Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
wusch sie die
blutende Wunde mit demselben Desinfektionsmittel aus, das sie auch bei Chief benutzt hatte. Es brannte wie verrückt. Sie klebte ein Heftpflaster darüber.
    Sie humpelte wieder ins Schlafzimmer. Er schnarchte leise. Ruhig setzte sie sich auf die Bettkante, ganz nahe bei der Stelle, wo sie vor weniger als einer Stunde mit Jem Hennings gesessen hatte. Seitdem war viel passiert.
    Seit sie Jem Gute Nacht gesagt hatte, war so viel Überraschendes über sie hereingebrochen: Christopher Harts plötzliches Auftauchen, der Überfall auf ihn, seine Verletzungen, seine Frage, ob sie eine Schusswaffe habe. Aber am unglaublichsten war die Tatsache, dass er mitten in dieser Krise einschlafen und friedlich vor sich hinschnarchen konnte.
    Zehn Minuten lang regte sie sich nicht, sondern saß nur stumm da und schaute ihm beim Schlafen zu. Dann schlug er die Augen auf, als hätte man ihn exakt auf einen Sechshundert-Sekunden-Schlaf programmiert. Bei ihrem Anblick flüsterte er lächelnd: »Hey.«
    Â»Hey.«
    Er streckte die Hand nach ihr aus und meinte schleppend: »Was machst du denn so weit weg?«
    Â»Ich –« In dem Moment begriff sie, dass er sie verwechselt hatte. Mit einem entschuldigenden Lächeln erinnerte sie ihn daran: »Ich bin Melina.«
    Verdrossen ließ er die Hand sinken und änderte seine Sitzposition. Er setzte sich aufrechter hin, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und meinte gereizt: »War mir schon klar.«
    Â»Kam mir aber eine Sekunde nicht so vor.«
    Statt einer direkten Antwort fragte er: »Bin ich eingenickt?«
    Â»Nein, Sie sind einfach umgekippt.«
    Â»Entschuldigung.«
    Â»Sie sollten versuchen, noch ungefähr acht Stunden in diesem Zustand zu verbringen. Es sei denn, Sie hätten doch eine Gehirnerschütterung. Dann sollten Sie wach bleiben.«

    Â»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich keine habe.«
    Â»Okay.« Nach kurzem Schweigen fragte sie: »Woher wussten Sie meine Adresse?«
    Â»Hat mir Lawson gegeben. Ich habe Blumen geschickt.«
    Â»Oh, ich habe noch nicht alle Karten gelesen. Danke schön.«
    Â»Gern geschehen.«
    Er starrte auf seine Stiefelspitze. Die Säume seiner Jeans waren nass, fiel ihr auf, aber dank der Stiefel waren Beine und Füße trocken geblieben. Offensichtlich machte es ihm nichts aus, dass das Leder Blutflecken abbekommen hatte.
    Schließlich schaute er zu ihr hinüber. »Woher wissen Sie das?«
    Â»Was?«
    Â»Das von mir und Gillian?«
    Â»Dass Sie miteinander geschlafen haben?«
    Er nickte kurz.
    Â»Sie hat’s mir erzählt. Als sie nach Hause kam.«
    Wieder konzentrierte er sich voll und ganz auf seine Stiefelspitze. »Als ich zu Lawson sagte, ich wüsste nicht, wann sie gegangen sei, war das keine Lüge. Sie hat sich nicht verabschiedet.« Nach einem kurzen Seitenblick auf sie vertiefte er sich wieder in seinen Stiefel. »Sie hat sich davongestohlen, während ich schlief.«
    Â»Sie hielt einen klaren Schnitt für besser. Dachte, es würde vielleicht peinlich, wenn sie bis morgens blieb.« Er schaute sie an, als erwarte er eine vollständigere Erklärung. »Manche Männer gehen ›dem Morgen danach‹ lieber aus dem Weg. Gillian dachte, Sie wachen vielleicht lieber allein auf.«
    Â»Da hat sie falsch gedacht.«
    Â»Oh. Na ja.« Mehrere Herzschläge lang herrschte Pause. »Das hat sie nicht wissen können. So vertraut war sie mit dem Protokoll für Eine-Nacht-Affären nicht.« Blaue Augen bohrten sich in ihre. »Das ist wahr«, beharrte sie, »diesbezüglich waren wir verschieden.«
    Â»Hat sie auch gesagt.«

    Â»Tatsächlich?«
    Â»Während sie Ihre Rolle spielte, beschrieb sie sich als impulsiv. Sie meinte, Melina Lloyd täte immer das, was ihr momentan richtig erscheine.«
    Sie lächelte traurig. »Das trifft zwar auf mich ziemlich genau zu, aber nicht auf Gillian. Sie war viel umsichtiger. Chief, Sie sollten sich geschmeichelt fühlen. Um mit Ihnen zu schlafen, ist sie von ihrem üblichen Standard Meilen weit abgewichen. Sie müssen für sie etwas ganz Besonderes gewesen sein.«
    Â»Warum hat sie dann –« Zornig ließ er die Frage in der Luft hängen.
    Â»Ich habe Ihnen doch schon erklärt, warum sie ohne Abschied gegangen ist.«
    Â»Tjaja«, stieß er hervor. »Sie sagen, sie sei zwischen zwei und drei

Weitere Kostenlose Bücher