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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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dass Sie sich ihr ebenso wenig würden entziehen können wie ich. Sie ist … unwiderstehlich in ihrer Rätselhaftigkeit.“
    Clio wich zurück, bis ihr Rücken an die Statue stieß. Sie hatte die Figur tatsächlich unwiderstehlich gefunden, so sehr, dass sie unvorsichtig geworden war. Als der Duke sich weiter näherte, griff sie hinter sich, und ihre Finger berührten Artemis’ kalte Sandale. Sie tastete sich nach unten vor, bis sie den seltsamen Riss im hölzernen Podest fand …
    Gerade als Calliope und Lord Westwood ihre Startpositionen einnahmen, setzte die Musik ein: eine schnelle, lebhafte Melodie, zu der sich ihre Füße in den Sandalen fast von selbst bewegten. Sie war nicht gerade Terpsichore, die Muse des Tanzes, aber ihr gefielen die Dynamik, die Rhythmik und der Einklang mit den anderen Tänzern, mit denen sie die Figuren und Muster des Tanzes formte. Normalerweise vermochte solche Musik sie für einige Minuten aus der Gegenwart zu befreien.
    Nicht so heute. Ihr ging so viel im Kopf herum: Clios Verschwinden, die Rettung der Alabastergöttin. Und nicht zuletzt der Umstand, dass ihr Partner bei diesem Tanz Cameron de Vere war.
    Nie hätte sie sich ausgemalt, dass sie einmal auf einem Ball miteinander tanzen würden, als wären sie … ja … Freunde. Keiner von beiden schimpfte oder schleuderte Blitze oder warf mit Gegenständen. Er stand ihr gegenüber in der Reihe und lächelte ihr zu. Calliope erwiderte das Lächeln, und auf einmal entfaltete der Zauber des Tanzes doch noch seine Wirkung. Ihre Hände berührten sich, und sie wandten sich zur Seite, um die Reihe abzuschreiten und sich mit den übrigen Tänzern in einem raschen, verwickelten Rhythmus abzuwechseln.
    Er war ein guter Tänzer, leichtfüßig und elegant – was sie nicht weiter überraschte, nachdem sie ihn seinen Phaeton hatte lenken sehen. Er führte sie mit sanfter Überzeugungskraft und ließ das Ganze völlig unangestrengt wirken. Irgendwann hatte Calliope das Gefühl, vom Boden abzuheben und zu fliegen.
    Als die Choreografie des Tanzes sie kurz trennte, beugte Emmeline sich zu ihr herüber und flüsterte: „Und? Ist er der Dieb?“
    Während sie sich im Kreis drehte, warf Calliope Lord Westwood einen Blick zu. Er verfügte zweifellos über die Geschmeidigkeit, um durch ein Fenster einzusteigen, und die Kraft, um die Alabastergöttin fortzuschleppen. Aber … „Ich weiß nicht. Und Mr. Smithson?“
    Emmeline konnte noch die Schultern heben, bevor sie getrennt wurden. Westwood ergriff abermals Calliope bei der Hand und zog sie an sich. „Sie sind eine gute Tänzerin, Miss Chase“, sagte er, nicht im Mindesten außer Atem.
    Calliope hingegen fühlte sich plötzlich atemlos, als sie ihm in die Augen sah. „Dasselbe gilt für Sie“, erwiderte sie. „Haben Sie das auf Ihren Reisen gelernt?“
    „Oh, ich habe viele Begabungen, Miss Chase“, sagte er und zog sie dicht an sich. Ihre bloßen Arme berührten sich, und unter seiner glatten Haut spürte sie seine Wärme und Kraft. „Viele davon kennen Sie noch nicht.“
    Sie traten in ihre Reihen zurück, als das Stück zu Ende ging, und Calliope machte einen Knicks. Ihr Herz pochte, als wäre die Erde unter ihren Füßen in Bewegung geraten, eine Erde, auf deren Festigkeit sie sich stets verlassen hatte.
    Westwood half ihr auf und führte sie von der Tanzfläche. Im Saal war es noch voller als zuvor, denn immer noch strömten neue Gäste nach, sodass die Menge allmählich auch die Veranda und das große Treppenhaus bevölkerte. Doch Calliope bemerkte den Lärm und das Gedränge nicht; das Einzige, was sie spürte, war seine Hand.
    „Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie heute ausgesprochen hübsch aussehen, Miss Chase?“ Sein Mund war so dicht an ihrem Ohr, dass sein Atem die Löckchen an ihrer Schläfe in Bewegung versetzte.
    Calliope erbebte. „Ich … danke Ihnen, Lord Westwood. Sie haben bereits erwähnt, dass ich eine glaubwürdige Athene abgebe. Obwohl ich mich gar nicht göttlich fühle: Ich finde ja nicht einmal meine eigene Schwester wieder.“
    „Sie ist übrigens nicht die Einzige, die verschwunden ist: Auch unser berüchtigter Gastgeber vernachlässigt offenbar seine Pflichten …“
    Clio und Averton – beide nicht im Saal? „Ich muss meine Schwester finden“, sagte Calliope.
    „Ich helfe Ihnen suchen; das Haus ist sehr groß. Aber irgendwo muss sie ja stecken.“
    „Das ist wirklich zu liebenswürdig! Doch darf ich Sie wirklich vom Tanzen abhalten – oder von den

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