Bettler 03 - Bettlers Ritt
ihres Ehemannes Will. Ganz besonders nicht die ihres Ehemanns Will. Und der Rest des Teams verfolgte den Test in den Sharifi-Labors. Es schien Jennifer, als hätte sie sich diesen persönlichen Luxus verdient.
Näher und immer näher kam die kalifornische Enklave. Sechzehn Nutzer-Lager bis jetzt, aber das waren nur Versuche gewesen. Dies würde die erste Macher-Enklave sein, in die Strukows Virus eingeschleust werden sollte, und die erste, um das von Jennifers peruanischem Lieferanten entworfene, entsprechend raffiniertere Fluggerät zu seiner Freisetzung zu testen. Um Nutzer zu infizieren, brauchte man nicht mehr zu tun als ein Plastikzelt zu durchbohren. Von Y-Schilden geschützte Enklaven waren ein weitaus schwierigeres Problem. Und die kalifornische Enklave bedeutete einen vergleichsweise leichten ersten Schritt.
»Achtundfünfzig Minuten«, sagte eine ausdruckslose Stimme von einem Terminal in der gegenüberliegenden Ecke des Raums. Jennifer drehte sich nicht um.
Die nordkalifornische Enklave war klein – ursprünglich eine Ferienkolonie, die sich an die Pazifikküste klammerte. Vierhundertsiebzig Macher lebten dort unter einem Y-Schild, der sich vierhundert Meter auf das Meer hinaus erstreckte und tief in die Erde reichte. Unter der unsichtbaren Kuppel befanden sich üppige GenMod-Gärten, ein blendend heller, künstlich angelegter Strand, nanogebaute, verschwenderisch ausgestattete Häuser phantastischer Dimensionen und nur leichte Waffen. Während der Umstellungs -Kriege waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden, aber nicht die Verteidigungsmittel. Warum sollte es je einen massiven Angriff auf eine kleine Ferienenklave geben, in der zumeist Pensionäre lebten? Diebe konnten den Y-Schild nicht überwinden; und sonst war nichts vonnöten.
Aber die Enklave hatte etwas für Vögel übrig: Möwen, Kondore, Spechte, Schwalben und etwas ausgefallenere, gentechnisch veränderte Seevögel. Und es gab keinen Grund, Vögel zu fürchten: Nutzer verfügten nicht über die Technik für die Entwicklung biologischer Waffen oder über die Möglichkeiten, sie zu stehlen – oder über die geistigen Fähigkeiten, sie zu verstehen, falls es ihnen doch gelang. Das wußte jeder. Also erlaubte der Sicherheitsschild zwanzig Meter über dem Erdboden den Vögeln freien Zutritt.
Das ferngesteuerte Fluggerät flog langsam durch den Schild – so langsam wie ein Vogel. Keinem der Enklavebewohner fiel es auf. Es sank langsam tiefer, wobei die Zoomkamera mehr und mehr Details zeigte. Das letzte übertragene Bild kam aus zwölf Meter Höhe über einem eleganten lila Garten: ein Pool mit violettem Wasser, Massen violetter Blumen, von denen selbst die Stengel und Blätter in sanft ineinander übergehenden Schattierungen von Lavendel, Lila, Purpur, Malvenfarbig und Heliotrop gehalten waren. Ein pflaumenfarbiges GenMod-Häschen wandte die violetten Augen zum Himmel. Die Kamera zeigte die dunklen Pupillen wie Tintenpunkte auf rauchfarbenem Satin.
Lautlos explodierte das Fluggerät. Ein feiner Nebel breitete sich auf einer weitaus größeren Fläche aus, als man für möglich gehalten hätte. Im selben Moment lösten sich sämtliche Reste des Gerätes in ihre atomaren Bestandteile auf. Künstliche Luftströmungen innerhalb der Enklave verteilten mit Hilfe der natürlichen, die vom Meer her kamen, den Nebel weiter. In der Enklave hatte es konstante zweiundzwanzig Grad Celsius; die Fenster der luxuriösen Häuser standen offen, um die blütenduftende Luft einzulassen. Auf einem Bildschirm zu Jennifers Rechten ertönte ein Signal.
»Miss Sharifi, ein Anruf für Sie von Doktor Strukow.«
Jennifer wandte sich dem Schirm zu, doch noch ehe sie sagen konnte, sie wolle den Anruf entgegennehmen, erschien schon Doktor Strukows Holo, um ihr ohne Worte zu beweisen, wie mühelos seine Überbrückungscodes mit allen Sperren fertigwurden. Jennifer ließ nicht zu, daß sich irgendeine Reaktion in ihr Gesicht stahl.
»Guten Morgen, Madame Sharifi. Natürlich Sie haben verfolgt die Übermittlung?«
»Ja.«
»Ohne Fehl und Tadel, ist es nicht? Ich nehme an, mittlerweile die Zahlung ist in Singapur eingetroffen?«
»Das ist sie.«
»Gut, gut. Und Chronologie der Freisetzungen bleibt wie besprochen?«
»Ja.« Weitere Testenklaven, diesmal besser abgeschirmte, und dann das langsame Heranarbeiten an militärische und regierungsnahe Ziele. Das Eindringen in diese würde sich selbstverständlich am schwierigsten gestalten, jedoch die Feuerprobe
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