Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Sie ganz sicher?«
    »Betreffend die redundante Lysintransferenz?«
    » Nein! Ob Sie Schlaflosigkeit in Schläfern hervorrufen können…!«
    Walcott fuhr sich mit den Fingern der anderen Hand durchs Haar. »Nein, natürlich sind wir nicht ganz sicher. Wie könnten wir denn sicher sein? Wir würden dazu kontrollierte Experimente benötigen, zusätzliche Replikationen, ganz zu schweigen von den finanziellen Mitteln für…«
    »Aber in der Theorie gelingt es Ihnen?«
    »Ach, in der Theorie!« sagte Walcott, und selbst in ihrem Schockzustand erschien es Leisha eine merkwürdige abfällige Art für einen Wissenschaftler, sein Thema abzutun. Offensichtlich war Walcott Pragmatiker. »Ja, in der Theorie können wir es machen.«
    »Mit allen Nebeneffekten? Wie… Langlebigkeit?«
    »Nun, das ist eines der Dinge, die wir nicht wissen. Die ganze Sache ist doch noch ziemlich unfertig. Doch bevor wir weitermachen, brauchen wir einen Rechtsanwalt.«
    Dieser Satz brachte Leisha auf das Wesentliche zurück. Irgend etwas stimmte da nicht. Sie entdeckte es. »Wie kommt es, Herr Doktor Walcott, daß Sie allein gekommen sind? Gewiß fällt doch jeder rechtliche Aspekt im Zusammenhang mit diesen Forschungen in den alleinigen Verantwortungsbereich von Samplice, und ganz bestimmt verfügt Ihre Firma über eigene Anwälte.«
    »Direktor Lee weiß nicht, daß ich hier bin. Ich handle auf eigene Faust. Ich brauche als Privatperson einen Rechtsanwalt.«
    Leisha griff nach einem Papiermagneten – das mußte es gewesen sein, wonach ihre Finger die ganze Zeit gesucht hatten, ja, natürlich –, stellte ihn an, stellte ihn ab und strich mit der Hand darüber. Hinter Walcotts Kopf begann die durchscheinende Fensterscheibe im Abendsonnenschein zu glühen. »Bitte fahren Sie fort.«
    »Gleich zu Anfang, als mir klar wurde, wohin diese Forschungstätigkeit führen würde, nahmen mein Assistent und ich die ganze Sache aus dem Firmencomputer. Ausnahmslos. Wir beließen keinerlei Aufzeichnungen im Datennetz der Firma, führten Simulationen ausschließlich auf Computern durch, die nicht vernetzt waren, löschten allabendlich sämtliche Daten und nahmen jeder einen Ausdruck – die einzigen Zeugen unserer Fortschritte – in tragbaren Tresoren mit nach Hause. Wir sagten niemandem, woran wir arbeiteten, nicht einmal dem Direktor.«
    »Und warum haben Sie das gemacht, Herr Doktor?«
    »Weil Samplice eine Gesellschaft öffentlichen Rechts ist, von deren Aktienkapital zweiundsechzig Prozent auf zwei Investmentfonds aufgeteilt sind, die von Schlaflosen kontrolliert werden.«
    Als er seinen Kopf zur Seite wandte, schienen seine milchhellen Augen das Licht zu absorbieren.
    »Einer der beiden Investmentfonds liegt bei Canniston- Fidelity, der andere wird von Sanctuary aus verwaltet. Vergeben Sie mir, Miss Camden, wenn ich allzu offen erscheine, und vergeben Sie mir auch die Gedankengänge, die zu dieser schonungslosen Offenheit führen. Aber Direktor Lee ist kein Mann, der besondere Bewunderung verdient. Er war bereits einmal der Veruntreuung von Fondsgeldern angeklagt, ohne jedoch verurteilt zu werden. Mein Assistent und ich fürchteten, er könnte… falls jemand von Sanctuary ihm nahelegen sollte, die Forschungen einzustellen… oder etwas in dieser Richtung. Am Anfang hatten mein Assistent und ich doch nur den Funken eines Hinweises – einen so schwachen Funken, daß wir bezweifelten, irgend eine andere seriöse Forschungsfirma dafür interessieren zu können. Um die Wahrheit zu sagen, hat sich daran nichts geändert. Es ist immer noch alles Theorie. Und Sanctuary hätte so gewaltige Summen bieten können, nur um die ganze Sache abblasen zu lassen…«
    Leisha zog es vor, nichts darauf zu sagen.
    »Nun gut. Vor zwei Monaten geschah etwas sehr Merkwürdiges. Es war uns natürlich bewußt, daß das Computernetzwerk von Samplice vermutlich nicht sicher ist – aber, wenn wir realistisch sind, welches Datennetz ist das schon? Deshalb benutzten wir es ja auch nicht. Aber Timmy und ich – Timmy ist mein Assistent, Timothy Herlinger – kamen nicht auf den Gedanken, daß man das Netz nicht nur nach Daten absuchen könnte, die darin aufscheinen, sondern auch danach, was nicht aufscheint! Und offensichtlich wurde genau das getan. Irgend jemand, der nicht der Firma angehört, muß wohl routinemäßig die Computerdateien des Firmennetzes anhand der Mitarbeiterlisten durchgegangen sein, denn eines Morgens kamen Timmy und ich in unser Labor, und auf unserem Terminal

Weitere Kostenlose Bücher