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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Geist. Herlinger hingegen ist völlig anders. Er ist erst fünfundzwanzig, und das ist sein erster Posten. Akademisches Diplom für Biochemie an der U. C. Irvine und in Berkeley. Unter den besten fünf Prozent seines Jahrgangs, vielversprechende Zukunft. Doch gerade bevor er seinen Doktor bekam, wurde er festgenommen, vor Gericht gestellt und wegen Genmanipulation an kontrollierten Substanzen verurteilt. Bekam eine bedingte Strafe, aber das reicht, um die Jobsuche problematisch zu machen – außer vielleicht bei Samplice.«
    »Was für eine kontrollierte Substanz?«
    »Mondschnee, den er genetisch so verändert hat, daß er elektrische Stürme im limbischen System hervorruft. Danach hält man sich für einen religiösen Propheten. Aus den Prozeßaufzeichnungen geht hervor, daß Herlinger behauptete, er hätte keine andere Möglichkeit gesehen, sich das Medizinstudium zu finanzieren. Scheint, daß er recht verbittert ist. Aber vielleicht möchtest du die Unterlagen selbst abrufen.«
    »Werde ich tun«, sagte Leisha. »Hast du den Eindruck, daß es sich um die vorübergehende Verbitterung eines jungen Mannes handelt, der einfach eine Pechsträhne hatte, oder ist er ein von Grund auf nachtragender Charakter?«
    Kevin hob die Schultern. Das hätte sie doch eigentlich besser wissen müssen; mit solchen Analysen gab Kevin sich nicht ab. Konsequenzen waren das, was ihn interessierte; Motivationen ließen ihn kalt.
    »Bloß zwei kleinere Publikationen aus Walcotts Feder«, sinnierte Leisha, »und nur mittelmäßige Studienerfolge. Und doch ist er zu einer solchen wissenschaftlichen Glanzleistung imstande?«
    Kevin lächelte. »Du warst immer schon ein intellektueller Snob, Liebling.«
    »Sind wir doch alle. Also gut, Forscher sollen ja manchmal auch Glück haben. Oder vielleicht hat in Wahrheit Herlinger den DNA-Part der Arbeit durchgeführt und nicht Walcott; vielleicht ist Herlinger in intellektueller Hinsicht äußerst fähig, aber so naiv, daß er sich widerspruchslos ausnutzen läßt, oder er kann sich einfach nicht an die Regeln halten. Und wie steht es mit Samplice?«
    »Ein korrektes, aufstrebendes Unternehmen mit zweitklassigem Einkommensprofil, Bruttogewinn weniger als drei Prozent im vergangenen Jahr, was sehr wenig ist für eine HighTech-Firma, die noch dazu in letzter Zeit keinerlei größere Investitionen getätigt hat. Ich persönlich würde ihnen noch ein Jahr geben, höchstens zwei. Unfähige Firmenleitung; der Direktor, Lawrence Lee, hat seinen Posten nur seines Namens wegen. Sein Vater ist Stanton Lee.«
    »Nobelpreis für Physik?«
    »Ja. Und darüber hinaus war einer seiner Vorfahren General Robert E. Lee, behauptet zumindest der Herr Direktor. Stimmt aber nicht. Doch es macht sich gut in Werbeaussendungen. Walcott hat dir die Wahrheit gesagt: die Aufzeichnungen bei Samplice sind ein einziges Durcheinander. Ich bezweifle, daß sie sich in ihren eigenen Computerdateien zurechtfinden. In der Firma gibt es niemanden mit Führungsqualitäten. Und Lee hat bereits einen Verweis des Aufsichtsrates wegen schlechter Verwaltung von Geldmitteln.«
    »Und die First National Bank?«
    »Absolut integer. Alle Unterlagen, die diesen Safe betreffen, sind komplett vorhanden und in Ordnung. Klarerweise heißt das nicht, daß sich nicht ein Außenstehender daran zu schaffen gemacht haben könnte – sowohl an den elektronischen Daten, als auch an den Schriftstücken. Es würde mich wirklich überraschen, wenn die Bank in irgendeiner Weise involviert wäre.«
    »Das habe ich auch nie angenommen«, sagte Leisha mit harter Stimme. »Wie sieht es mit den Sicherheitseinrichtungen der Bank aus?«
    »Bestens. Wir haben sie selbst entworfen.«
    Das hatte Leisha nicht gewußt. »Dann gibt es also nur zwei Gruppen, die mit solchem elektronischen Zauber fertigwerden, und deine Firma ist eine davon.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Kevin lächelnd. »Es gibt so manche Schläfer, die eine Menge draufhaben…«
    »Aber keine derartige Menge.«
    Kevin sah davon ab, seine Bemerkung über Leishas intellektuellen Snobismus zu wiederholen. Statt dessen sagte er leise: »Falls sich Walcotts Forschungsergebnisse als zutreffend erweisen, könnte das die Welt verändern, Leisha. Von neuem.«
    »Ich weiß.« Sie ertappte sich dabei, daß sie ihn anstarrte, und fragte sich, welche Emotionen ihr eigener Gesichtsausdruck wohl widerspiegelte. »Hast du Lust auf ein Glas Wein, Kevin?«
    »Ich kann nicht, Leisha. Ich muß noch diesen Haufen Arbeit

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