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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Feuer!«
    Dann ließ er den Hörer fallen und gegen die Wand knallen. Mit Melina an der Hand schoss er in den Gang hinaus. Noch ehe sie die Fluchttür am Gangende erreicht hatten, schrillte der Feueralarm ohrenbetäubend los. Hinter ihnen gingen Türen auf.
    Angesichts der Bequemlichkeit der menschlichen Natur befürchtete er, die Leute würden erst dann ihre gemütlichen Wohnungen verlassen und ihren Feierabend unterbrechen, wenn sich der Alarm bestätigt hatte. Außerdem baute er darauf, dass die moderne Gesellschaft nur sehr zögerlich näheren Kontakt zu ihrer Nachbarschaft aufnahm. Vermutlich würde ihn jeder für einen Mitbewohner halten.
    Deshalb brüllte er unter wildem Gefuchtel: »Schnell, alles nach unten. In Wohnung D brennt’s, das Feuer breitet sich rasch aus.«

    Ein Bewohner aus einem tieferen Stockwerk hatte sich als Reaktion auf den Alarm ins Treppenhaus gewagt und rief herauf: »Brennt’s denn wirklich?«
    Â»In Siebzehn D«, rief Melina zurück. »Holen Sie alle aus Ihrem Stockwerk!«
    Kaum waren sie mehrere Treppen hinuntergehastet, steckten sie bereits in einem Menschenstrom, der sich ins Treppenhaus ergoss. Genau darauf hatte Chief mit dem Auslösen des Alarms gehofft.
    Â»Was machen wir, wenn wir unten sind?«, erkundigte sich Melina atemlos.
    Â»Wenn ich das nur wüsste. Hoffentlich herrscht ein solches Durcheinander, dass wir entkommen können. Lassen Sie jedenfalls nicht meine Hand los, egal, was passiert.« Als Antwort spürte er einen leichten Händedruck, obwohl sie gleichzeitig einer Frau im Sari half, zwei verschlafene Kinder die Treppe hinunterzuscheuchen.
    Noch ehe sie die Eingangshalle erreicht hatten, konnte Chief Sirenengeheul hören. Als sie ins Erdgeschoss kamen und die Eingangshalle betraten, schoben Sicherheitskräfte vom Gebäudewachdienst die Leute seitlich durch einen Notausgang. Zwei Einsatzwagen standen schon bereit, aus denen Feuerwehrleute in voller Montur sprangen und auf den Eingang zurasten, wo Harry wirres Zeug plapperte. Chief war froh, dass der Wachmann beschäftigt war und Melina und ihn in der Menge nicht sah, die sich geschlossen auf den schmalen Notausgang zuwälzte.
    Â»Ziehen Sie den Kopf ein«, wies er sie an, während sie sich durch die Tür zwängten. Mit gesenkten Augen gingen sie weiter. Kaum hatten sie die Türe hinter sich, zerrte er sie an den Rand der Menge, hielt sich dabei aber stets im Schatten, während sie das Sicherheitspersonal über die Straße auf den Parkplatz des Hauses winkte, von dem aus mutmaßlich geschossen worden war.
    Beim Anblick von zwei bekannten Gesichtern in der Menge
hielt er unversehens an. Beide Männer suchten wie wild herum, aber nicht aus Angst vor dem Feuer. Prüfend musterten sie jedes Gesicht, das das Gebäude verließ.
    Chief wirbelte Melina herum und schlug die entgegengesetzte Richtung ein. »Nicht umsehen. Bei sechzig Grad: Unsere falschen FBI-Beamten. Ich wette meinen Kopf, dass sie geschossen haben.«
    Â»Aber warum sollten sie Jem erschießen? Sie unterstanden ihm doch, oder?«
    Â»Dachte er wohl.«
    Ã„ngstlich zog sie die Unterlippe zwischen die Zähne. »Und was machen wir jetzt?«
    Â»Nun, wir könnten versuchen, mit den Kerlen vernünftig zu reden.«
    Â»Wunderbar«, meinte sie bissig.
    Â»Oder wir könnten Tobias anrufen, oder Lawson. Beide würden uns helfen.«
    Â»Und uns gleichzeitig einsperren.«
    Insgeheim gestand sich Chief ein, wie töricht es war, sich nicht des Schutzes zu bedienen, den ihnen FBI und die Ortspolizei bieten konnten. Ihrer beider Leben war in Gefahr – zumindest seines. Nachdem Hennings erledigt war, stand vermutlich sein Name auf dem nächsten Dum-Dum-Geschoss. Schon zwei Mal war ein Versuch gescheitert, ihn zu bestrafen, weil er Gillian »befleckt« und für den Großen Plan entweiht hatte. Außerdem gefiel es ihm gar nicht, dass man Melina bereits als Ersatz bestimmt hatte.
    Natürlich konnte es sich bei Hennings Geschichte nur um das Geschwätz eines Irren handeln. Schon möglich, dass er und sein Busenfreund Gordon, dieser perverse Lustmolch, lediglich Fanatiker gewesen waren, die Bruder Gabriels wohlgemeinte Botschaft zur Rechtfertigung ihres eigenen anomalen Programms verdreht hatten.
    Vielleicht verhielt es sich aber auch ganz anders, und diese Aussicht war entsetzlich. Falls Bruder Gabriel der

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