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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Melina?«
    Um meine Zweifel zu zerstreuen. Um überzeugt zu sein, dass es tatsächlich genauso abgelaufen ist, wie Lawson gesagt hat. Um mich damit zufrieden zu geben, dass Dale Gordon kein weiteres Motiv hatte. Um sicher zu sein, dass man nichts Wichtiges übersehen hat.
    Aber diese beunruhigenden Gedanken teilte sie Jem nicht mit. »Wahrscheinlich zu keinem bestimmten. Der Fall ist abgeschlossen.«
    Â»Was mich betrifft, ich bin froh, dass dieser Kerl, der Gillian getötet hat, Selbstmord begangen hat.«
    Â»Ich habe anfangs genauso reagiert.«
    Â»Dadurch, dass er sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, hat er dem Steuerzahler die Kosten für Gerichtsverhandlung und Gefängnis erspart und uns den emotionalen Stress, das Ganze noch einmal durchmachen zu müssen. Mir tut nur eines Leid: Dass ich nicht Gordons Nemesis sein konnte.«
    Sie hatte gegenüber Lawson gestern etwas Ähnliches konstatiert. Trotzdem wünschte sie sich jetzt, sie hätte Gelegenheit zu einem Gespräch mit Dale Gordon gehabt und ihn nach dem Grund für seine Tat fragen können. Warum? War es tatsächlich nur eine fehlgeleitete sexuelle Obsession gewesen, die Tat eines zutiefst gestörten Einzelnen?
    Dale Gordon war tot, ohne dass man ihn zur Verantwortung hatte ziehen können. Und genau darin lag der Auslöser für ihre
Unzufriedenheit. Gordons Motive blieben reine Spekulation. Deshalb hatte Lawsons Zusammenfassung für sie keinen Schlussstrich gesetzt. Ihr war alles viel zu glatt und schnell gegangen. Es waren noch Fragen unbeantwortet, und sie würde erst Ruhe geben, wenn alle beantwortet wären.
    Jem schien ihre Gedanken lesen zu können: »Melina, du solltest froh sein, dass alles vorbei ist.«
    Â»Bin ich.« Sie lächelte matt. »Ich bin nur sehr müde.«
    Â»Ich wüsste da ein Mittel.«
    Â»Ich auch – eine Schlaftablette.«
    Â»Wenn gar nichts anderes hilft, ja«, pflichtete er bei, »aber zuerst ein warmes Essen. Ich koche, aber nicht aus den Essensresten, die man in dein Haus geschleppt hat. Und nach einem guten Abendessen ein langes heißes Bad. Anschließend gibt’s dann meine berühmte Hals- und Rückenmassage. Sicher hat dir Gillian von meiner Spezialität erzählt. Und zum Schluss die Schlaftablette.«
    Â»Wärest du sehr beleidigt, wenn ich auf den ganzen Rest verzichte und direkt zur Schlaftablette greife?«
    Â»Ja, weil mich Gillians Geist für ewig verfolgen würde, wenn ich mich nicht um dich kümmere.«
    Â»Jem –«
    Â»Ein Nein kommt nicht in Frage.«
    Â 
    Chief hatte keine Ahnung, was ihn getrieben hatte, an Gillians Gedenkgottesdienst teilzunehmen, und war darüber ein wenig verstört. Sicher hatte er sich damit anständig verhalten. Er hatte ja sogar Melina persönlich kondolieren wollen, aber angesichts ihrer letzten Unterhaltung war es vermutlich besser, dass er es sich anders überlegt hatte und gegangen war, ehe er eine Gelegenheit zu einem Gespräch mir ihr fand.
    Aber nun war er immer noch hier. Und das konnte er nicht begreifen. Er hatte zu Lawsons Ermittlungsarbeit beigetragen, ja sogar die Spur geliefert, die Dale Gordon ans Messer geliefert hatte. Er war bei der Messe gewesen. Melina hatte ihn dort
gesehen. Er hatte seine moralische und mitmenschliche Pflicht getan. Damit hätte es nun gut sein müssen. Damit sollte es nun auch gut sein. Mit diesem Entschluss betrat er die Bar.
    Â»Bourbon und Wasser.«
    Der Barkeeper goss seinen Drink ein. »Sagen Sie, sind Sie nicht –«
    Â»Nein, bin ich nicht. Aber das bekomme ich oft zu hören.«
    Es handelte sich um eine In-Bar in einem In-Viertel, wo Sportstars, Neureiche und die Schönen und Erfolgreichen der Stadt ein und aus gingen. Der Barkeeper war an VIPs gewöhnt und respektierte ihre Privatsphäre, wenn sie ihn darum baten. Verständnisvoll nickte er Chief zu. »Der nächste geht aufs Haus.«
    Â»Danke, aber mir reicht einer.«
    Es sollte sich herausstellen, dass Chief doch noch ein Glas trank. Wenn ihn der Alkohol nur mehr betäuben wollte. Gerne wäre er mit dem Taxi zurück ins Mansion gefahren und hätte seinen Wagen später abgeholt. Wenn er nur ein ganz kleines bisschen betrunken werden und einen so benebelten Zustand erreichen könnte, in dem es ihm völlig egal war, was Melina Lloyd von ihm dachte.
    Aber der Bourbon hatte nur einen Effekt: Er fühlte

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