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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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»Nein, Chief, ich will das hören, auch wenn es noch so schwer fällt. Ich will das hören.«
    Â»Danke schön, Melina.« Nach einem verächtlichen Blick auf Chief wandte sich Jem wieder an sie. »Die Auserwählten dürfen nur mit ihren Partnern oder Wächtern intimen Kontakt haben, sonst mit niemandem.«
    Â»Weil die steril sind«, sagte sie.
    Â»Aha!«, rief er. »Ich denke, das war soeben dein Durchbruch.«
    Langsam nickte sie, während sich in ihrem Kopf allmählich alles zusammenfügte. »Die Frauen sind die Erwählten. Gillian. Candace Anderson. Gesunde junge Frauen.«
    Jem lächelte. »In jeder Hinsicht überlegen.«
    In Chiefs Augen glomm ein Licht auf. »Sie erzeugen Retorten-Babys.«
    Â»Nicht wahr, Candace Anderson ist eine wunderschöne Frau?« Jems Frage war rein rhetorisch gemeint. »In körperlicher Hinsicht ein Musterexemplar. Und außerdem extrem intelligent und musikalisch begabt. Hoffentlich können wir sie nochmal einsetzen. Genauso wie wir dich einsetzen werden, Melina. Jetzt, da uns Gillian geraubt wurde. Da sie ein Opfer ihrer eigenen Lust wurde, hat man dich erwählt, um ihren Platz einzunehmen.«
    Seine Stimme bekam einen unheimlichen, hypnotisierenden Klang. »Gillian wäre perfekt gewesen, was Dale Gordon sofort erkannt hat. Weißt du, das war seine Aufgabe. Er musste zukünftige Kandidatinnen erkennen und anschließend überprüfen, was für ihn ein Leichtes war, da er über ihre medizinische Vorgeschichte verfügte. Gillian war in körperlicher Hinsicht ideal und mental überragend. Außerdem war sie nicht durch eine Beziehung vorbelastet, was mitunter mühsam sein kann.«
    Â»Kurz und gut, sie war eine Kandidatin für den Großen Plan, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Der Große Plan brauchte sie. Und jetzt braucht er dich, Melina.« Er ergriff ihre
Hände, hielt sie zwischen seinen heißen feuchten Handflächen fest und sagte dann mit verzücktem Lächeln: »Ich bin ja so froh für dich.«
    In dem Moment explodierte sein Schädel.

28
    Mit einem Hechtsprung schleuderte Chief Melina zu Boden, dass ihr die Luft stockte, und blieb auf ihr liegen. Nur wenige Zentimeter entfernt lag Jem Hennings, von dem oberhalb der Schultern nicht mehr viel übrig war. Das große Fenster mit Blick auf die Skyline von Dallas war zerborsten.
    Dies alles hatte Chief binnen einer Nanosekunde registriert.
    Er rollte von Melina herunter, packte das Kabel der Tischlampe und riss es aus der Steckdose. Die Wohnung war dunkel.
    Â»Wer… Wo…«
    Â»Vermutlich vom Hausdach auf der anderen Straßenseite«, lautete seine Antwort auf Melinas Stottern. Eines musste er ihr zu Gute halten: Jede andere mit Blut und Hirnfetzen bespritzte Frau wäre vermutlich längst hysterisch über ihn hergefallen. Entweder war sie verdammt tapfer, oder sie stand unter Schock. Letzteres würde bedeuten, dass sie jeden Moment zusammenbrechen konnte.
    Â»Ist alles in Ordnung?«
    Sprachlos starrte sie ihn an, bis er die Frage wiederholte und sie scharf beim Namen rief. »Ja. Ja.«
    Â»Nicht bewegen.«
    Â»Chief –«
    Â»Stillhalten.«
    Auf allen vieren kroch er in die Küche und kam mit einer Rolle Küchenpapier zurück. »Putzen Sie Ihr Gesicht ab. Schnell.« Sie tat, wie befohlen, und fuhr sich hastig übers Gesicht. Er spuckte auf ein Papiertuch und wischte die Flecken
weg, die sie übersehen hatte. »Ziehen Sie Ihre Jacke aus.« Auch das tat sie ohne Widerrede. Zum Glück war ihr Pullover darunter sauber.
    Â»Habe ich was abbekommen?«
    Sie musterte ihn näher. »Ich kann nicht… kann nicht… Ich glaube nicht.«
    Wieviel Zeit war vergangen? Zwanzig Sekunden? Dreißig? Vierzig? »Wir müssen hier raus.«
    Â»Sind wir als Nächste dran?«
    Â»Sie nicht. Sie werden für den Großen Plan gebraucht«, erwiderte er sarkastisch.
    Â»Dann sterbe ich lieber.«
    Â»Ich ziehe das Leben vor. Also los.«
    Er half ihr hoch. Geduckt liefen sie zur Tür, wo er den Hörer der Sprechanlage herunterriss. »Wie heißt dieser Wachmann?«
    Â»Ã„h, Henry. Harry«, korrigierte sie sich gerade noch rechtzeitig, als der Mann antwortete.
    Â»Hilfe! Die sind durchgeknallt!«, brüllte Chief in den Hörer. »Hier oben brennt’s! Harry, können Sie mich hören? Hilfe! Feuer!

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