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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ganzes Leben, beginnend mit ihrer Geburt in Chicago, Illinois, im…«
    »Genug. Referenzen zu anderen Dateien?«
    »Eine. Zur Nachrichtendatei 65. Zugriff beschränkt.« Beschränkter Zugriff? Auf eine Nachrichtendatei? Aber diese waren doch alle frei verfügbar! »Von wo aus ist der Zugriff möglich?«
    »Vom Drucker in Theresa Aranows Arbeitszimmer.« Lizzie benötigte drei Minuten, um die Datei zu öffnen. »Display auf den nächsten Schirm.«
    Die Farben der Eßzimmerwand lösten sich auf. An ihre Stelle traten Bilder mit Erläuterungen darunter – gräßliche Bilder, eines nach dem anderen, jedes davon dreißig Sekunden andauernd, ehe es ins nächste überging. Lizzie konnte die Texte darunter nicht lesen, aber sie erkannte die Bilder wieder. Sie hatte nur noch nie so viele auf einmal gesehen.
    Babies mit geschwollenen Bäuchen und fleckiger Haut. Babies, denen das Blut aus den Augen rann. Still daliegende Babies mit glasigen Augen und mageren, schlaffen Ärmchen. Babies, verschrumpelt wie alte Apfel, mit offenen Mündern, in denen man das geschwollene Zahnfleisch sah. Nicht umgestellte Babies, ungeschützt vor Krankheiten und Hunger… so viele nicht umgestellte Babies…!
    Lizzie stolperte zurück ins Wohnzimmer. Aber Dirk schlief immer noch auf der bunten Decke, an der sich, wie Lizzie bemerkte, seine runden Beinchen gütlich taten. Sein rosiger Mund machte leise schmatzende Geräusche im Schlaf.
    Sie ging wieder ins Eßzimmer und betrachtete weitere Bilder. Nicht umgestellte Babies, die krank waren. Nicht umgestellte Babies, die starben. Nicht umgestellte Babies, die tot waren… alles Nutzer-Babies. Lizzie schloß die Augen. Wie viele nicht umgestellte Babies gab es eigentlich in den Vereinigten Staaten? Und warum unternahm denn niemand etwas dagegen?
    Und warum machte sich Theresa Aranow – ein reiches, gesichertes, beschütztes GenMod-Mädchen – Gedanken um diese Nutzer-Babies?
    Lizzie erriet die Antwort auf diese Frage: Theresas Angst vor allem Neuen; ihre wenigen Freunde; die Mundnahrung; die Decke, die Dirk gerade konsumierte: Theresa war selbst nicht umgestellt!
    Aber wie konnte das sein? Theresa war eine Macherin. Und sie war in Lizzies Alter. Noch vor zwei Jahren hatte es reichlich Umstellungs -Spritzen gegeben! Gab es immer noch reichlich davon für Macher? Vielleicht an manchen Orten. Lizzie wußte es nicht. Nichts davon ergab Sinn.
    Mit Jones’ förmlicher Stimme sagte das System: »Miss Aranow, Doktor Aranow ist im Lift.« Und zugleich hörte Lizzie Vicki ins Eßzimmer zurückkommen.
    Augenblicklich schaltete Lizzie das System aus – sie wußte nicht, warum. Aber Vicki sollte diese Bilder nicht sehen. Was dumm war, denn Vicki war ihre beste Freundin auf der ganzen Welt, Lizzie verdankte ihr alles, und außerdem war Vicki stets auf dem laufenden, was Nachrichten betraf, und kannte die Bilder sicher schon. Aber Vicki war und blieb eine Macherin, und Lizzie wollte nicht, daß sie diese elenden, entsetzlichen nicht umgestellten Nutzer-Babies sah. Nicht in diesem reichen Macher-Haus.
    »Ich konnte Theresa nicht finden«, sagte Vicki ärgerlich. »Das heißt, ich nehme an, sie versteckt sich in einem Zimmer im Oberstock, aber ich konnte das Schloß nicht knacken. Warum bist du nicht mitgekommen? Und was ist das für ein Geräusch?«
    »Doktor Aranow ist zurück.«
    »Allein? Wo ist Shockey? Hast du die Zugriffscodes?«
    »Ja.«
    »Dann wollen wir den Rittern auf den gepolsterten Zinnen unseren Gruß entbieten.«
    »Eine Minute noch.« Lizzie zögerte. »Ich… ich möchte nur noch etwas von dem Brot.«
    »Du metabolisch vielseitiger Vielfraß«, sagte Vicki und verließ das Zimmer.
    »Thomas«, flüsterte Lizzie, »persönliche Botschaft an Theresa Aranow. Dringend.«
    »Bitte fortfahren.«
    »Ich habe die Bilder von den Nutzer-Babies gesehen. Sie müssen Miranda Sharifi finden und sie dazu bringen, uns mehr Umstellungs -Spritzen zu geben! Sie sind ‘ne Macherin, Sie haben soviel Geld, Sie können an Miranda rankommen, weil Sie nämlich Möglichkeiten haben, die wo wir nich’ haben…« Lizzie verstummte. Wie sollte sie unterzeichnen? Wozu überhaupt unterzeichnen? Was, zum Teufel, machte sie da überhaupt? Wollte sie um Hilfe betteln bei einem Macher-Gör, das sogar zu feige war, die eigene Wohnung zu verlassen!
    »Thomas, dringende persönliche Botschaft löschen.«
    »Persönlicher Löschcode bitte.«
    Keine Zeit. Sie hörte Jackson und Vicki Richtung Tür kommen.
    »Thomas, aus.« Die

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