Betrüg mich!
kreiste in meinem Kopf …
Endlich blickte Marnie auf, schaute mich richtig an und atmete tief durch, ehe sie weitersprach. “Andrew hat mich angemacht. Es ist ungefähr fünf Jahre her.”
Die Worte waren wie ein Messer, das in meine Brust fuhr. Ich keuchte auf. “Nein.”
“Zunächst mal weißt du, dass ich dich niemals betrügen würde. Denk nicht mal daran, dass es darüber hinausgegangen sein könnte. Und zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er betrunken war. Darum habe ich den Vorfall auch entsprechend verbucht und dir gegenüber nie erwähnt.”
“Er hat dich angemacht?” Meine Stimme klang zittrig.
Marnie nickte. “Darum habe ich mich gefragt … ob es das erste Mal war?”
Ich wollte angesichts dessen, was Marnie mir erzählte, stark sein, aber ich konnte nicht. Heiße Tränen strömten über mein Gesicht. “Du denkst, er hat mich all die Jahre betrogen?”
“Ich weiß es nicht”, sagte Marnie leise. “Wenn ich ehrlich bin, würde ich ihn nicht für den Typ Mann halten, aber … Ach Süße.” Sie wischte meine Tränen fort. “Vielleicht hätte ich das nicht sagen dürfen. Es ist lange her, und er hat nie wieder etwas Ähnliches versucht. Ich weiß nicht, warum ich es überhaupt erwähnt habe.”
“Nein. Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast.” Ich stand auf.
“Ich und meine große Klappe”, murmelte Marnie. “Man braucht es nur mir überlassen, und schon reden wir nicht mehr über Peter, und du bist traurig.”
Ich wischte ihre Selbstvorwürfe beiseite und täuschte eine Lässigkeit vor, die ich nicht verspürte. “Nein, du musstest es mir erzählen. Ich wünschte, du hättest es schon eher erwähnt. Vielleicht hast du recht. Vielleicht täusche ich mich selbst, wenn ich denke, dass Andrew und ich unsere Beziehung retten können.”
“Ich habe nicht gesagt …”
Ich gähnte. “Gott, bin ich erledigt. Ich sollte wieder ins Bett gehen.”
Marnie stand auf. “Mist, jetzt bist du böse auf mich.”
Ich umarmte sie, als wollte ich ihr beweisen, dass ich nicht böse auf sie war. “Bin ich nicht.”
Ich war nicht auf sie böse. Ich war auf mich böse.
Weil ich so naiv war.
13. KAPITEL
I ch ersparte mir die Fahrt zu dem Hotel, in dem Andrew arbeitete. Ich glaubte nicht, dass ich seinen Anblick ertrug. Aber nachdem Marnie fort war, rief ich ihn an, weil ich die Wahrheit wissen musste.
“Andrew Gibson, bitte”, sagte ich, als sich eine freundliche Frauenstimme meldete.
“Einen Moment.”
Der Moment dauerte länger als eine Minute. Als Andrew ans Telefon kam, hatte ich mich schon davon überzeugt, dass er sich statt zu arbeiten ein paar Augenblicke gegönnt hatte, um sein verbotenes Vergnügen auszukosten.
“Andrew Gibson”, sagte er.
“Was hast du gemacht – deine Hure in einem der leeren Gästezimmer gefickt? Oder doch lieber in der Behindertentoilette?” Ich hasste mich, weil ich mich so kindisch verhielt, doch ich konnte die Worte nicht zurückhalten.
“Natürlich nicht.” Er zögerte. “Sophie, ich bin im Hotel.”
“Ich weiß, wo du bist”, konterte ich schnippisch. “Ich habe schließlich die Nummer gewählt.”
“Du kannst mich nicht hier anrufen, um mit mir zu streiten, okay? Ich muss meinen Job machen. Wenn du mich später treffen willst, kannst du mich so viel anschreien, wie du willst.”
“Hast du meine Freundin gefickt?”, fragte ich und kam direkt zur Sache.
Erst war er still, ehe er verwirrt fragte: “Wie bitte?”
“Marnie hat erzählt, du hast sie angemacht.”
“Was?”
“Hast du sie gefickt oder nicht?”
“Ich habe keine Ahnung, worüber sie spricht.”
“Es ist eine Frage, die man ganz einfach mit Ja oder Nein beantworten kann.”
“Nein! Nein, natürlich nicht!”
“Aber du hast sie angebaggert”, drängte ich.
“Nein”, erwiderte Andrew. Aber seine Stimme klang verunsichert. Oder bildete ich mir das nur ein?
“Ach so, dann ist
sie
also die Lügnerin und nicht der Mann, von dem ich weiß, dass er Scheiße gebaut hat?”
“Himmel, Sophie. Könntest du aufhören zu fluchen?” Andrews Stimme war nur noch ein frustriertes Flüstern.
“Vielleicht wenn du aufhörst, mich anzulügen!”
“Ich lüge nicht. Ich weiß nicht, worüber deine Freundin spricht. Ja, ich hatte eine Affäre. Mit einer einzigen Frau. Ich habe Marnie nie angemacht, und Gott weiß, dass ich nie mit ihr geschlafen habe.” Andrew seufzte. “Wenn ich es dir eine Million Male sagen muss, werde ich das tun. Es tut mir leid,
Weitere Kostenlose Bücher