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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Leben verschwunden. Trotzdem hatte dieses letzte Treffen einen schalen Geschmack hinterlassen, ohne dass er einen genauen Grund dafür hätte nennen können. Anschließend hatte ihn so ein Polizist mit schlecht sitzendem Sakko überfallen und öffentlich blamiert. Kein Wunder, dass er gereizt war.

    Mit Gewalt zwang er sich zu einer etwas lässigeren Haltung, lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch und schlug die Füße übereinander. »Na schön, Kommissar Lawson. Wer ist Juliet –«
    Â»Gillian. Nachname: Lloyd. Ihre nackte Leiche wurde heute Morgen in ihrem Bett aufgefunden. Sie erlag zahlreichen Stichwunden, hauptsächlich im unteren Bauch- und Schambereich. Wir glauben – hoffen –, dass ihr die meisten erst nach dem Tod zugefügt wurden. Ein verdammtes Blutbad. Außerdem hinterließ der Mörder an ihrer Schlafzimmerwand obszöne Worte, die mit ihrem Blut geschrieben wurden.« Sein letzter Satz kam schneidend. »Hören Sie mir jetzt endlich zu, Colonel Hart?«
    Was Chief voll und ganz tat. Mit einem Schlag war er völlig nüchtern und meinte bedrückt: »Es tut mir Leid, ehrlich. Das – das ist ja entsetzlich. Trotzdem verstehe ich noch immer nicht, warum Sie sich mit mir unterhalten. Ich kenne diese Dame nicht. Ich habe nie –«
    Doch dann stockte ihm das Blut in den Adern. Ganz langsam stellte er die Füße wieder nebeneinander und richtete sich zu voller Größe auf. »Himmel«, flüsterte er, »erst jetzt wird mir alles klar. Lloyd. Melinas Schwester? Ihre Zwillingsschwester?«
    Lawson nickte.
    Chief atmete lange aus und massierte sich den Nacken. Einen Augenblick starrte er in die Luft, während er versuchte, die Nachricht und ihre Konsequenzen zu verdauen, besonders die für Melina. Erst vor wenigen Stunden hatte er mit ihr geschlafen. Jetzt war sie irgendwo in dieser Stadt und versuchte damit fertig zu werden, dass man ihre Zwillingsschwester brutal abgeschlachtet hatte.
    Er blinzelte, um Lawson wieder scharf sehen zu können. »Geht es Melina gut?«
    Â»Sie lebt.«
    Â»Ich würde sie gerne anrufen.« Ihre Nummer stand auf dem Terminplan. Er hatte heute Morgen schon zwei Mal angerufen,
leider vergeblich, und hatte so lange anrufen wollen, bis er sie selbst erreichte, und nicht nur einen Anrufbeantworter. An einen Beileidsanruf hatte er dabei nicht gedacht.
    Â»Keine gute Idee«, beschied ihm Lawson, als er sein Handy aus der Tasche seiner Lederjacke zog. »Sie hat schon mehr Ablenkung, als sie momentan verkraften kann.«
    Hoffentlich betrachtete Melina einen Anruf von ihm nicht als weitere Ablenkung. Hoffentlich würde sie seine Stimme gerne hören. Aber mit diesem Kommissar würde er weder über Melina diskutieren noch über das, was gestern Nacht zwischen ihnen geschehen war. Er steckte sein Telefon wieder weg und nuschelte: »Vermutlich haben Sie Recht.«
    Â»Was wissen Sie von ihr?«, fragte Lawson.
    Â»Ich habe sie gestern zum ersten Mal getroffen. Sie hatte den Auftrag –«
    Â»Jaja, sie hat mir ihren Job erklärt.«
    Â»Darin ist sie sehr gut. Kompetent.« Lächelnd musste er an die Pressekonferenz denken und wie sie die Reporter, die ihr zu Füßen lagen, herumkommandiert hatte. Frauen wie Männer. »Sie ist sehr fähig.«
    Dann fiel ihm ihr Lächeln ein, mit dem sie seiner Bitte nachgegeben hatte, noch zu bleiben. Ob sie sich inzwischen Vorwürfe machte? Wünschte sie sich, sie wäre gleich beim ersten Versuch gegangen und nicht mit ihm zusammen geblieben? Zerfleischte sie sich, weil sie ihre Schwester nicht beschützt hatte?
    Natürlich waren das verrückte Gedanken, doch wenn ein geliebter Mensch unerwartet starb, neigten Menschen zu irrationalen Reaktionen. Aber Mord ? Das musste die Schuldgefühle ins Unermessliche steigern.
    Wieder lehnte er sich rücklings gegen die Schreibtischkante und sagte fast zu sich selbst: »Lieber Gott, sie muss sich schrecklich fühlen.« Er hob den Kopf und schaute Lawson wieder an. »Wissen Sie, wer der Täter ist?«
    Â»Noch nicht.«

    Â»Irgendwelche Spuren?«
    Â»Ein paar. Zum Beispiel die Inschrift an der Wand. Sie war das Verbindungsglied zwischen diesem Verbrechen und Ihnen.«
    Â»Zu mir?«
    Bis jetzt war Chief kein Grund eingefallen, warum der Beamte gerade ihn aufgesucht hatte. Als er die bittere Nachricht erfuhr, hatte

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