Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
das Reißen.«
»Na, dann haben wir das ja geklärt«, meine ich und versuche schlau daraus zu werden, warum mir der Gorilla so gegen die Emerenz beisteht. »Sag dem Janni auf jeden Fall gute Besserung von mir, wenn du ihn siehst.«
Die Emerenz gibt aber keine Ruhe. »Ja, warum sagst es ihm nicht selber? Kommt am Ende sogar der Herr Verlobte, oder warum hast dich so aufgemaschelt 9 ?«
»Der wer?«, frage ich völlig überrumpelt.
»Na, der Herr Verlobte! Ob der heute kommen tut?«, wiederholt die Emerenz geduldig.
»Oliver? Der kommt ganz sicher nicht. Der weiß noch nicht einmal, dass ich gut angekommen bin«, fällt mir ein.
»Ja, wieso denn ned?«, sorgt sich die Emerenz. »Das schickt sich doch ned, der macht sich bestimmt Sorgen!«
»Weil ich mein Handy noch nicht geladen habe.«
Und weil ich ihn schlecht anrufen kann, wenn er mit seiner Frau unterwegs ist. Aber das kann ich der Emerenz nicht erzählen.
»Ja, aber dann rufst ihn halt von hier aus an!«
Emerenz zeigt mit ihrer Hand auffordernd auf ein Biedermeierschränkchen, auf dem ein Telefon steht. Basti steht weiter an die Anrichte gelehnt da, die Arme über dem Bauch verschränkt, Hände unter die Achseln geklemmt.
»Nicht jetzt, der ist sowieso nicht zu erreichen! Außerdem weiß ich seine Handynummer nicht auswendig.«
»Wooooos?«, fragt mich die Emerenz mit so einem kaugummimäßigen Erstaunen in der Stimme. »Du weißt die Haaandynummer nicht von deinem Verlooobten?«
»Das muss man heutzutage nicht mehr wissen. Heutzutage kommuniziert man fast nur noch digital. Und außerdem bin ich nicht verlobt«, pampe ich sie an, unangenehm daran erinnert, dass Oliver nicht mit mir verheiratet ist, und weil mir das jetzt alles definitiv zu bunt wird, wende ich mich an Basti, der mir neben der Emerenz als das kleinere Übel erscheint.
»Das mit der Heizung, könnten wir das vielleicht schnell erledigen? Du entschuldigst uns, Emerenz, wir müssen kurz in den Keller.«
»Ah geh, da musst du dich gar ned entschuldigen«, ruft die Emerenz und macht sich mit auf den Weg nach unten.
»Geh du nur vor, Emerenz«, meint Basti und tritt einen Schritt zurück, »im Keller war das letzte Mal so ein fetter Bachratz 10 , da hat es sogar mir gegraust!«
»Ein Bachratz?«, fragen die Emerenz und ich gleichzeitig in echter Panik.
»Also, ich muss, ich hab was im Rohr!«, beeilt sie sich dann zu sagen, und bevor ich noch recht verstehen kann, was passiert ist, hat sich die Emerenz verdünnisiert wie ein Vampir an einem Schönwettertag.
»Ist dieser Bachratz noch da?«, rufe ich verunsichert Basti hinterher, der schon längst die Kellertreppe hinuntergeschlappt ist in seinen Holzschuhen.
»Was für ein Ratz? Hier gibt’s keinen Ratz, und einen Bachratz schon gleich ned«, grinst er mir von unten über die Schulter zu, und ich verstehe, dass er das nur gesagt hat, um die Emerenz loszuwerden. Ich steige ihm nach, bis zu einer schweren Stahltür. Basti macht sich im Heizungskeller an einem großen roten Kasten zu schaffen, ohne Licht zu machen, offensichtlich kennt er sich hier gut aus. Weil er sich dabei bücken muss, fallen ihm die Haare ins Gesicht. Mit zwei Handgriffen fasst er das Durcheinander auf seinem Kopf zusammen. Das habe ich noch nie gesehen – ein Typ, der sich einen Knoten in die Haare machen kann! Bastis Männerdutt sieht aus wie ein dickes Bündel Stroh, und weil er mit dem Rücken zu mir auf dem Boden kniet, strecke ich die Hand aus, um mal ganz unverbindlich zu sehen, ob sich seine Matte so filzig anfühlt, wie sie aussieht.
»So. Lass am besten alles so, der Ölbrenner ist alt, der spinnt manchmal. Aber jetzt läuft’s. Bis heut Nachmittag ist das Haus warm«, sagt Basti und richtet sich auf. Ich verstecke die Hand schnell unverrichteter Dinge hinter meinem Rücken.
»Danke. Du kannst morgen Abend gerne noch mal kommen und sie wieder abstellen«, erkläre ich würdevoll. »Ich glaube nicht, dass ich viel länger bleibe.«
»Na freilich. Schaust halt einmal. Sind schon ganz andere länger geblieben.«
»Wie, ganz andere?«, rufe ich ihm hinterher, schon wieder ein bisschen beleidigt, denn ich bin definitiv anders als »die ganz anderen«, und ich verwahre mich dagegen, mit irgendjemandem einfach so pauschal in einen Topf geworfen zu werden.
»Mei«, bleibt Basti stehen, um etwas darauf zu erwidern, »die Caroline halt zum Beispiel, vor fünfundfünfzig Jahren. Die wollt auch nur jemanden besuchen. Und jetzt ist sie immer noch da. Oder
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