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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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und Norm vor, un’ als nächstes fingen die Tische an, zu Bruch zu gehen, un’ die Leute an abzuhauen. Irgendwer hatte grade auf ‘n anderen Holokanal umgeschaltet, un’‘n Rollerrennen in Alabama dröhnte in Lebensgröße durchs Lokal. Ich packte Annie un’ Lizzie un’ schob sie zur Tür. »Raus hier! Nix wie raus!«
    Draußen machten die Y-Lampen die Hauptstraße taghell. Ich spürte, wie die alte Pumpe in der Brust hämmerte, aber ich, ich ließ nich’ nach. Wenn die Leute rabiat werden, verlieren sie ihr bißchen Verstand. Un’ da konnte alles mögliche passieren. So japste ich neben Annie her un’ schielte bloß dann un’ wann mal auf ihren Vorbau, weil der so auf un’ ab wogte. Lizzie lief flink un’ leise wie ‘n Reh voraus.
    In Annies Wohnung in der Jay Street fiel ich aufs Sofa. War nich’ allzu bequem, das Sofa, nich’ so wie die Sofas damals, wie ich noch jung war, die von der weichen Sorte, wo man so lange im Haus hatte, daß man richtiggehend Maß nehmen konnte, wie groß der Arsch war von de’ Bewohner.
    Auf der anderen Seite kriegt PlastiSynth kein Ungeziefer nich’.
    Lizzie fragte mit funkelnden Augen: »Glaubt ihr, daß ehrlich ‘n Macher kommt un’ das Fließband in weniger als ‘ner Stunde wieder hinkriegt?«
    »Lizzie…«, keuchte ich, »ruhig jetz’. Schsch!«
    »Aber was is’, wenn in ‘ner Stunde kein Macher kommt…«
    »Du, du schweigst jetz’ still, Lizzie«, sagte Annie, »oder die Macher können sehen, wie sie dich wieder hinkriegen! Billy, du bleibst heut nacht besser hier. Wer weiß, was die Spinner in der Cafeteria noch aufführen!«
    Sie brachte mir ‘ne Decke, eine von denen, wo sie bestickt hatte, mit buntem Garn aus’m Lagerhaus. An den Wänden hatte sie, Annie nämlich, noch mehr Schmuckbilder hängen, die waren mit Stückchen von Limodosen verziert, mit Stoffstreifen von alten Overalls un’ mit allen bunten Sachen, wo Annie in die Hände kamen. Die Jay-Street-Wohnungen sahen alle gleich aus. Wurden alle zugleich vor zehn Jahren gebaut, als so ‘n Senator aus der letzten Reihe hochkam un’‘ne kräftige Zugnummer für seinen Wahlkampf brauchte. Kleine Zimmer, SchaumStein-Wände und PlastiSynth-Möbel aus ‘nem Lagerhaus. Aber Annies Wohnung is’ eine von den wenigen, wo wirklich aussehen wie ‘n Zuhause.
    Annie schickte Lizzie ins Bett. Un’ dann kam sie noch, Annie nämlich, un’ setzte sich auf ‘n Stuhl beim Sofa, auf dem ich lag.
    »Du, Billy, hast du diese Frau in der Cafeteria gesehen?«
    »Was für ‘ne Frau?« War nett, sie so dicht bei mir sitzen zu haben.
    »Die, die an der Rückwand stand, allein. Hatte ‘n grünen Overall an. Die is’ nich’ von hier, von East Oleanta, is’ sie nich’.«
    »Na und?« Ich kuschelte mich unter Annies hübsche Decke. Wir haben gelegentlich mal Reisende hier, obwohl’s früher mehr waren, zu der Zeit, als die Gravbahn noch regelmäßig fuhr. Essenchips gelten im ganzen Bundesstaat, die kommen ja von den Senatoren der Vereinigten Staaten. Außerdem war’s früher mal nich’ schwer, Austauschchips für ‘n anderen Bundesstaat zu kriegen. Vielleicht is’ es immer noch nich’ schwer. Ich geh’ nich’ viel auf Reisen.
    »Die sah komisch aus.«
    »Komisch wie?«
    Annie preßte die Lippen aufeinander un’ dachte nach. Sie hat Lippen, so schwarz un’ glänzend wie Brombeeren, un’ die untere is’ so voll, daß sie noch saftiger aussieht, wenn Annie sie so zusammenpreßt. Mußte wegschauen, das mußte ich.
    Langsam sagte sie: »Komisch wie’n Macher.«
    Ich setzte mich auf. Die Decke fiel runter. »Du meinst GenMod? Also ich, ich hab keine gesehen, die wo so aussah.«
    »Na ja, das war keine von der GenMod-hübschen Sorte. War sie nich’. Die war klein un’ hatte so ‘n verkniffenes Gesicht un’ dicke Augenbrauen. Un’‘nen großen Kopf. Aber die war ‘ne Macherin, sag’ ich dir, ich kenn’ das. Billy, denkst du, die war ‘n Spion vom FBI?«
    »In East Oleanta? Wir haben doch keine Untergrundorganisationen hier, haben wir nich’. Alles, was wir haben, sin’ diese Mistkerle von der Straßenbande, was uns das Leben schwer machen.«
    Aber Annie preßte weiter die Lippen aufeinander. Verwaltungsbezirksrat Thomas Scott Drinkwater hat die Polizeilizenz bei uns hier. Der hat dafür ‘n Verein unter Vertrag, bei dem’s Robs un’ Macher-Polizisten gibt. Aber wir sehen nich’ viel von denen. Sorgen nich’ für Ruhe auf den Straßen, un’ wenn was gestohlen wird, scheren die sich auch

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