Betrüg mich!
auch erzählt, dass er eine andere gebumst hat?”
Stille.
“Natürlich nicht. Es ist nicht so einfach, mich zu beschuldigen, wenn er dir seine Sünden gesteht.”
Es dauerte ein paar Minuten, um meine Mutter in Andrews Affäre, den drohenden Prozess und die Tatsache, dass mein Ehemann mich ermuntert hatte, mit einem anderen Mann Sex zu haben, einzuweihen.
“Er ist also nicht so unschuldig, wie er gerne behauptet”, betonte ich. “Er ist weit davon entfernt.”
“Davon wusste ich nichts”, erwiderte meine Mutter.
“Natürlich wusstest du es nicht.”
“Aber”, fuhr sie fort, “es ändert nichts an dem, was ich gesagt habe. Andrew hatte seinen Spaß, du hattest deinen Spaß. Dennoch denke ich, du hast einen guten Mann. Ich fände es schrecklich, wenn ich mitansehen müsste, wie ihr auseinandergeht.”
“Was ist, wenn ich dir sage, dass es in meiner Affäre nicht bloß um Spaß geht? Was ist, wenn ich dir erzähle, dass ich jemanden kennengelernt habe, den ich wirklich mag?” Ich wusste nicht, warum ich das sagte, außer dass ich auf Andrew wütend war, weil er intimste Dinge über mich ausplauderte. “Jemand, der möglicherweise besser für mich ist als Andrew?”
“Das meinst du nicht ernst”, antwortete meine Mutter ungläubig.
“Und wenn es so ist?” War es vielleicht ein Zeichen, dass Andrew und ich nicht mehr zusammenpassten, wenn er ohne mein Wissen meine Mutter anrief? Ich hatte Peter als anständigen Kerl kennengelernt. Er war jemand, der mich auf vielfältige Art begeisterte. Er liebte mich und er glaubte an meine Träume. Ein Leben mit ihm wäre nicht so schlecht.
Meine Mutter seufzte. “Dann würde ich dir sagen, dass ich einst auch so gedacht habe. Vielleicht hatte ich unrecht. Vielleicht hat das, was ich getan habe … zu vielen Menschen wehgetan.”
Ihre Antwort machte mich sprachlos. Noch nie hatte sie so deutlich die Verantwortung dafür übernommen, wie sehr sie meinen Vater oder mich verletzt hatte. Meine Mutter hatte meinen Vater in eine tiefe Depression getrieben, und ich war seitdem immer wütend auf sie gewesen.
Erst in den letzten Jahren begann ich mich wieder für sie zu erwärmen, da mir bewusst wurde, dass es mein Vater gewesen war, der sich selbst unwiderruflich das Leben genommen hatte. Es gab keinen Grund, meiner Mutter deshalb auf ewig böse zu sein.
“Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe”, fuhr meine Mutter fort. “Es tut mir leid, was ich deinem Vater angetan habe. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich vieles anders machen.”
Plötzlich weinte ich. Es waren keine lauten Schluchzer, sondern ein stilles Weinen. Tränen rollten über meine Wangen.
“Ich weiß nicht, was passieren wird, Mom. Andrew und ich müssen das irgendwie meistern. Auf unsere Art.”
“Das respektiere ich.”
Ich wechselte das Thema, fragte sie nach Hal, ihrem Mann, und seinem einundzwanzigjährigen Sohn. Als wir unser Gespräch beendeten, versprach ich ihr, sie bald zu besuchen.
Danach rief ich sofort bei Marnie an. Sie war entweder nicht zu Hause oder wollte nicht mit mir sprechen.
“Ich mache dir keinen Vorwurf, wenn du nicht mit mir reden willst”, sagte ich, nachdem ihre Mailbox ansprang. “Aber ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich eine total unsensible, blöde Kuh gewesen bin. Ruf mich an. Bitte.”
Dann ging ich wieder nach draußen und suchte nach Peaches.
Ich fand sie nicht und begann mir ernsthaft Sorgen zu machen. Ich fuhr in der Nachbarschaft herum und fürchtete, ihre Überreste am Straßenrand liegen zu sehen, aber zum Glück fand ich nichts. Ich fuhr wieder nach Hause und hoffte, sie würde immer noch herumstreunen und schon bald nach Hause zurückkommen.
Mein Telefon klingelte, als ich das Haus betrat. Ich beeilte mich, doch als ich auf dem Display P. Bacchio las, ließ ich den Anrufbeantworter anspringen.
Ich hätte kaum überraschter sein können, als eine halbe Stunde später Peter vor meiner Tür auftauchte.
“Peter”, rief ich. Unüberhörbar schwang ungläubige Überraschung in meiner Stimme mit.
“Hallo, Sophie.”
“Was … was tust du hier?”
Peter antwortete nicht, sondern trat vor. Ich machte einen Schritt zurück. Er betrat mein Haus und schloss die Eingangstür hinter sich.
Er sah traurig aus, und das machte mir Sorgen. Das und die Tatsache, dass er sich hier in meinem Haus befand, obwohl ich ihm nie erzählt hatte, wo ich wohnte.
“Du bist nicht ans Telefon gegangen.”
“Ich fühle mich nicht
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