenager, einen Entwicklungsschub machen. Unsere Hormone spielen verrückt, und wir verhalten uns nicht immer so, dass es den Erwachsenen gefällt. Das gibt es bei den anderen Klonen nicht. Aber weil es sich bei uns um die unausgereifte Beta-Version handelt, schaffen wir es anders als die Menschen nicht, über diese Phase hinwegzukommen. Wenn es dann mit uns zu schlimm wird, sollen wir sofort eliminiert werden.«
    »Was?« Diese Menschen sind wirklich grausame Bestien. Verlogen. Heimtückisch. Das erste Mal verspüre ich den Drang, ihnen auch so wehzutun, wie sie mir wehtun. Das ist alles so ungerecht. Mein Körper fühlt sich auf einmal wie taub an, alle Energie ist aus mir gewichen und ich bin enttäuscht, traurig und wütend.
    Ich bin noch gar nicht lange auf der Welt – und soll schon bald sterben?
    »Hat dir das wirklich noch keiner gesagt?«, fragt Tahir.
    Ich schüttle den Kopf. Nein, es ist jetzt das erste Mal.
    »Du bist aufgebracht«, sagt Tahir. »Zu recht.«
    »Du nicht?«, frage ich.
    »Vorher war mir alles egal. Aber seit ich das erste Mal Raxia genommen habe, bin ich verwirrt. Komisch, ich bin auf einmal wütend. Willst du noch genauer wissen, wie das alles läuft?« Ich nicke und Tahir erklärt weiter. »Sie wissen einfach noch nicht, wie sie den Übergang vom Teen-Klon zum Erwachsenen-Klon technisch hinkriegen sollen. Bei den Menschen ist das ja auch schwierig. Und außerdem wollen sie nicht, dass Menschen eine Anhänglichkeit an Teen-Klone entwickeln, die es ja nicht ins Erwachsenenstadium schaffen. Deshalb hat Dr. Lusardi die Teen-Betas so programmiert, dass sie sich automatisch schrecklich benehmen, ungefähr zur selben Zeit, in der normale menschliche Teenager auch in Ablösungsschwierigkeiten von ihren Eltern stecken. Was bedeutet, dass wir so rebellisch und unausstehlich werden, dass unsere Besitzer froh sind, wenn sie uns loswerden.«
    »Bestimmt haben deine Eltern, so reich und mächtig wie sie sind, bei Dr. Lusardi einen Klon ohne diese