Betrüg mich!
Plötzlich bereute ich, was ich gerade gesagt hatte. Ich hatte ihm wehtun wollen, und ich hatte mehr als das erreicht. “Andrew, warte.”
Er blieb erst stehen, als er die Tür erreichte. Hörbar atmete er aus, ehe er sich zu mir umdrehte.
“Ich habe nicht …”
“Ich denke, es ist wie du sagst. Nicht ich mache die Regeln. Ich würde mir nur wünschen zu wissen, welches Spiel wir spielen.”
Ich machte den Mund auf und wollte etwas sagen, doch ich fand keine Worte. Mit raschen Schritten ging er zu seinem Wagen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihn noch immer liebte. Aber ich war auch verunsichert, ob meine Liebe zu ihm eine Beziehung aushielt.
Es hatte ihn nicht daran gehindert, mich zu betrügen.
Ich ging zurück ins Haus und schloss die Tür. Ich war von dem, was die Zukunft für mich bereithielt, verwirrt.
Denn sosehr ich Andrew auch liebte, ich meinte das, was ich sagte. Ich
könnte
mir vorstellen, mich in Peter zu verlieben. Er war ein Mann, mit dem ich mich auf eine Art und Weise verbunden fühlte, die ich nicht für möglich gehalten hätte.
21. KAPITEL
P eaches war verschwunden.
Ehe ich am Freitag zu Peter gefahren war, hatte ich sie rausgelassen. Falls ich es nicht rechtzeitig nach Hause schaffte und sie hungrig wurde, konnte sie sich wenigstens eine Eidechse fangen. Oder einen Vogel.
Wie es für Katzen typisch war, ging Peaches am liebsten nachts raus. Aber gewöhnlich tauchte sie morgens vor der Tür auf und wollte wieder ins Haus.
Nicht heute Morgen.
Mit gerunzelter Stirn schloss ich die Vordertür und fragte mich, wo sie sein könnte. Ich schlenderte in die Küche und gab Wasser in die Kaffeekanne. Mein Telefon klingelte, rasch stellte ich die Glaskanne ab und schnappte nach dem Wandtelefon.
“Hallo?”
“Hallo, Sophie.”
Ich war überrascht. Es dauerte einen Moment, bis ich die Stimme erkannte. Aber dann wusste ich, wer es sein musste.
“Mom?”
“Hallo, Liebes.”
Ich lächelte angenehm überrascht. Nach dem Stress der gestrigen Begegnung mit Andrew und Marnies Kommentar, dass ich mich verändert hätte, war es schön, von jemandem zu hören, der nicht in mein aktuelles Beziehungsdrama verstrickt war.
“Wie geht es dir, Mom?”
“Mir geht es gut, danke.”
Meine Mutter lebte mit ihrem neuen Mann in Kalifornien, und wir sprachen zurzeit nicht allzu oft miteinander. Wir waren uns nicht so nahe, wie ich es mir wünschte. Es lag an den Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Weil mein Vater durch sie so verletzt worden war.
Meine Mutter hatte meinen Vater für einen anderen Mann verlassen. Sie hatte gewartet, bis ich achtzehn war und zum College ging. Mir zuliebe habe sie gewartet, sagte sie. Aber trotzdem brach sie meinem Vater das Herz, als sie verkündete, dass sie nicht mehr mit ihm verheiratet sein wollte. Knapp ein Jahr später starb mein Vater bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Sattelzug. Zeugen berichteten, es habe keinen Grund gegeben, weshalb sein Wagen plötzlich auf die Fahrspur des Trucks geriet.
Ein Unfall? Oder Selbstmord?
Im Herzen glaubte ich, dass mein Vater Selbstmord beging, weil er es nicht ertrug, allein zu sein. Dass er keinen Grund mehr darin gesehen hatte, weiterzuleben, nachdem meine Mutter ihn verlassen hatte.
Meine Mutter glaubte, es war ein Unfall.
“Ich denke, ich komme gleich zur Sache”, sagte meine Mutter und riss mich aus meinen Gedanken, die auf Erinnerungspfaden wandelten.
“Oh?” Was bedeutete das?
“Andrew hat mich heute früh angerufen, Sophie. Er hat mir erzählt, dass ihr zwei Probleme habt.”
Ich sagte nichts. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Andrew meine Mutter angerufen hatte, um mit ihr über unsere Ehe zu diskutieren.
Meine Mutter seufzte. “Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht denselben Fehler machen sollst wie ich, Liebes. Wirf nicht … wirf deine Ehe nicht weg.”
“Wovon redest du?”
“Die Affäre”, erwiderte meine Mutter. “Andrew hat mir alles darüber erzählt.”
“Wirklich?”, fragte ich sarkastisch.
“Er hat Angst, dass er dich verliert, Sophie. Andrew ist ein guter Mann. Ich weiß, es gibt immer mal Probleme, aber ihr müsst versuchen, miteinander zu reden. Geht zu einem Paartherapeuten, das machen heutzutage doch so viele Leute. Aber wirf nicht das weg, was du mit ihm teilst.”
Ich ließ meine Mutter weiter ihre Standpauke halten. Mir dämmerte, dass sie tatsächlich über
meine
Affäre sprach. Als sie fertig war, konnte ich nicht anders: Ich fragte: “Hat er dir
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