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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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einmal, zweimal, viermal. »Die Statistiken sehen gut aus, Drew. Aber bei den Daten für den zweiten Teil deines Auftritts haben wir eine komische Kerbe festgestellt. Terry sagt, dort mußt du die Richtung ändern. Es ist ziemlich kompliziert.«
    »Dann wirst du es mir erklären«, stellte ich sachlich fest.
    Ihr Lächeln war hinreißend. Wieder sahen Sara und Jon einander wortlos an.
     
    Als Miri mir zum erstenmal zeigte, wie die SuperS sich miteinander unterhielten, konnte ich es nicht glauben. Das war vor dreizehn Jahren, gleich nachdem sie von Sanctuary heruntergekommen waren. Sie führte mich in einen Raum mit siebenundzwanzig Holobühnen auf siebenundzwanzig Terminaltischen. Jede davon war für eine andere Sprache programmiert, die zwar auf der englischen basierte, aber so weit modifiziert war, daß sie die Gedankenketten ihres Verwenders berücksichtigte. Miri, damals sechzehn, hatte mir eine ihrer eigenen Gedankenketten erklärt.
    »Sag mir einen Satz. Irgendeinen Satz.«
    »Du hast wunderschöne Brüste.«
    Sie errötete, was bräunliche Flecken auf ihrer Haut hervorrief. Sie hatte wirklich wunderschöne Brüste und wunderschönes Haar. Was den großen Kopf, das Knubbelkinn und die unbeholfenen Bewegungen wettmachte. Sie war nicht hübsch, und sie war zu intelligent, um es nicht zu wissen. Ich wollte, daß sie sich hübsch fühlte.
    Sie sagte: »Such dir einen anderen Satz aus.«
    »Nein. Nimm diesen.«
    Also nahm sie ihn. Sie sprach ihn in den Computer, und die Holobühne begann ein dreidimensionales Gebilde aus Worten, Symbolen und Bildern zu formen, die durch leuchtende grüne Linien miteinander verbunden wurden.
    »Siehst du, es bringt die Assoziationen zum Vorschein, die mein Geist, basierend auf früheren Gedankenketten und auf Algorithmen für meine Denkweise, dazu bildet. Von ein paar Worten ausgehend extrapoliert es, sagt es vorher und spiegelt das Gedachte wider. Und das sagt auch der Name des Programms: ›Gedankenspiegel‹. Es erfaßt siebenundneunzig Prozent meiner Gedanken in etwa zweiundneunzig Prozent der Zeit, die ich davor verbringe, und dann kann ich das Fehlende ergänzen. Und das beste daran ist…«
    »Du denkst auf diese Weise bei jedem Satz? Bei jedem einzelnen Satz?« Einige der Assoziationen lagen auf der Hand: ›Brüste‹ etwa führten zu einem trinkenden Baby. Aber warum war das Baby mit etwas verbunden, das ›Hubble-Konstante‹ hieß, und was hatte die Sixtinische Kapelle in diesem Fadengebilde verloren? Und ein Name, den ich nicht kannte: Chidiock Tichbourne?
    »Ja«, sagte Miri. »Aber das beste daran ist…«
    »Ihr denkt alle auf diese Weise? Alle SuperS?«
    »Ja«, antwortete sie mit ruhiger Stimme. »Obwohl Terry, Jon und Ludie hauptsächlich in mathematischen Elementen denken. Sie sind jünger als die anderen, weißt du – sie repräsentieren die nächste Ära des IQ-Aufbaues.«
    Ich betrachtete die komplizierten Wege von Miris Gedanken und Reaktionen. »Du hast wunderschöne Brüste.«
    Ich würde nie wissen, welche Bedeutung meine Worte in allen ihren Vielschichtigkeiten für Miri tatsächlich hatten. Alle meine Worte. Nie.
    »Erschreckt dich das, Drew?«
    Sie sah mich nüchtern an. Ich spürte ihre Angst und ihre Entschlossenheit; der Augenblick war wichtig. Er wuchs in meinem Innern, eine hochaufragende weiße Wand, an der nichts haftenblieb, bis ich die richtige Antwort fand.
    »Ich denke in Formen für jeden Satz.«
    Ihr Lächeln veränderte ihr ganzes Gesicht, es machte es offen und hell. Ich hatte das Richtige gesagt. Ich warf noch einen Blick auf das grün leuchtende komplexe Gebilde auf der Holobühne, dieses sich langsam drehende dreidimensionale Rund, das angefüllt war mit winzigen Bildern und Formeln und Wörtern. Mit so vielen komplizierten Wörtern…
    »Dann sind wir also gleich!« rief Miri froh. Und ich korrigierte sie nicht.
    »Und das beste daran ist«, plapperte Miri glücklich und wieder völlig unbefangen weiter, »daß nach beendeter Konstruktion und entsprechender Abstimmung des extrapolierten Gedankengebildes das Hauptprogramm dieses in die Gedankenmuster aller anderen überträgt; in dieser Form erscheint es auf ihren Holobühnen. Auf allen siebenundzwanzig Terminals gleichzeitig. So können wir die Sprache vermeiden und den anderen unsere Ideen in vollem Umfang und weitaus wirksamer vermitteln. Also nicht ganz in vollem Umfang. Durch die Umsetzung geht immer etwas verloren, besonders zu Terry und Jon und Ludie. Aber es ist um so vieles

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