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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Anwendungstechnik für Y-Energie die Luft, führte die Wiederverwertung von Abfällen durch, wärmte die Städte, betrieb die Maschinen der Fabriken, ließ die gentechnisch hochgezüchtete Nahrung wachsen, hielt die Institution der allgemeinen Wohlfahrt in Schwung – ebenso wie den kostspieligen Informationsfluß an die Großunternehmen, die mit jedem Jahr reicher, kurzsichtiger und geldgieriger wurden wie die aufgedunsenen Aristokraten eines längst vergangenen Zeitalters, denen die Knöpfe von den Wämsern sprangen, wenn sie beim Bakkarat oder beim Roulette ein halbes Vermögen aufs Spiel setzten.
    Im Jahr zweitausendundachtzig lief die Schutzfrist für die Patente ab.
    Die Internationale Handelskommission gab weltweit den Zugang zu den Y-Energie-Patenten frei. Die Länder, die bis dahin an den Krümeln amerikanischen Wohlstandes geknabbert hatten, indem sie die Maschinengehäuse bauten, die Konzessionen für weniger profitable Geschäftszweige übernehmen durften und als Vermittler und Makler überlebten, standen bereit. Sie standen schon seit Jahren bereit; die Fabriken waren gebaut, die Techniker an den großen amerikanischen Macher-Universitäten ausgebildet und die Entwürfe fertig. Zehn Jahre später hatten die Vereinigten Staaten sechzig Prozent des weltweiten Y-Energie-Marktes eingebüßt. Das Defizit kletterte in die Höhe wie ein Sherpa.
    Die Nutzer zerbrachen sich nicht den Kopf deswegen. Dafür hatten sie ja ihre Kongressleute gewählt: daß die sich den Kopf zerbrachen und sich ihrer Machernatur entsprechend abzappelten, um Lösungen zu finden. Sich des Problems umgehend annahmen, falls es ein Problem gab. Die Bürgerschaft – zumindest jener Teil davon, der noch die Augen offen hielt – sah jedoch nirgendwo ein Problem. Es klappte mit den öffentlichen Rollerrennen, mit der Versorgung über die Wohlfahrt, mit den Unterhaltungssendungen und mit den Massenversammlungen, bei denen es aus den Kassen der Politiker bezahlte Unmengen von Bier und Eßbarem gab; die Bautätigkeit in den Distrikten, sowie die Energiezuteilungen nahmen weiterhin zu. Und in Distrikten, in denen nichts weiterging, wurden die Politiker einfach nicht wiedergewählt. Stimmen mußten schließlich verdient werden. Auf diesem Standpunkt hatte Amerika immer schon gestanden.
    Das Defizit des Staatshaushalts erreichte eine kritische Marke.
    Der Kongress erhöhte die Unternehmenssteuern. Noch einmal im Jahr zweitausendsiebenundachtzig und ein weiteres Mal zweitausendundneunzig. Die Macherfirmen, die Väter, Töchter und Vettern in den Kongress schickten, protestierten heftig. Im Jahr zweitausendeinundneunzig konnte die Angelegenheit nicht länger ignoriert werden. Die Debatte, bei welcher die Kunst der Verschleppungstaktik ihre Auferstehung feierte, dauerte sechs Tage und Nächte und wurde auf etlichen Sendekanälen übertragen. Doch außer den Machern verfolgte sie kaum jemand. Eine von den wenigen, die es doch taten, war Leisha Camden.
    Ein weiterer war Will Sandaleros.
    Am Ende des sechsten Tages verabschiedete der Kongress ein umfangreiches Steuerpaket. Die Unternehmen der Vereinigten Staaten unterlagen ab nun der steilsten Steuerprogression der ganzen Welt. An der Spitze der Progression stand als Beitrag für die Verwaltung von Amerika eine Unternehmensbesteuerung von zweiundneunzig Prozent des Bruttogewinns, wobei strengste Grenzen bei der Anerkennung von Ausgaben gezogen werden sollten. Auf der nächsten Stufe folgte eine Besteuerung von achtundsiebzig Prozent. Von da an reduzierten sich die Steuersätze rapide.
    Von den Unternehmen, deren Gewinne mit achtundsiebzig Prozent versteuert werden sollten, hatten vierundfünfzig Prozent ihren Sitz auf der Orbitalstation Sanctuary. Nur auf ein einziges Unternehmen trafen die Kriterien für eine Besteuerung von zweiundneunzig Prozent zu: auf Sanctuary selbst.
    Der Kongress beschloß das Gesetz im Oktober. Leisha verfolgte die aktuelle Meldung in New Mexico; unwillkürlich warf sie einen Blick aus dem Fenster zum Himmel. Er war blau und absolut wolkenlos.
    Will Sandaleros erstattete Jennifer Sharifi ausführlich Bericht; sie war soeben erst von der Kagura-Orbitalstation, wo sie sich zu Vorbereitungsarbeiten von allerhöchster Wichtigkeit aufgehalten hatte, nach Sanctuary zurückgekehrt. Jennifer hörte ruhig und aufmerksam zu; die Falten ihrer weißen Abajeh fielen ihr anmutig über die Füße, und ihre dunklen Augen funkelten.
    »Jetzt ist es soweit, Jenny«, sagte Will. »Wir beginnen am

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