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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Plastikmaterial über den Riß; Y-energiebetriebene Saugnäpfe an ihren Füßen, die in der Lage gewesen wären, auch Asteroiden zusammenzuhalten, bewahrten die Roboter davor, zusammen mit Sanctuarys kostbarer Luft in den Raum hinausgerissen zu werden; wenn einer von ihnen sich von der Stelle bewegen mußte, löste er einfach abwechselnd den Ansaugeffekt. Die Flieger der Technikertruppe senkten sich elegant herab, und Sekunden später besprühte die Besatzung in ihren Schutzanzügen die Pflanzen mit einem Beschichtungsmittel, das keinen Schaden anrichtete, so daß das organische Material später auf DNA-Ebene analysiert und jede Veränderung, welcher Art auch immer, festgestellt werden konnte.
    Waffen stellten nur die halbe Gefahr dar; die schlimmere Hälfte waren Verseuchungen jeglicher Art. Nicht alle Länder der Erde stellten Genforschungen unter Strafe.
    »Wo befindet sich das Geschoß?« fragte Jennifer den Cheftechniker über ComLink. Sein Anzug verfügte zwar nur über eine Tonverbindung, aber er mußte trotzdem nicht fragen, wer sprach.
    »Abschnitt H. Ist schon befestigt. Es hat beim Aufprall die Verkleidung aufgerissen, aber nicht durchschlagen.« Das war gut; so konnte man das Geschoß analysieren, ohne es ins Innere der Station zu bringen. »Wie sieht es aus?«
    »Meteor.«
    »Vielleicht«, ergänzte Jennifer, und Will an ihrer Seite nickte. Sie war froh, daß es Will war; manchmal begleitete Ricky sie zu einem Unglücksort, und das war dann stets recht aufreibend.
    Beim Rückflug quer durch die Station legte Will ein gemächlicheres Tempo ein. Er war ein guter Pilot und stolz darauf. Unter ihnen erstreckte sich Sanctuary -Felder und Kuppelbauten, Straßen und Kraftwerke und riesige Scheiben, die unablässig von winzigen Robotern, die nichts anderes taten, gesäubert wurden. Warmer künstlicher Sonnenschein erfüllte die Luft mit goldenem Dunst. Als sie landeten, wehte Jennifer der würzige Geruch von Sojablumen, der jüngsten Schöpfung an eßbarer Dekorpflanze, entgegen.
    »Ich möchte eine Ratsversammlung einberufen, damit alle die Laborberichte hören können«, sagte Jennifer.
    Will blickte erst überrascht und dann einsichtig aus seinem Helm. »Ich erledige das.«
    Man kam nie zur Ruhe. Der Koran und die Geschichte der Vereinigten Staaten waren zumindest in diesem Punkt einer Meinung: »Und nur sie, die ihre Verpflichtungen erfüllen und Mühsal, Heimsuchungen und Gefahren tapfer ertragen, sind die wahren Gläubigen.« Und darauf: »Der Preis der Freiheit ist immerwährende Wachsamkeit.«
    Nicht, daß Sanctuary über echte Freiheit verfügte…
    Jennifer stand vor der Ratsversammlung. Ricky sah in ihr Gesicht, und sein eigenes wurde starr. Najla blickte zum Fenster hinaus. Ratsmitglied Lin beugte sich vor; Ratsmitglied Arnes hielt die Hände fest verschränkt auf dem Tisch.
    »Die Laborberichte sind alle negativ«, sagte Jennifer. »Diesmal. Die Zusammensetzung des Geschoßes entspricht jener von Meteoren der J-Klasse, obwohl dieser Umstand selbstverständlich die Möglichkeit offenläßt, daß der Meteor erst eingefangen und dann als Waffe benutzt wurde. Er schien keine aktiven Mikroben zu enthalten, und was an Sporen gefunden wurde, steht im Einklang mit der J-Klasse. Auch im Erdreich konnten keine uns unbekannten Mikroben identifiziert werden, weder genetisch veränderte noch andere. Natürlich heißt das nicht, daß sie nicht doch vorhanden sind – in einer harmlos scheinenden DNA-Struktur und versehen mit versteckten genetischen Auslösern für eine spätere Aktivierung.«
    »Mutter«, warf Ricky vorsichtig ein, »niemand außer uns verfügt über gentechnische Fertigkeiten dieses Niveaus. Und selbst wir sind noch nicht besonders routiniert dabei.«
    »Niemand, der uns bekannt ist«, entgegnete Jennifer mit einem liebenswürdigen Lächeln.
    »Aber durch das Anzapfen der Datenbänke überwachen wir praktisch jedes Laboratorium auf der Erde…«
    »Ich weise dich auf das Wort ›praktisch‹ hin«, sagte Jennifer. »Wir wissen nicht wirklich, ob wir sie alle erfaßt haben, oder?«
    Ricky rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er war einunddreißig, ein stämmiger Mann mit dichtem Haar über einer niedrigen Stirn und dunklen Augen. »Mutter, das ist der sechzehnte Schadensalarm in zwei Jahren, und nicht einer davon war ein Angriff. Acht Meteortreffer, drei davon haben die Außenhülle durchschlagen. Drei vorübergehende Funktionsstörungen, die sofort wieder korrigiert waren. Zwei

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