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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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trabte zu seinem Auto. Sie schloss die Tür, verriegelte sie, lehnte sich dann dagegen und holte mehrmals tief Luft. Es genügte noch nicht. Hastig ging sie wieder ins Badezimmer und wusch sich unter einem heftigen Duschstrahl mit dem Öl auch seine Fingerabdrücke ab. Sie schrubbte so lange, bis auf ihrer Haut keine Spuren mehr zu finden waren.
    Â»Die berühmte Nackenmassage, mein lieber Schwan«, stieß sie hervor, während sie sich Körperpuder auf die Schulter stäubte.
    Plötzlich erstarrte sie reglos. Entweder spielten ihr ihre Ohren einen Streich, oder sie hatte ein Geräusch gehört, das aus dem entgegengesetzten Teil des Hauses kam. Angestrengt lauschte sie. Als das kratzende Geräusch sich wiederholte, folgte sie ihm ins Schlafzimmer, wo sie feststellte, dass es sich bei dem seltsamen Laut lediglich um einen Ast handelte, der im regenschweren Wind an der Fensterscheibe scharrte.

    Dank des FBI hatte sie einen Riesenbammel. Und das mit Recht. Sie hatte in den letzten Tagen mehr Blut gesehen als in ihrem ganzen vorherigen Leben zusammen. Zuerst das Blut ihrer Schwester am Mordschauplatz und dann in Dale Gordons gespenstisch verwahrloster Wohnung.
    Sie ging durchs Schlafzimmer und blies die Kerzen aus, die Jem angezündet hatte. Sie erinnerten sie an jenen schauderhaften Ort mit seinem schrecklichen Altar, dem zerschlissenen Vorhang vor dem Bad und dem kranken Menschen, der dort gehaust hatte.
    Er hatte Fotos besessen, hatte Lawson gesagt. Gordon hatte Gillian in einem zutiefst verletzbaren Zustand in der Waters Klinik fotografiert. Schon beim Gedanken daran wurde ihr speiübel. Sie bekam eine Gänsehaut und rieb sich durch den Bademantel die Arme.
    Wenn sie sich nicht beruhigte, käme der lang ersehnte Schlaf, der sich hartnäckig verweigerte, auch heute Nacht nicht. Nur durch eine mentale Blockade könnte sie endlich schlafen. Im Gegensatz zu dem, was sie Jem erzählt hatte, hatte sie nicht die Absicht, eine Schlaftablette zu nehmen. Sie wollte sich nicht zudröhnen, besonders nicht, weil morgen Früh um neun Tobias vor der Türe stünde. Und bei diesem Treffen wollte sie unbedingt hellwach sein. Er kam, um Antworten auf Fragen zu bekommen. Dass sie ihre eigenen Fragen hatte, wusste er noch nicht.
    Wein, dachte sie. Vielleicht wäre sie danach so entspannt, dass sie einschlief, ohne am Morgen benommen aufzuwachen. Sie hatten die Flasche, die Jem zum Abendessen serviert hatte, nicht ausgetrunken.
    Ohne das Licht einzuschalten, ging sie in die Küche und holte die Weinflasche aus dem Kühlschrank. Als sie die Tür mit der Hüfte zudrückte und dabei mit der freien Hand nach einem Weinglas griff, brach ihre Hintertür mit einem Knall auf.
    Das Einzige, was sie zuerst sah, war Blut.
    Noch mehr Blut.

18
    Sie schloss den Kühlschrank, um das Licht zu löschen, und zerschlug gleichzeitig die Weinflasche auf der Arbeitsplatte, so dass sie und der Boden mit kalifornischem Chardonnay und Glassplittern übersät waren.
    Dann hielt sie der blutbedeckten Gestalt, die im Türrahmen zusammengesackt war, den schartigen Flaschenhals unter die Nase. »Hau ab, oder ich richte dich übel zu. Ich hol die Polizei.«
    Er taumelte herein. Aus einem hässlichen Schnitt auf der Wange und einem anderen über dem Auge tropfte Blut. Das Auge war verschwollen und schillerte in allen Farben. »Das Polizistenwunder Lawson würde ich nicht empfehlen.«
    Â»Chief!«
    Sie ließ die zerbrochene Flasche fallen und stürzte ohne Rücksicht auf die Glasscherben am Boden zu ihm hinüber. Sie schloss die Tür gegen den Regen, dann brachte sie ihn zu einem Stuhl am Küchentisch. »Was ist mit Ihnen passiert? Hatten Sie einen Unfall?«
    Â»Lassen Sie es aus«, sagte er, als sie die Hand nach dem Lichtschalter ausstreckte.
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob man mir nicht hierher gefolgt ist, und –«
    Â»Sie sind gefahren?« Er konnte sich kaum aufrecht halten.
    Â»Nein, Augenzeugen haben mich in ein Taxi verfrachtet. Ich habe mich vom Fahrer gleich um die Ecke absetzen lassen und bin den restlichen Weg zu Fuß gegangen.«
    Â»Wieso Augenzeugen? Wovon?«
    Â»Später. Kein Licht. Wenn sie hinter mir her sind, dann höchstwahrscheinlich auch hinter Ihnen. Und bei eingeschaltetem Licht geben wir eine prima Zielscheibe ab.«

    Â»Zielscheibe? Für wen? Wer sind ›sie‹? Um

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