Bettler 02 - Bettler und Sucher
für einen guten Kampf ist, dann ist heute der Einsatz von Nanotech nichts anderes als der Einsatz von Kanonen zu General Marions Zeiten. Aber der Einsatz von Gentech beim Menschen, mein Junge, das ist ein ganz anderer Kaffee. Das ist liederlich. Menschen sind keine Sachen, und man sollte sie nicht wie Sachen behandeln, indem man Teile davon verändert und zurechtbiegt und neu anpaßt. Menschen sind keine Fahrzeuge, keine Fabriken, keine Roboter. Und die Macher haben die Menschen in diesem Land schon viel zu lange wie Sachen behandelt. Auch die Nutzer-Menschen.«
»Aber Sie können nicht eine organische Gentechnik bei Mikroorganismen zulassen und erwarten, daß sie nicht auf Menschen übergreift! Wenn Sie das eine erlauben…«
»Teufel, nein.« Hubbley stand auf und streckte die Beine. »Das ist ganz und gar nicht das gleiche. Es ist doch in Ordnung, Bazillen zu töten, nicht wahr? Auch Tiere, um sie zu essen, oder? Aber es ist nicht in Ordnung, menschliche Geschöpfe zu töten. In unseren Gesetzen über das Töten unterscheiden wir in der Hinsicht fein säuberlich, nicht wahr? Und warum, zum Henker, können wir das nicht auch mit den Gesetzen für die GenMod-Technik so halten?«
»Ihr könnt euch nicht vor der AEGS verstecken«, entfuhr es mir, noch ehe ich mich eines anderen besinnen konnte.
Die wäßrig blauen Augen sahen mich milde an. »Huevos Verdes kann es doch auch, oder?«
»Das ist etwas anderes. Das sind SuperS…«
»Aber keine Götter. Nicht einmal Engel.« Er reckte die Arme hoch. »Tatsache ist, Mister Arlen, daß wir uns seit bald fünf Jahren vor der AEGS verstecken können. Oh, nicht alle, natürlich, der Feind hat ein paar gute Soldaten aus unserer Mitte gerissen. Doch auch wir konnten dem Gegner Verluste beibringen, und wir sind immer noch hier. Und der Duragem-Spalter da draußen wird den ganzen Krieg zu einem schnelleren Ende führen.«
»Aber vor Huevos Verdes könnt ihr euch nicht verstecken!«
»Zugegeben, das wäre eine härtere Nuß. Doch eigentlich habe ich das Gefühl, daß wir das gar nicht brauchen. Ich glaube nämlich, daß Huevos Verdes viel mehr über uns weiß als die AEGS. Wäre eigentlich logisch.«
Miranda hatte das nie gesagt. Nicht mir. Jonathan hatte es nie gesagt. Oder Christy. Oder Nikos. Nicht zu mir. Nicht zu mir!
»Bis jetzt waren wir nicht stark genug, um es auch mit Huevos Verdes aufzunehmen, also war’s uns sehr angenehm, daß sie uns offenbar ignoriert haben. Aber jetzt ist das alles anders. Jetzt, wo den Duragem-Spalter nichts mehr aufhalten kann, gibt’s auch für Huevos Verdes keinen Weg mehr, zu verhindern, daß der Regierung vollends die Zügel abhanden kommen.«
»Aber…«
»Gemach, Junge, das ist genug für jetzt«, sagte Hubbley nicht unfreundlich. »Wir müssen weiterziehen. Wenn der Tod dieser Agenten bekannt wird, bricht die Hölle los. Die Kompanie sollte schon bereit sein zum Abmarsch, und Sie werden mit uns kommen. Aber nur keine Sorge, Mister Arlen, wir beide werden noch reichlich Zeit haben für ein Plauderstündchen. Ich weiß wohl, das ist alles neu für Sie, weil unser Schulsystem eben einiges zu wünschen übrig läßt. Und obendrein haben Sie noch diese lange Zeit bei den Schlaflosen verbracht, und die kann man bekanntermaßen nicht einmal mehr dem Menschengeschlecht zuzählen. Doch Sie werden es schon noch lernen. Geht gar nicht anders, wenn Sie erstmal den echten Krieg aus der Nähe sehen. Und das sind wir Ihnen schuldig. Sie waren uns immer eine große Hilfe.«
Ich starrte ihn nur an. Eine gräßliche Formenflut staute sich am Rand meines Bewußtseins, eine Woge, die im Begriff war, sich über mich zu ergießen, mich zu überwältigen.
»Ich war…?«
»Ja freilich!« sagte Hubbley in einem Tonfall, der ehrlich erstaunt klang. »Haben Sie das nicht selbst schon durchschaut? Ihr letztes Stück, ›Der Krieger‹, das bewirkte in den Leuten, daß sie sich unversehens viel weniger abhängig fühlten und mit einem Male Kampfeswillen und Kampfesmut bewiesen. Das ist Ihr Verdienst, Mister Arlen. Wahrscheinlich war es nicht grade das, was Sie damit im Sinn hatten, aber das ist nun mal dabei rausgekommen. Seit Sie den ›Krieger‹ geben, ist die Zahl unserer Rekrutierungen um dreihundert Prozent gestiegen.«
Ich brachte kein Wort hervor. Eine Tür ging auf, und Campbell beugte sich über mich.
»Teufel auch«, fuhr Hubbley fort, »vor zwei Monaten trat uns eine ganze Abteilung von GenMod-Technikern bei, freiwillig, ganz ohne
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