Bettler 03 - Bettlers Ritt
zum Funktionieren bringen.
Doktor Aranow sagte: »Du? Du persönlich? Du möchtest dich der Wahl zum Distriktsleiter stellen?«
»Nich’ ich«, sagte Lizzie. »Bin nich’ alt genug, ich. Dazu muß man achtzehn sein.«
Doktor Aranow blickte über die Schulter nach hinten. »Miss Turner?«
»Na klar!« sagte Vicki. »Eine Macherin, die sich auf die Seite der Eingeborenen geschlagen hat! Weder aus dem einen noch aus dem anderen Lager würde jemand für mich stimmen! Schauen Sie mich nicht so entsetzt an, Jackson. Wir werden Sie nicht bitten, unser Kandidat zu sein.«
»Natürlich nich’«, sagte Lizzie. »Billy Washington wird der Kandidat sein. Bloß weiß er’s noch nich’.«
»Billy Washington?« wiederholte Doktor Aranow. »Der ältere Schwarze, der mir bei der Entbindung deine Mutter vom Leib halten mußte?«
»Sie haben ein gutes Namensgedächtnis«, stellte Vicki fest, »das Wichtigste für einen Politiker.«
»Ja, das war der Billy!« rief Lizzie eifrig. »Mein Stiefvater. Der macht es, wenn ich ihn darum bitte. Der würde alles tun für mich und Dirk.«
»Das ›Projekt für die Gesundheit der Kinder‹«, sagte Doktor Aranow. Seine Mundwinkel zuckten – es war kein richtiges Lächeln. »Ich verstehe. Nun, eure Wahlkampagne sollte recht interessant werden. Was habt ihr vor? Alle nomadisierenden Nutzer im Distrikt Willoughby zumindest drei Monate vor der Wahl zu registrieren, ihnen den Zugang zu Lagerhäusern versprechen, wenn sie für Mister Washington stimmen, und die untereinander entzweiten Macherkandidaten durch die schiere Überzahl von Wählerstimmen besiegen?«
»Ja!« rief Lizzie voller Tatendrang. »Ich weiß, daß wir das können!«
»Da wäre ich nicht so sicher. Auch die beiden etablierten Macherparteien werden ihre eigenen Wähler mobilisieren, weißt du.«
»Darüber haben wir schon nachgedacht. Wir werden alle Wähler organisieren, aber keiner von ihnen wird sich vor dem einunddreißigsten Dezember, 23 Uhr 30, eintragen lassen. Das ist der letzte Tag vor der Dreimonatsfrist. Den Macher-Kandidaten wird es unmöglich sein, noch mehr Leute auf die Beine zu stellen. Die werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.«
»Und wird euer Wählerpotential…«
»Es gibt nur vier kleine Enklaven im Distrikt Willoughby«, erklärte Lizzie. Ihre Selbstsicherheit kehrte wieder zurück; hier handelte es sich um harte Fakten. »Und das sind reine Sommerenklaven. Selbst für die internen Enklavewahlen beträgt die Zahl der Wähler, die dort registriert sind, nur viertausendundachtzig. Das ist alles! Wir wissen nicht, wie viele Nutzer sich jetzt im Distrikt aufhalten, aber vermutlich mehr, als wir denken – in den verlassenen Städten und Farmen und in den alten Fabriksgebäuden, so wie wir. Die den Winter über hierbleiben. Sie können sich hier registrieren lassen. Oder erneut registrieren lassen.«
»Weil sie in ihrem enormen Bürgerstolz ganz wild sind darauf!« kommentierte Vicki. Aber Lizzie sah, daß sie nicht lächelte.
»Na ja«, sagte Doktor Aranow. »Viel Glück. Aber eine Frage noch: Wie wollt ihr wissen, daß ich nicht herumerzähle, was ihr vorhabt, und auf diese Weise mehr Macher dazu bringe, sich vor dem einunddreißigsten Dezember im Distrikt Willoughby registrieren zu lassen?«
»Das tun Sie nich’«, stellte Lizzie fest. »Sie nich’.« Das Baby rührte sich, und sie legte seinen festen kleinen Körper auf den anderen Arm. »Wir brauchen Sie doch.«
»Wozu?« Er sah nervös aus, und wiederum fühlte Lizzie eine Woge des Selbstvertrauens. Sie konnte einen Macher nervös machen!
»Zwei Dinge. Wir brauchen Sie, um etwas über diese beiden Kandidaten herauszufinden. Susannah Wells Livingston und Donald Thomas Serrano. Wie sich die Wählerstimmen auf die beiden verteilen und so.«
»Denn«, erläuterte Vicki, »falls einer der beiden Kandidaten hundert Prozent des Wählerpotentials hinter sich vereinigen kann, braucht Lizzie mehr registrierte Wähler, als wenn sie sich darauf verlassen kann, daß die Wählerschaft gleichmäßig zwischen den beiden aufgeteilt ist. Oder wenn zum Beispiel einer der Kandidaten zufällig so tot ist wie Harold Wayland.«
Doktor Aranow drehte sich um und sah ihr ins Gesicht. »Sie nehmen das alles nicht sehr ernst, nicht wahr?«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Vicki. »So klinge ich, wenn ich ernst bin. Wenn ich leichtsinnig bin, dann halte ich hochgestochene Vorträge von großer Distinktion. Wie etwa diesen: Es existiert eine Betrachtensweise der
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