Betörende Versuchung
rief sie. »Du bist unerträglich! Gibt es denn gar nichts, das du ernst nehmen kannst? «
» Beruhige dich, Arabella. Du warst sehr mutig. «
Sie hob ihr Gesicht und sah ihn seltsam an; in dem Moment bekam er mit, dass er leise, beruhigend zu summen begonnen hatte.
Einen Augenblick später spürte er, wie sie sich aufrichtete. Er löste ebenfalls seine Umarmung und ließ die Hände an den Seiten herunterhängen.
Sie sah sich um. »Wozu dient dieses Zimmer? «
»Meines Va -« Er hielt gleich inne. »Sebastians Arbeitszimmer«, beendete er die Antwort. Es war, als lege sich ein enges Band um seine Brust, bis er fast glaubte zu ersticken. Es war gerade vor diesem Zimmer gewesen, damals, nur ein paar Schritte entfernt
Schnell verdrängte er die Erinnerung. Das würde er sich jetzt nicht antun. Auf gar keinen Fall. Es war schon schlimm genug, dass er bei einem Aufenthalt auf Thurston Hall immer an all die Wut und Verletzungen denken musste. Gott strafte ihn, indem er ihn seine eigene, persönliche Hölle durchleben ließ. Zwölf Jahre voller Schuldgefühle waren anscheinend nicht genug.
Nein. Das Urteil lautete: lebenslänglich.
Mondlicht fiel durch die hohen Sprossenfenster. Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Arabella ging zu einem Fenster. Justin entzündete ein paar Kerzen und wandte sich dann ihr zu.
»Arabella«, sagte er.
Sie wirbelte herum, eine Hand strich über den schweren, purpurroten Vorhangstoff.
»Da ist etwas, das du wissen solltest«, begann er grimmig. »Was McElroy heute Abend getan hat, hat einen bestimmten Grund. «
Ihre Augen blitzten auf. » J a, offensichtlich ist er ein Schuft.«
»Nicht nur das. «
»Was sollte es denn sonst sein -« Sie hielt inne, als sie sah, dass er den Kopf schüttelte.
An der Nacht des Balles bei den Farthingales, in dieser Nacht haben fünf Männer im White's Club eine Wette abgeschlossen, eine Wette, die dich betrifft. McElroy ist einer von ihnen. «
Ihre Blicke lagen auf ihm, aber ihr Gesichtsausdruck war nun wachsam. »Was für eine Wette? «
Sein Blick bohrte sich in den ihren. »Erinnerst du dich, was ich dir an dem Abend bei Barringtons gesagt habe? Über deine Verehrer? «
»Fitzroy war dabei. Und Brentwood und Drummond«, sagte sie langsam. Justin bemerkte deutlich den Moment, als sie begann zu begreifen. »Du sagtest, ich sollte ihnen nicht vertrauen ... keinem von ihnen.« Sie errötete. »Denn sie wären nur darauf aus, meine ... « Sie errötete noch mehr und war nicht in Lage, den Satz zu beenden.
»Unschuld zu rauben«, Sagte Justin ruhig. »Bei der Wette, Arabella, geht es um dreitausend Pfund für den Mann, der der Unerreichbaren die Jungfräulichkeit nimmt.«
Ihre Augen wurden riesengroß, das Gesicht blass. »Meinst du etwa ... «
»Ja«, unterbrach er sie knapp.
Schweigen breitete sich aus. Dann begegnete sie seinen Blicken. »Das sind j etzt aber nur vier«, flüsterte sie. »Was ist mit dem fünften Mann, Justin? Bist du deshalb an dem Abend zum Ball der Farthingales gekommen? Um den P reis zu begutachten? Die Unerreichbare zu sehen? « Sie stand hinter einem Sessel und krallte ihre Finger so fest in die Lehne, dass ihre Knöchel weiß wurden. Ihre Stimme klang eisig. »Bist du der fünfte Mann? «
Ein Muskel in seinem Kinn straffte sich. Ein dunkles, bitteres, seltsames Gefühl beschlich ihn. Ja ... Nein. Oh, Himmel. Er konnte ihr unmöglich von der anderen Wette erzählen - dieser leichtsinnigen, dummen Wette mit Gideon. Mein Gott, war er ein Idiot. Er konnte es nicht! Er fühlte sich zu ihr auf eine Art hingezogen, die er niemals für möglich gehalten hätte. Was für eine verdammte Ironie, der Sünder und die Heilige, dachte er düster. Es war zwar egoistisch, aber es sollte wohl so sein. Sie würde ihn nur noch mehr hassen, und den Gedanken konnte er einfach nicht er-tragen.
Sie hatte Recht. Er hatte keine Skrupel. Denn sogar j etzt dachte er nur daran, sich selbst zu schützen.
»Nein«, hörte er sich sagen. »Es ist William Hardaway.«
»Hardaway. Ja, natürlich. Er hat mir in dieser Woche zweimal seine Aufwartung gemacht. «
Er sah, dass sie das Kinn reckte und ihm den Rücken zuwandte.
Seine Augen verengten sich. »Arabella? «
»Ja? « Sie hörte sich ganz normal an. Man musste zugeben, sie war ziemlich gelassen, besonders angesichts der Tatsache, dass sie gerade von McElroy angegriffen worden war.
»Sagst du gar nichts mehr dazu? «
Sie drehte ihm das Gesicht zu. Die Art, wie sie die Finger verkrampft
Weitere Kostenlose Bücher