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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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fragend an. Kopfschüttelnd bedeutete er ihr, noch eine Weile länger still zu sein. Zum Zeitvertreib starrte sie in seinen offenen Hemdkragen, wo sie in der Halsgrube sein Herz schlagen sah.
    Endlich deutete er mit dem Kinn nach oben. Vorsichtig stiegen sie die beiden Treppen in den siebzehnten Stock hinauf, wo Chief an der Türe anhielt und zu ihr hinunter sah. Alles in Ordnung? fragte er stumm. Schon wollte sie unentschlossen mit der Schulter zucken, besann sich dann aber eines anderen und nickte nachdrücklich.
    Chief öffnete die Tür. Bis auf gedämpfte Fernsehgeräusche, die aus einer der Wohnungen drangen, lag der Flur leer da. Während sie noch zögerten, ging am Flurende eine Tür auf. Jem Hennings trat heraus und musterte irritiert und erwartungsvoll zugleich den Aufzug. Dann überprüfte er seine Armbanduhr.
    Gerade als er wieder in seine Wohnung zurückwollte, fiel sein Blick zufällig den Flur entlang. Bei ihrem Anblick fuhr er herum. »Was macht ihr denn im Treppenhaus?«
    Â»Sport treiben.«
    Vorsichtig gingen sie und Chief nebeneinander durch den Flur auf ihn zu.
    Â»Ich habe mich schon gewundert, wo ihr so lange bleibt. Der
Wachmann hat mich schon vor fünf Minuten angerufen. So lange brauchen die Aufzüge normalerweise nicht.« Sein Blick wanderte von ihr zu Chief. »Wie das sprichwörtliche Schusterpech.«
    Â»Freut mich, Sie wieder zu sehen, Hennings. Möchten Sie uns hereinbitten, oder sollen wir uns vor den Ohren Ihrer Nachbarn hier draußen im Flur darüber unterhalten, wie Sie Melina heute Morgen umbringen lassen wollten?«
    Â»Umbringen?«, wiederholte er auflachend. »Das beweist, wie viel Sie wissen.« Mit ausladender Geste wies er sie in seine Wohnung. Sie wollte schon vorangehen, da legte ihr Chief vorsichtig die Hand auf den Arm. »Nach Ihnen, Hennings.«
    Wieder lachte Jem, als hätte Chief einen Witz gemacht, ging aber trotzdem vor ihnen hinein. Ihr fiel auf, dass Chief zwar die Tür zuzog, aber nicht ganz einrasten ließ. Vermutlich wollte er sich einen Fluchtweg offen halten, obwohl Jem bei einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihm garantiert den Kürzeren gezogen hätte.
    Â»Kann ich euch etwas zu trinken anbieten?«, fragte Jem jovial.
    Â»Das ist kein Freundschaftsbesuch.«
    Â»Nein, Kemo Sabe«, meinte er mit einem amüsierten Grinsen zu Chief, »das habe ich auch nicht angenommen. Ihr beide habt ja den ganzen Tag heftig herumgeschnüffelt, nicht wahr?« Als er sich ihr zuwandte, verschwanden Lächeln und falsche Herzlichkeit. »Melina, du hast beim Einbruch in meine Wohnung deine Spuren nicht gut verwischt.«
    Â»Das war mir auch herzlich egal. Ich habe gefunden, weshalb ich gekommen war.«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Eine Spur. Ich weiß nur nicht, wie ich sie interpretieren soll.«
    Jem ließ sich in sein Sofa sinken und legte beide Arme hoch, als wolle er sagen, er stünde ganz zu ihrer Verfügung.
    Â»Dale Gordon, Jem«, sagte sie ohne Umschweife.

    Â»Was ist mit ihm?«
    Â»Du kanntest ihn.«
    Â»Ja.«
    Sie spürte, dass Chief von so viel Offenheit genauso überrascht war wie sie. Damit hatten sie nicht gerechnet. Chief hatte sogar den Wunsch geäußert, Jem Hennings grün und blau zu schlagen, falls er ihre Fragen ausweichend beantwortete.
    Jems unverblümte Art ließ sie zusehends misstrauischer werden. Nur unter einer einzigen Bedingung würde er zugeben, dass er den Mörder seiner Verlobten kannte: Wenn er sicher wüsste, dass ihn irgendjemand deckte, und die Polizei nie und nimmer Wind bekäme.
    Â»Jem, in welchem Zusammenhang kanntest du ihn denn? Ich weiß, dass du nicht mit ihm befreundet gewesen bist.«
    Â»Das hätte gerade noch gefehlt.« Er erschauerte gespielt. »Bei ihm bekam ich, offen gestanden, eine Gänsehaut. Unsere Beziehung war rein beruflicher Art. Gordon und ich arbeiten für dieselbe Firma.«
    Â»Für die Waters-Klinik?«, wollte Chief wissen.
    Â»Nein, Chief.« Sie war ihm einen Schritt voraus. »Sie arbeiten für Bruder Gabriel.«
    Â»Weißt du, Melina«, meinte Jem, wobei er gemütlich Arme und Beine verschränkte, »ich habe dich schon immer für die Gescheitere von euch beiden gehalten. Kratzbürstiger und weniger formbar und zutraulich. Dafür einen Hauch intelligenter.«
    Sie würde sich nicht von seinen Provokationen ablenken

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