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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nich’ drum, weil es im Lagerhaus von allem immer noch was gibt. Aber wenn wir ‘n Überfall haben oder ‘n Mord oder ‘ne Vergewaltigung, dann sin’ sie da. Erst letztes Jahr, da holten sie sich Ed Jensen für ‘n Genabdruck. Hatte das älteste Flagg-Mädel umgebracht, Ed, bei ‘nem Ortsgruppenfest, wo’s zu hoch herging. Schickten Ed dann rüber nach Albany in den Bau, dort sitzt er für fünfundzwanzig Jahre. Oder lebenslänglich, kommt drauf an, wie er sich aufführt. Auf der anderen Seite wieder kam keiner nich’ vor Gericht, als vor zwei Jahren Sam Taggart draußen im Wald mit Pfeil un’ Bogen erschossen wurde. Aber kann sein, daß damals wer andrer die Lizenz bei uns hatte.
    FBI is’ ganz was anderes. Wie die bundesweiten Vereine allesamt. Die kommen nich’ zu uns Nutzern, wenn nich’ irgend so ‘n Macher in Gefahr is’. Un’ wenn sie mal kommen, dann lassen sie nich’ mehr los.
    »Also«, sagte Annie dickköpfig, »ich weiß bloß, daß sie ‘ne Macherin war. Ich kann das riechen, ja, das kann ich.«
    Ich wollte nich’ streiten mit ihr. Aber ich wollte auch nich’, daß sie sich Sorgen machte deswegen. »Annie, gibt doch überhaupt keinen Grund fürs FBI, in East Oleanta aufzutauchen. Un’ Macher haben keine großen Köpfe un’ verkniffene Gesichter, die nich’. Die lassen gar nich’ zu, daß ihre Kinder so auf die Welt kommen.«
    »Na, hoffentlich hast du recht. Wir brauchen keine Macher nich’, wo hier in East Oleanta hereinschneien. Die sollen bleiben, wo sie sin’, un’ wir bleiben, wo wir sin’.«
    Ich konnte einfach nich’ anders, un’ so fragte ich sie ganz leise: »Annie – hast du schon mal von Eden gehört?«
    Sie wußte genau, daß ich nich’ von der Bibel sprach. Nich’ mit dieser Stimme. »Ne. Hab ich nie von gehört«, schnauzte sie mich an.
    »Doch, hast du. Das kenn’ ich dir an. Du hast schon mal von Eden gehört.«
    »Und wenn? Is’ doch alles Quatsch.«
    Konnte einfach nich’ die Finger lassen davon. »Warum is’ das Quatsch?«
    »Warum? Billy, denk mal nach, du! Wie könnte es irgendwo ‘n Platz geben, von dem die Macher nichts wissen? Auch ‘n Platz irgendwo in den Bergen? Die Macher sin’ für alles zuständig, auch für die Berge. Haben Luftwagen un’ Flugzeuge un’ sehen alles. Außerdem, wie sollte so ‘n Plätzchen wohl überhaupt Zustandekommen, ohne Macher? Wer würde denn die Arbeit tun?«
    »Robs«, sagte ich.
    »Un’ wer macht die Robs?«
    »Vielleicht wir?«
    »Nutzer, wo arbeiten? Aber warum, in Gottes Namen? Wir, wir brauchen nich’ arbeiten, dafür haben wir Macher! Is’ unser Recht, von den Dienern des Volkes un’ ihren Robs versorgt zu werden, wir wählen sie doch! Warum bloß sollten wir irgendwohin gehen, wo’s keine Diener des Volkes gibt?«
    Annie, die war einfach zu jung. Die erinnert sich nich’ so wie ich an ‘ne Zeit, bevor die Wahlen übers Holoterminal aufkamen un’ bevor die Zulieferer billige Robs machten un’ bevor die Mission für heiligmäßiges Leben das ganze Land überzog; die spendeten den Kirchen ‘nen Haufen Geld un’ redeten von den Lilien auf dem Felde un’ über die Heiligkeit der Freude un’ darüber, daß Gott Maria lieber hatte als Martha. Annie, die erinnert sich auch nich’ an die vielen Gruppen für alle möglichen Arten von Demokratie, un’ die zeigten uns dann, wie in ‘ner richtigen Demokratie die gewöhnlichen Leute die echten Aristos sin’ un’ damit die Herren der Diener des Volkes. Schulen für Demokratie! Irisch-Amerikaner für Demokratie! Schwarze für Demokratie! Bauerntrotteln für Demokratie! Un’ was weiß ich noch alles. Die Robs übernahmen dann die schwere Arbeit, un’ wir, wir waren ganz froh, sie ihnen zu überlassen. Die Politiker fingen an, über Brot un’ Spiele zu reden, un’ die Wähler ›Sir‹ un’ ›Madam‹ zu nennen. Bauten die Cafeterias un’ die Lagerhäuser un’ die Rennbahnen un’ die Ortsgruppenhäuser. Annie, die weiß das nich’ mehr. Die isses zufrieden, wenn sie kochen un’ nähen kann. Verbringt nich’ ihr ganzes Leben bei den Rollerrennen oder Brainie-Parties oder bei den Ortsgruppenfesten oder im Bett mit ihrem Liebhaber wie die andern, hat aber trotzdem noch nie ‘ne Axt in der Hand gehabt oder ‘ne Hacke oder ‘n Beil oder ‘nen Hammer. Die erinnert sich nich’ an das alles.
    Un’ dann kam’s mir plötzlich, was für’n alter Narr ich doch war un’ wie falsch ich lag. Weil ich nämlich einer von denen war, wo die

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