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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Kirche waren.
    An klaren milden Abenden wie diesem durften die Kinder im Innenhof spielen, was ihnen eine ideale Gelegenheit bot, ihn beim Gebet zu sehen. Nie durfte in ihren Köpfen auch nur ein Funken Zweifel an seine Hingabe Raum finden. Dadurch hoffte er, in jedem und jeder den Wunsch zu wecken, diesen Zustand selbst zu erreichen.
    Obwohl die Kinder von ihren Müttern oder Ersatzmüttern beaufsichtigt wurden, bestand er darauf, dass sich jedes Kind aus freien Stücken für das Spiel entscheiden durfte, das es interessierte. Wie sonst sollte er herausfinden, worin die Stärken und Talente jedes einzelnen Kindes lagen? War dieser Junge ein Wissenschaftler? War das Mädchen eine Heilerin? Joel war von Natur aus Sportler, Margaret eine Intellektuelle. Wie ein Magnet Metallspäne anzieht, so hatte William eine Begabung, loyale Freunde anzuziehen. Sarah war eine Komikerin, die sich aber im Streitfall auch diplomatisch verhielt. Entdeckte er in David etwa unternehmerische Fähigkeiten? Besaß Jennifer herausragende Managerqualitäten?
    Natürlich interessierten ihn die Jungen mehr als die Mädchen. Aus den Mädchen würden Frauen, deren Hauptaufgabe im Vorhinein feststand. Trotzdem war Bruder Gabriel Realist. Frauen hatten sich einen Weg in die Industrie, die Politik, die Wirtschaft und alle anderen Sparten erschlichen, besonders in Nordamerika und Westeuropa. Bis zur Umkehr dieses Trends musste er damit leben. Die Mädchen mussten auf alle Bereiche der Gesellschaft vorbereitet werden, genau wie die Jungen. Im Grunde genommen gab es sogar Gebiete, die sie
vermutlich leichter durchdringen konnten als ihre männlichen Antipoden.
    Er studierte sie alle, beobachtete ihre Verhaltensmuster und hielt nach Schwächen Ausschau, die sie für den Großen Plan ungeeignet machen könnten. Nur wenige Kinder entsprachen nicht seinem Standard, was für den von ihm entwickelten Auswahlprozess sprach.
    Kniend und mit betend gesenktem Haupt nützte er allabendlich seine Zeit, um für jedes Kind eine Zukunft zu planen. Dabei bedachte er sämtliche irrwitzigen Veränderungen, die sie beim Eintritt in die Welt dort draußen vorfinden würden. Schon beim Gedanken daran wurde ihm schwindelig.
    Â»Amen.«
    Er erhob sich und nahm das russische Betkissen. Unten merkte jemand, dass er seine Gebete beendet hatte, und rief einen Gruß hinauf. Er winkte. Bald waren alle Augen im Hof auf ihn gerichtet. Sie buhlten um seine Aufmerksamkeit.
    Â»Bruder Gabriel, schau her.«
    Schwungvoll warf Joel einen Basketball in den Korb. Ein zukünftiger NBA-Star? Wenn ja, wie viele junge Männer würden ihn als ihr Vorbild bewundern? Allein die Vorstellung, wie viele Leben er beeinflussen und zu Bekehrten machen könnte. Er nahm sich vor, einen Trainer zu engagieren, um Joels natürliche Begabung zu fördern.
    Er applaudierte begeistert. »Gut gemacht«, rief er dem Jungen zu.
    Leslie, die Bauerntochter aus Iowa, strahlte ihn mit offener Hingabe an. Seit ihrem Besuch bei ihm hatte sich ihr Verhalten auffallend gebessert. Es hieß, sie wirke nun nicht mehr einsam und habe kein Heimweh mehr. Sie widmete sich mit frischer Energie ihren Studien und Aufgaben.
    Als er ihr zuwinkte, errötete sie entzückend. Was sie auch sollte. Im Bett war sie von einer irdischen Sinnlichkeit, die ihre ländliche Herkunft verriet. Sie war unglaublich gut zu vögeln.

    Trotzdem war es zu früh, sie erneut holen zu lassen. Dann würden die anderen eifersüchtig.
    Mary, das Mädchen mit dem wunderschönen dunklen Lockenschopf, umfing mit beiden Händen ihren schwangeren Bauch. Sie erinnerte an eine köstliche überreife Frucht, die jeden Moment zu platzen drohte. Unter ihrem Gewand zeichneten sich daumendicke Brustwarzen ab, bereit, das Kind zu stillen.
    Sofort wurde Bruder Gabriel steif vor Begierde. Für einen Beischlaf war ihre Schwangerschaft schon zu weit fortgeschritten, aber es gab ja noch andere lustvolle Befriedigungen. Er beschloss, später nach ihr zu schicken.
    Er winkte zum letzten Mal und begab sich nach innen.
    Die Güte in Person. Wieder schossen ihm diese Worte durch den Kopf. Dieses Motto nähme sich gut in goldenen Lettern auf einer Inschrift unter einem Bild von ihm aus, das ihn mit ausgebreiteten Armen in einer Geste allumfassender Liebe darstellte.
    Mr. Hancock erwartete ihn mit einem Aperitif, genau wie er ihn mochte. Nachdem Hancock das Gebetskissen

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