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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Luft.
    Â»Sind die immer noch hinter uns her?«
    Â»Ich möchte nichts riskieren. Wie weit ist es noch?«
    Â»Zwei, drei Blocks. Sehen Sie die Lichter?«
    Ãœber Dächer und Baumwipfel sah er Neonwerbung aufleuchten. »Abflug.«
    Im Einkaufsviertel hatte man viele ältere Häuser in Geschäfte umgewandelt, die zu dieser Stunde geschlossen waren: Antiquitätenläden, Friseursalons, Kanzleien. Sie hielten sich im Schatten und nutzten Bäume, Zäune und Büsche zur Deckung.
    Sie fragte nach hinten: »Und wenn wir dort sind…?«
    Â»Halten Sie das erstbeste Taxi an.«
    In einer Stadt wie Dallas, wo die Anzahl der Autos die Einwohnerzahl überstieg, waren Taxis eine Rarität. Seiner Vermutung nach fänden sie am ehesten eines in der Nähe von Restaurants und Clubs, wo die Leute Alkohol tranken und sich für die Heimfahrt hoffentlich lieber für ein Taxi entschieden, statt eine Strafe zu riskieren.
    Sie bahnten sich einen Weg durch einen überfüllten Parkplatz, den mehrere Restaurants nutzten. Leute, die entweder vom Essen kamen oder noch dorthin gingen, warfen ihnen
neugierige Blicke zu, wogegen Chief nichts einzuwenden hatte. Beim Anblick der mit Passanten bevölkerten Gehwege und der verstopften Straßen atmete er auf.
    Â»Versuchen Sie, sich anzupassen«, sagte er, wobei er Melina unterhakte. Nur ihre schweißüberströmten Gesichter unterschieden sie von allen anderen Pärchen beim Abendbummel. »Da«, sagte er beim Anblick eines Taxis, das gerade vor einem Restauranteingang anhielt.
    Sie trabten über die Straße, wobei sie dem kriechenden Verkehr auswichen, und kletterten auf die Rückbank. Im selben Augenblick tauchte ein japanisches Touristentrio auf. »Wohin?« , rief der Fahrer nach hinten.
    Â»Ãœber die Autobahn Nr. 45 südlich zur Stadt hinaus. Ich sage Ihnen dann während der Fahrt die Richtung.«
    Chief zog Melina gegen den Sitz. Dass sie den Kopf unten halten sollte, musste man ihr nicht mehr sagen. »Da«, flüsterte sie, »unter dem R in dem Schild.«
    Mitten unter der Yuppie-Menge wirkten der falsche Tobias und sein Kumpan fehl am Platz. Frustriert schwitzten sie und rangen nach Luft. Chief ließ das Duo erst aus den Augen, als das Taxi ein gutes Stück entfernt war.
    Â»Die haben uns nie gesehen«, berichtete er, während er erschöpft in den Sitz sackte. Eine Weile konzentrierte er sich mit geschlossenen Augen aufs Einatmen. Schließlich fragte er: »Wie geht’s Ihnen denn?«
    Sie hatte das Gesicht in ihrem hochgezogenen Pulloversaum vergraben und benutzte ihn als Handtuch. Erst jetzt merkte er, dass ihre Schultern bebten. »Melina?«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie näher an sich.
    Â»Macht ihr bei ’nem Wettlauf mit?«, wollte der Fahrer wissen.
    Â»Ja,ja, so ’n Scheiß-Marathon. Aber jetzt kümmere dich um deinen Mist und fahr zu.«
    Â»Joi, reiß mir doch gleich den Kopf runter, nö wa?«

    Ohne sich weiter um den neugierigen Fahrer zu kümmern, strich Chief durch Melinas schweißverklebte Haare. »Ist ja schon gut. Wein doch nicht. Du bist in Sicherheit.«
    Als sie den Kopf hob, sah er zu seinem Erstaunen, dass sie überhaupt nicht weinte, sondern lachte. »Keine Ahnung, was mit mir los ist!«, rief sie flüsternd. »Erst sehe ich, wie der Kopf eines Menschen in Fetzen davon fliegt. Wir geben falschen Alarm. Ich werde von zwei bösen Buben gejagt, die einem von uns an den Kragen wollen, oder beiden. Ich gehe dem FBI aus dem Weg. Und ich lache noch?«
    Kaum hatte sie das gesagt, verzerrten sich ihre Gesichtszüge. Tränen schossen aus ihren Augen.
    Chief umfing ihren Hinterkopf mit seiner Hand und drückten ihn an seine Brust. Während sie heftig in sein Hemd schluchzte, massierte er weiter ihre Kopfhaut.
    Er konnte es nicht ausstehen, auch nur in der Nähe einer weinenden Frau zu sein. Tränen standen für Emotionen, denen man am besten aus dem Weg ging: Angst, Frustration, Kummer, Enttäuschung, Wut. Wenn eine Frau zu weinen begann, hatte er nur einen Wunsch: Irgendwo zu sein, nur nicht dort, besonders wenn man an ihren Tränen schuld war.
    Aber Melinas Weinen machte ihm nichts aus. Wenn jemandem ein Heulkrampf zustand, dann ihr. Bis jetzt hatte sie sich hervorragend gehalten. Er würde sie jederzeit in seine Mannschaft aufnehmen. Sie hatte bewiesen, dass sie in einer

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