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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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einem Luftwagen holen. Er sah Cazie an. »Ja. Genau das habe ich vor. Und du kannst mitkommen oder nicht, ganz wie du willst.«
    Cazie zögerte. In diesem Moment ihres Zögerns verspürte Jackson eine Welle der Hoffnung. War das tatsächlich Respekt, was er in ihren Augen sah? Vor ihm? Doch was es auch war, es verschwand.
    »Es ist ein zweisitziger Wagen, Jackson.«
    Das hatte er ganz vergessen. »Na gut… Ich bringe die beiden zu ihrem Lager. Drei können sich zur Not in den Wagen reinquetschen. Du bleibst hier und läßt dir einen anderen Wagen kommen.«
    »Ich lasse die Bullen kommen, das werde ich tun!«
    »Fein. Ruf die Bullen. Sie können auch ins Lager kommen. Wir veranstalten eine gigantische Party.«
    Er trug Lizzie aus der Werkshalle, in der nun wieder alles erstarrt war – bis auf den Gabelstapler, den Lizzie umprogrammiert hatte und der geschäftig fortfuhr, nichts zu stapeln. War er zu seiner Arbeit zurückgekehrt, weil Lizzie einen Fehler gemacht hatte? War sie vielleicht doch keine solche Leuchte, wie Vicki behauptete? Vielleicht hatte aber auch Cazies Signal aus dem Luftwagen irgendeine Art Interferenz oder Überbrückung bewirkt… Jackson kannte sich bei industriellen Systemen nicht gut genug aus, um darüber Vermutungen anzustellen. Hinter sich hörte er Cazie an ihrem MobiLink: »Polizei! Ein Notruf! Code 655, verdammt, Robert, melde dich…!«
    Vicki saß auf dem Beifahrersitz und hielt Lizzie auf dem Schoß: Zwei halbnackte Frauen mit verfilztem Haar in zerfetzten Kleidern, die naß waren von Lizzies Fruchtwasser und nach Blut, Schweiß, Dreck und geplatzter Fruchtblase stanken. Es war sehr eng im Luftwagen.
    Vicki besaß das unangenehme Talent, seine Gedanken zu erraten. Als der Luftwagen abhob, sagte sie: »Und wann haben Sie das letzte Mal für Nutzer den Onkel Doktor gespielt, Herr Doktor?«
    Er antwortete nicht. Der Wagen flog soeben durch die Passage hindurch, die er im Sicherheitsschild geöffnet hatte. Lizzie sagte traumverloren: »Da kommt schon wieder eine… Es ist so komisch, ich spüre sie, aber es tut nicht…«
    Jackson warf einen Blick auf das eingebaute Diagnosegerät des Luftwagens. Das Intervall zwischen den Kontraktionen hatte sich auf zehn Minuten verkürzt. Nur noch zehn Minuten! Er legte Tempo zu. »Fliegen Sie nach Westen«, sagte Vicki. »Diesen Fluß entlang…«
     
    Das ›Lager‹ stellte sich als aufgelassene Fabrik heraus, die einst Soja verarbeitet hatte. Nur Nutzer hatten Soja gegessen; jetzt aß es keiner mehr, und alle Soja-Konzessionen waren bankrott. Das Gebäude bestand aus grauem SchaumStein, verwittert und notdürftig geflickt. Rundum erstreckten sich einstige Felder, die von Unkraut, Buschwerk und Ahorn- und Platanenschößlingen übersät waren. Das magere Astwerk trug keine Blätter. Jackson hatte ganz vergessen, wie häßlich Natur ohne GenMods im November sein konnte, ganz besonders in diesem hochliegenden Hügelland – oder niedrigem Bergland, wie auch immer.
    Er landete den Luftwagen vor dem Haupttor des Gebäudes, das aus den Angeln gefallen – oder gerissen – war und das man dann mit Draht wieder daran befestigt hatte. Die Maschinen in seinem Innern waren ohne Zweifel schon vor langem weggebracht worden, um sie einem neuen Verwendungszweck zuzuführen; oder sie waren in den Umstellungs- Kriegen geplündert worden. Oder zerstört. Nichts war jetzt so überflüssig wie Landwirtschaft in großem Umfang.
    Im selben Moment, als der Luftwagen auf dem Boden aufsetzte, waren sie bereits umringt. Die Horde – sie wirkten wie eine Horde, obwohl Jackson nur elf Personen zählte – preßte die Gesichter an die Wagenfenster. Obwohl sie in wärmere Kleider als Vicki und Lizzie gehüllt waren, sahen diese Leute dennoch primitiv aus: sie trugen synthetische Overalls in grauenhaften Farben über oder unter gewebten Hemden; ihre Gesichter zeigten all das, was die Genmodifikation verhinderte: ein fliehendes Kinn oder eine niedrige Stirn, eine zu breite Nase oder zu kleine Schielaugen. Einem älteren Mann fehlte doch tatsächlich ein Vorderzahn! Und das nach der Umstellung] Wie hatten diese Leute vor dem Zellreiniger ausgesehen?
    »Lizzie!«
    »Es sin’ Lizzie un’ Vicki!«
    »Die sin’ zurück, die beiden!«
    »Lizzie un’ Vicki…!«
    »Entriegeln Sie die Tür, Jackson«, sagte Vicki. Wie kam es, daß sie diejenige war, die hier das Sagen hatte?
    Die Horde drohte in den Wagen zu drängen. Vicki reichte Lizzie nach draußen, und das Mädchen grinste

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