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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Offensichtlich wollte er nur weg von hier. Ohne Jem im Vorübergehen auch nur eines Blickes zu würdigen, hielt er erst an, als er die Fahrertür eines flotten schnittigen Zweisitzers erreicht hatte. Er öffnete ihn mit der Fernbedienung an
seinem Schlüsselbund und rutschte geschmeidig in den tief liegenden Sitz. Dröhnend erwachte der Motor zum Leben. Er fuhr los.
    Â»Â â€“ wurde vor ein paar Monaten entführt. Ms. Lloyd?«
    Â»Pardon?« Ihr Blick konzentrierte sich wieder auf die Frau. Christopher Hart hatte darauf gewartet, mit ihr zu reden? Was hätte er gesagt?
    Â»Das Neugeborene ist aus dem Krankenhaus verschwunden?« Nachdem Linda Croft sie auf Christopher Hart aufmerksam gemacht hatte, nahm sie den Faden wieder auf. »Die Andersons waren auch Patienten. Damit plaudere ich nichts aus. Es stand in den Nachrichten. Das Paar hat Jahre lang versucht, Nachwuchs zu bekommen, und als letzten Ausweg eine künstliche Befruchtung gewählt. Unsere hervorragenden Ärzte hatten schon beim zweiten Versuch Erfolg. Nie habe ich zwei glücklichere Menschen gesehen. Dann wurde ihr Baby einen Tag nach seiner Geburt entführt.«
    Â»Jetzt fällt es mir wieder ein. Hat man das Kind je gefunden?«
    Â»So weit ich weiß, nicht.« Mit bekümmerter Miene sagte Linda Croft: »Das hätte ich nicht zur Sprache bringen sollen. Sie haben schon genug Kummer in Ihrem Leben. Gott schütze Sie, Ms. Lloyd.«
    Â 
    Â»Wer war das?«, wollte Jem wissen, während er ihr in seinen Wagen half. »Ich dachte schon, die lässt dich nie mehr gehen.«
    Â»Sie heißt Linda Croft.«
    Â»Eine Freundin?«
    Â»Ich bin ihr noch nie begegnet. Sie arbeitet in der Waters Klinik. Sie meinte, Sie habe Gillian sehr geschätzt und wollte mir sagen, wie sehr sie meinen Verlust bedauert.«
    Jem nickte geistesabwesend. »Hast du ihn gesehen?«
    Â»Ihn? Meinst du damit Chief?«
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Also sind wir inzwischen bei ›Chief‹?«

    Müde rotierte sie den Kopf auf den Schultern und versuchte, ihre verkrampften Muskeln zu entspannen. »Jem, alle nennen ihn Chief, sogar die Medien. Ich habe nicht mit ihm gesprochen.«
    Â»Er ist hier herumgeschlichen.«
    Â»Hat dann aber aufgegeben und ist weggefahren, was vermutlich das Beste war. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. So, wie er vom Parkplatz gerauscht ist, ist er mittlerweile schon halb in Houston.«
    Leider. Denn eigentlich war sie zutiefst enttäuscht gewesen, weil sie vor seiner Abfahrt nicht mehr mit ihm hatte reden können. Sie hätte sich gerne entschuldigt, für – nun ja, für alles, angefangen vom Rollentausch bis zu ihrem biestigen Benehmen bei ihrer letzten Begegnung.
    Allerdings war eine Entschuldigung nur ein Grund, warum sie gerne noch ein wenig Zeit mit ihm verbracht hätte, auch wenn sie sich die anderen nie und nimmer eingestehen würde. Deshalb meinte sie zu Jem: »Nein, es war definitiv das Beste, dass er ohne ein Wort abgefahren ist.«
    Während der Fahrt unterbrach nur das rhythmische Geräusch der Scheibenwischer ihr Schweigen. Schließlich sagte er: »Lawson hat mich angerufen. Dich vermutlich auch.« Er wartete, bis sie nickte, ehe er fortfuhr: »Hat er dir auch erzählt, dass er den Fall abgeschlossen hat?«
    Â»Er scheint zufrieden zu sein.«
    Â»Er , du nicht?«
    Sie hatte keine Lust, jetzt darüber zu reden. Eigentlich war sie zu gar keinem Gespräch aufgelegt, aber da Jem sie ansah, als warte er auf eine Erklärung, sagte sie mit einem Seufzer: »Schätzungsweise kann ich den Mord an meiner Schwester nicht so objektiv sehen wie ein altgedienter Kommissar. Für ihn war sie bloß ein Aktenzeichen. Sie stand für einen Berg Papierkram, den er möglichst rasch hinter sich bringen wollte, um sich mit seinen Kumpeln auf ein Bier treffen oder ein Fußballspiel anzuschauen oder mit seiner Frau schlafen zu können.«

    Â»Lawson ist verheiratet? Auf mich wirkt er wie ein Junggeselle.«
    Â»Du weißt doch, was ich meine«, sagte sie verdrossen. »Er wahrt eine berufsbedingte Distanz, um die ich ihn fast beneide.«
    Â»Und warum das?«
    Â»Weil ich diesen Mord gerne genauso rational betrachten würde. Könnte ich doch nur sämtliche Emotionen aus dieser Debatte heraushalten und sie so analysieren, wie es Lawson getan hat.«
    Â»Und zu welchem Zweck,

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