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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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schaute als erster weg. »Haben Sie Angst, enttäuscht zu werden?« Dann setzte sie mit weicherer Stimme hinzu: »Oder befürchten Sie, Sie könnten deren Erwartungen in Sie nicht gerecht werden?«
    Er zog die Augenbrauen hoch und pfiff leise. »Aua. Sie schießen mit gemeinen Pfeilen, Melina.«
    Â»Ha-ha. Ein echter Indianerwitz.« Lange Zeit musterte sie ihn intensiv. »Das ist es, nicht wahr?«
    Â»Was ist was?«
    Â»Sie sind ein Erfolgsmensch, der Fehlschläge verachtet. Chief«, meinte sie mit leichtem Tadel, »Sie müssen sich selbst ein paar kleinere Fehlschläge gestatten und die Fähigkeit entwickeln, sich einen Fehler zu verzeihen.«
    Er beugte sich vor, bis sich ihre Gesichter fast berührten. »Haben Sie das denn?«
    Â»Was?«
    Â»Sich selbst verziehen.«
    Sie schnappte nach Luft. »Weil wir die Rollen getauscht haben?«
    Â»Haben Sie?«
    Nach einer Weile meinte sie: »Daran arbeite ich noch, auch wenn’s schwierig ist. Bislang siegt das Schuldgefühl.«
    Â»Ich bewundere Ihre Ehrlichkeit.«
    Â»Vielen Dank.«
    Â»Die verdient eine Belohnung.«

    Â»Nur zu.«
    Er neigte sich etwas zurück. »Auf meiner letzten Mission da oben habe ich gebetet.« Sie verhielt sich ganz still, hörte zu, gab ihm Zeit. Verlegen zuckte er die Schultern. »War sicher kein grandioses Gebet. Nichts im Vergleich zu ihm«, meinte er und deutete mit dem Kinn zum Fernseher hinüber. »Nichts, was man in der Kirche so hört.
    Die restliche Mannschaft schlief. Ich habe einfach hinausgeschaut, wissen Sie, habe mir alles angesehen. Diese unendliche Weite, so –« Er brach ab. Für einen Augenblick fehlten ihm die Worte, um das Ausmaß des Universums zu beschreiben. »Melina, es ist so wunderschön. Im Vergleich dazu kam ich mir überflüssig vor, absolut klein und unbedeutend.
    Und doch auch wieder – zugehörig. Ein Teil von etwas, das größer ist als die Summe des Ganzen, ein Teil von etwas, das mehr Ehrfurcht gebietet als selbst der Weltraum. Vermutlich so etwas wie Gott. Und da habe ich, äh, einfach vor mich hin gedacht, wissen Sie, ein kleines Dankgebet, dass es da war, und dass man mich ausgewählt hatte, einen einzigartigen exklusiven Blick darauf zu werfen.« Nach einem Moment schaute er sie direkt an. »Das ist alles.«
    Â»Das ist genug.« Blinzelnd vertrieb sie die Tränen, die aus ihren Augen zu fließen drohten, und schluckte den Klumpen in der Kehle hinunter. Sie wollte ihn keinesfalls in Verlegenheit bringen, nachdem er vor ihr seine Seele entblößt hatte. Gerne hätte sie ihm gesagt, wie geehrt sie sich fühlte, weil er ihr einen derart intimen Moment anvertraut hatte, tat es aber nicht. Gerne hätte sie seine harte Wange berührt und ihm gesagt, er solle sich nicht für diesen Augenblick der Transzendenz schämen. Aber auch das sagte sie nicht. Und jede Berührung wäre aus mehreren Gründen riskant.
    Stattdessen sagte sie leise: »Chief, Sie können an die Wissenschaft und gleichzeitig an mehr glauben. Das schließt sich nicht aus.«
    Â»Tja, vermutlich.«

    Er räusperte sich, stand auf und trat seitlich ans Bett, wo er sich aufs Kopfteil fallen ließ und sich in voller Kleidung mit den Stiefeln auf die Bettdecke legte. Dann rief er von seinem Handy aus sein Büro und verschiedene Mailboxen in Houston an, ohne auf eine seiner Nachrichten zu reagieren.
    Ein weiterer Anruf ging ans Mansion, wo er sich erkundigte, ob dort irgendwelche Nachrichten für ihn eingegangen seien. Er hörte sie ab. Als sie seinen Blick spürte, warf sie ihm rasch einen Blick über die Schulter zu.
    Er schaltete das Telefon aus. »Tobias.«
    Â»Hat bei Ihnen angerufen?«
    Â»Lawson muss ihm meinen Aufenthaltsort genannt haben. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen, ich solle ihn so schnell wie möglich anrufen. Meinte, es sei dringend.«
    Â»Werden Sie’s tun?«
    Er schüttelte verneinend den Kopf. »Dann wäre ich offiziell in eine FBI-Ermittlung verwickelt. Davon würden die Medien früher oder später Wind bekommen. Ich ziehe eine inoffizielle Beteiligung vor. Aber vielleicht sollten wir uns die Nummer notieren, die er hinterlassen hat. Nur für alle Fälle.«
    Als er ihr die Nummer wiederholte, meinte sie: »Das ist sein Handy.«
    Â»Sie erinnern sich noch an die Nummer?«
    Â»Dafür habe ich

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