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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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für uns wäre un’ daß wir es als erste kriegten, un’ später, da sollten es alle andern auch kriegen. Das Geschenk der Bindungen. Um uns aus der Isolation der Umstellung herauszuführen.«
    »Ein Holo von Miranda Sharifi!« wiederholte Theresa.
    Von Jackson wußte sie, daß Miranda und ihre SuperS sich mittels Nanotech eine Mondbasis namens Selene errichtet hatten, nachdem Jennifer Sharifi aus dem Gefängnis entlassen worden war und Miranda aus Sanctuary hinausgeworfen hatte. Das war länger als ein Jahr her. Wie stellte Miranda es an, Spritzen vom Mond zu schicken?
    »Mit ‘ner neuen Umstellung!« sagte Mike. »Mit Bindungen! Damit wir nie mehr allein sein können, wir alle. So müssen wir den spirituellen Aspekt unseres Seins entwickeln un’ miteinander auskommen. In Dreierbindungen, wie der Vater un’ der Sohn un’ der Heilige Geist.«
    Theresa blickte wieder hinüber auf den Nährplatz unter dem Zelt: drei Personen auf einer Seite – zwei Frauen, ein Mann; drei auf der anderen – ein Mann, eine Frau und ein kleiner Junge. Rund um Theresa standen die Menschen in Gruppen zu dritt, einige der Gruppen Hand in Hand. Patty, Mike und Josh waren wieder zusammengerückt und standen jetzt aneinandergedrängt Theresa gegenüber.
    »Eine Spritze«, sagte sie. »Sie enthielt eine neue Substanz, und ihr habt sie genommen, und…«
    Patty sah Theresa ins Gesicht, lächelte brutal und sagte: »Und dadurch wurden wir eins. Wir können uns gar nich’ weit voneinander entfernen, weil wir ein Leben un’ ein Blut sin’!«
    Plötzlich begannen die Umstehenden im Chor zu intonieren: »Wir sin’ das Leben un’ der Weg! Wir sin’ das Leben un’ das Blut! Wir sin’ das Leben un’ die Auserwählten!«
    Eifrig fuhr Josh fort: »Siehste nu? Wir sin’ jetz’‘ne echte Gemeinschaft, das sin’ wir. Die Umstellungs- Spritzen , die haben die Leute entzweit, weil sie alle ganz gut allein zurechtkamen, die hatten zu essen un’ waren gesund un’ brauchten keinen andern nich’ zum Leben. Die brauchten gar keinen nich’. Aber die Bindungsspritze, die vereint die Leute. Wenn einer von uns dreien – Mike oder Patty oder ich – zu weit von den anderen beiden weggeht, dann stirbt er.«
    »Er stirbt?« stammelte Theresa. »Er stirbt wirklich?«
    »Er stirbt wirklich!« bestätigte Patty triumphierend. »Un’ das hab ich selbst gesehen! Hab ich! In ‘nem anderen Stamm. Da starb ‘ne Dreierbindung. Die Idioten, die haben Mutter Miranda nich’ geglaubt, un’ der Heilige Geist hat sie verlassen, un’ in derselben Nacht, da starben auch die andern beiden.«
    »Aber… was geschieht, wenn ein Kind zur Welt kommt. Muß das Baby…«
    »Wir haben noch jede Menge roter Spritzen«, sagte Josh. »‘n Baby is’ kein Problem nich’. Bleibt einfach bei der Mutter, das Kleine, bis es alt genug is’ für ‘ne Bindung mit zwei andern.«
    Theresa wurde übel. Diese Leute wünschten sich so sehr, einen Grund zu haben, einander zu brauchen, eine Gemeinschaft zu sein… aber das? Es mußten Pheromone sein. Jackson hatte ihr die Pheromone erklärt. Es waren chemische Stoffe, die in die Luft abgegeben und von anderen Leuten gerochen wurden, auch wenn die es gar nicht merkten. Und die chemischen Stoffe beeinflußten das Verhalten dieser Leute… Vielleicht wurde ohne den neuen Geruch irgendein Gift im Körper der miteinander Verbundenen freigesetzt? Aber würde nicht der Zellreiniger jegliches Gift neutralisieren? War der Zellreiniger nicht dafür da? Natürlich, wenn Miranda Sharifi wirklich beides geschaffen hatte… Würde Miranda Sharifi so etwas tun? Und warum?
    Etwas in Theresa sagte leise: Weil sie den Leib des Menschen nach ihrem eigenen Abbild neu schufen. Und jetzt wollen die SuperS auch das Hirn des Menschen besitzen. Nein. Das war Theresas eigenes Hirn – jener Teil davon, der so große Angst hatte vor neuen Erfahrungen und neuen Dingen, jener Teil, der sich wünschte, nie das Apartment verlassen zu müssen. Xenophobie. Hemmungen. Agoraphobie. Die Angst vor Veränderungen. Jackson hatte ihr die Begriffe erklärt. Es war sie, die sich irrte, die blind war und den Weg zum Licht hinauf nicht erkannte, wenn sie ihn vor Augen hatte…
    Nein. Nicht sie war es, die sich irrte. Was diese Leute taten, war falsch.
    Ihr Atem ging stockend, ihr Herz raste. Sie spürte den Anfall kommen – Übelkeit, Schwindel, die tödliche Angst, nicht atmen zu können – und stieß mit der Hand ins Leere, als könnte sie ihn so abwehren.
    Patty

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