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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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geschah absolut leise. Keine Flutlichter flammten auf, keine Warnsirenen heulten. Alle Fabriken arbeiteten jetzt vollautomatisch, geleitet von in fernen Enklaven stationierten Systemen, die unter der Aufsicht der Eigentümer standen und von ihnen ihre Anweisungen erhielten. Oder auch nicht.
    Doch dann glitt der erste SicherheitsRob auf die beiden Frauen zu – ein lautloser metallener Schatten, der furchterregend schnell über das Gras strich. Vicki zielte mit ihrem elektromagnetischen Frequenzdisrupter auf den Rob, und er blieb abrupt stehen und kippte um. Vicki lachte, ein bißchen zu übermütig. »Stirb, unverschämter Emporkömmling!«
    »So komm schon!« drängte Lizzie. Sie schaltete einen zweiten SicherheitsRob aus und rannte zum Fabrikstor.
    Es hatte sich natürlich verriegelt, als der Y-Schild niedergegangen war. Lizzie drückte den manuellen Überbrückungscode ein und hielt den Atem an. Es hatte sie Monate gekostet, in die Sicherheitsdaten von TenTech einzudringen, doch obwohl sie einfach alles konnte, war es ihr aus unerfindlichen Gründen nie gelungen, die Codes für die manuelle Betätigung des Tors zu finden, sollte eine Durchbrechung der Sicherheitsvorkehrungen das System automatisch neu starten. Sie hoffte, das hieß, daß es keine neuen Codes für das Tor gab, daß die Entwerfer der Anlage so arrogant oder so knausrig gewesen waren, sich darauf zu verlassen, daß das komplexe Y-System ausreichen würde und niemand es durchbrechen könnte. Ausgenommen Sanctuary, natürlich, das keinen Anlaß dazu hatte.
    Sanctuary und Lizzie Francy.
    Das Tor öffnete sich, und Lizzie nahm sich eine kostbare Sekunde lang Zeit, die Augen zu schließen und ein Dankgebet an einen Gott zu schicken, an den sie nicht glaubte. Billys Gott, der Gott ihrer Mutter – sie brauchte Ihn nicht. Sie hatte es geschafft.
    Sie hatte es geschafft] In eine Macher-Fabrik einzubrechen, wo Energiekegel hergestellt wurden, um so viele davon zu stehlen, daß ihr Stamm damit durch den Winter kam! Alles andere hatten sie, seit der Umstellung. Eine Polymer-Plane für den Futterplatz. Wasser, das nicht mehr unbedingt sauber sein mußte. Eine aufgelassene Sojaverarbeitungs-Fabrik, die noch aus der Zeit vor der Umstellung stammte und mehr als genug Platz bot für den ganzen Stamm. Einen WebRob, der reichlich Kleider und Decken für alle produzieren konnte, auch für die jungen Leute, deren Körper die Kleider noch rascher auffraßen als die der älteren. Aber sie hatten keine Y-Kegel, und die Winter im Hügelland von Pennsylvania waren kalt. Jetzt, da die Macher nicht mehr Dinge wie Decken oder Kegel im Tausch gegen Wählerstimmen schickten, mußten die Stämme für sich selbst sorgen. Denn sonst tat es niemand.
    Lizzie öffnete die Augen. Wieder schwebte ein SicherheitsRob aus einer Nische auf sie zu, und sie hob ihren Disrupter und schaltete den Rob aus. Natürlich wurde ihr Eindringen von versteckten Überwachungsgeräten aufgezeichnet, aber die beiden Frauen waren von Kopf bis Fuß in Holoanzüge gehüllt. Für die Monitore erschien Lizzie als blonde Zwölfjährige, die im achten Monat schwanger war, Vicki hingegen als rothaariger Macher im Straßenanzug. Und alles, was die Infrarotdetektoren bekamen, waren die Wärmemuster zweier menschlicher Gestalten weiblichen Geschlechts mit einer bestimmten Körpergröße und Masse und dem dazugehörigen Metabolismus. Aber keine Identität.
    Es war so leicht! Reinflitzen, sieben oder acht Kegel vom Ende des Fließbandes nehmen und in den Säcken verstauen, raus aus dem Gebäude und warten, bis Lizzies Gerät einen zweiten Laserpuls abfeuerte, um den Sicherheitsschild noch mal für zehn Sekunden zu senken, und wieder rausflitzen. Nicht schlecht für eine Nutzergöre! Sie rannte den kurzen Gang entlang, der zur Montagehalle führte, wobei ihr Bauch im Rhythmus von Bongotrommeln hin und her wackelte.
    Und dann blieb sie schlagartig stehen; der Raum vor ihr war ein Irrenhaus. Zwei Gabelstapler rollten durch die Halle, von denen einer Stöße leerer Luft aufhob, sortierte, stapelte und wieder davontrug. Der andere transportierte eine einzelne Packkiste ans Ende des Robot-Fließbandes, stellte sie ab, wo sie mit leeren Energiekegeln gefüllt wurde, beförderte sie zur Mitte der Halle und kippte die Kegel heraus. Dann rollte der Stapler mitten durch die Kegel, die in alle Himmelsrichtungen davonklapperten, und brachte die Kiste wieder zum Fließband zurück. Die Kiste war an hundert Stellen durchlöchert, eine

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