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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ihm. Er, der nichts besessen hatte, nichts gewesen war, war Herr über alles.
    Durch seine Träume hindurch vernahm Drew den ersten schrillen Warnton.
     
    Vier Tage hatte es gedauert, bis Leisha sie gefunden hatte. Und das war ihr nur deshalb gelungen, weil sie sich schließlich doch entschlossen hatte, Kevin anzurufen. Und ihn um Hilfe zu bitten.
    Als sie Drew anstarrte, der hilflos an den zahlreichen Geräten hing, und dann Eric, der mit verschränkten Armen dastand wie ein trotziger Schuljunge, dachte Leisha: Jetzt gibt es kein Zurück mehr für uns. Der Gedanke kam klar, kalt und wohlerwogen, und es kümmerte sie nicht, daß er theatralisch und nebelhaft wirkte. Alices Enkel stand über dem Schläfer, den er benutzt hatte wie eine Laborratte oder ein defektes Chromosom – genau so, als wäre Eric einer der Hasser, die ein dreiviertel Jahrhundert lang die Schlaflosen als Experimente oder Abnormitäten betrachtet hatten. Als wäre Eric Calvin Hawke oder Dave Hannaway oder Adam Walcott. Oder Jennifer Sharifi.
    Alices Enkel. Ein Schlafloser.
    Drew war nackt. Der Schlaf hatte den bitteren Zug um seinen Mund geglättet, und er sah jünger aus als neunzehn – fast so wie das Kind, das erfüllt von großspuriger Zuversicht zu ihr in die Wüste gekommen war. »Ich werd’ Sanctuary besitzen!« Die nutzlosen Beine schienen nicht zu dem muskulösen Erwachsenentorso zu gehören. Ein vernarbter Messerstich war auf seiner Brust zu sehen, eine frische Brandwunde an seiner rechten Schulter, aufgeschlagene Stellen an seinem Kinn. Leisha wußte, daß sie und die Ihren für all das die Verantwortung trugen. Es wäre besser gewesen, dachte sie, Drew vor neun Jahren abzuweisen, nicht an ihn zu rühren und nicht etwas aus ihm machen zu wollen, was er nie sein konnte. »Papa, wenn ich groß bin, werde ich so besonders sein, daß ich einen Weg finden werde, auch Alice zu etwas Besonderem zu machen!« Und du hast nie aufgehört, es zu versuchen, nicht wahr, Leisha? All diese Alices, all die Habenichtse, all die Bettler, sie wären besser dran gewesen, hättest du sie mit deiner überheblichen Besonderheit verschont!
    Tony, du hattest recht. Sie sind zu verschieden von uns.
    Tony…
    Mit eisiger Stimme wandte sie sich an Eric: »Und jetzt sag mir ganz genau, was du mit ihm gemacht hast. Und warum.«
    Der kleine Doktor mischte sich eilfertig ein: »Miss Camden, dies ist ein Experim…«
    »Du«, befahl sie Eric, »du sagst es mir.« Leibwächter traten zwischen Leisha und den Arzt und verstellten ihm die Sicht. Der Raum platzte fast vor Leibwächtern.
    »Ich war es ihm schuldig«, antwortete Eric kurz angebunden.
    » Das hier?«
    »Eine letzte Chance, zu einem Menschen zu werden.«
    »Er war ein Mensch! Wie kannst du mit Experimenten einverstanden…«
    »Wir sind das Ergebnis von Experimenten, und es hat doch geklappt mit uns«, erklärte Eric mit einem Vertrauen auf die Logik der Vereinfachung, das Leisha den Atem raubte. War sie selbst je so jung gewesen?
    »Du erwartest immer das Schlechteste, Leisha«, fuhr Eric fort. »Ich bin ein Risiko eingegangen, das stimmt, aber vier andere Versuchspatienten haben einen Nutzen gezogen aus…«
    »Ein Risiko! Bei einem Leben, das nicht dein eigenes ist! Das hier ist nicht einmal eine behördlich anerkannte medizinische Einrichtung!«
    »Entschuldigen Sie«, empörte sich der Doktor, »ich habe eine Genehmigung, die…«
    »Wie viele gibt es denn schon, die eine behördliche Genehmigung haben und noch Experimente wagen?« fragte Eric. »Die Macher erlauben es nicht, sie unterbinden alle GenMod-Forschungen, damit daraus nicht eine noch effektivere Waffe erwächst, die ihren Status quo hinwegfegen könnte… Leisha, den anderen vier Patienten, die sich diesem Eingriff unterzogen haben, geht es gut! Sie sind ruhiger, sie scheinen ihre Emotionen besser unter Kontrolle zu haben, was…«
    »Eric, diese Entscheidung lag nicht bei dir! Hörst du mich? Drew hat sich das nicht ausgesucht!«
    Einen Moment lang sah Eric wieder aus wie das mürrische, jähzornige Kind, das er einmal gewesen war. »Ich habe mir auch nicht ausgesucht, so zu sein, wie ich bin. Papa hat das für mich entschieden, als er eine Schlaflose zur Frau nahm. Wer kann sich schon irgend etwas aussuchen im Leben?«
    Leisha starrte ihn wortlos an. Er sah den Unterschied nicht, er sah ihn wirklich nicht. Alices Enkel, sein ganzes Leben lang einerseits privilegiert, andererseits ausgestoßen von der Gesellschaft, der meinte, daß diese

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