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Bettler und Hase. Roman

Bettler und Hase. Roman

Titel: Bettler und Hase. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuomas Kyrö
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gefordert war.
    »Das ist das Großartige an Vatanen und das Großartige an dir!«
    Die Filmmusik klang melancholisch schön, und die Geschichte kam Vatanescu überraschend bekannt vor.
    Jetzt weiß ich, woher die Brückeningenieure und Müller in meinen Träumen kommen.
    Aus Büchern!
    Das erste fand ich in einer Mülltonne am Bahnhof von Bukarest, als ich nach etwas Essbarem suchte.
    Damals hatte sich Vatanescu hingesetzt und das Buch auf der Stelle in einem Zug durchgelesen, ohne etwas zu essen.
    In dem Buch war dieses Land hier gewesen. Obwohl es auch wieder nicht dieses Land war, denn eigentlich ist hier nichts so wie in den Büchern, trotzdem hat Arto über dieses Land geschrieben.
    »Mann aus Sizilien, du hast genau dasselbe gedacht und getan wie Vatanen: Ihr könnt mich alle mal!«
    Vatanen hatte die Wahl. Ich nicht. Oder glaubst du, dicker, nackter Mann, ich wollte freiwillig hierher, in dieses Haus, auf diese Couch? Du hast versucht, auf mich zu schießen.
    Pykström erzählte von seinen Ambitionen und davon, dass er inzwischen ein gezähmter Mensch sei. Ein Mann mit Defekt, beschädigt an der schlimmsten Stelle: am Herzen. Er war gezwungen, in der Zivilisation zu leben, ob er wollte oder nicht, und was das Schlimmste war – er wollte, denn er hatte den Wunsch, zu leben. Schließlich trauten sich die wenigsten, ihre ganze Existenz als Einsatz auf den Tisch zu knallen.
    Ich wollte, ich hätte Quad, Fußbodenheizung und Babyphon, so wie Pykström. Ich wollte, ich hätte meine eigene, lächelnde, turnende Frau mit gutem Herzen. Ich verlange nicht viel, bekomme aber nichts. Mit Fußballschuhen wäre ich schon zufrieden.
    Pykström sagte, mit seiner Wanderung erfülle Vatanescu den Traum von Tausenden anderer Männer. Sie wurden Zeugen, wie einer tat, wozu den anderen der Mumm fehlte.
    »Du willst eine ursprünglichere Daseinsform erreichen, in der die Gedanken sich auflösen und man sich aufs Überleben konzentriert.«
    Ich habe nirgendwo hingewollt, überall bin ich nur hingeraten. Ich tausche gern mit dir. Ich sammle Beeren in einem fremden Land, denk darüber mal nach! Das ist keine Demonstration, das ist mein Leben. Außerdem werde ich vom internationalen Verbrechen und von der finnischen Polizei gesucht.
    »Jetzt gehen wir erst mal in die Sauna, Sizilianer und Hase.«
    Bettler und Kaninchen.
    »Kaninchen gehören in die Zimmer von kleinen Mädchen, und zwar im Käfig. Wenn das ein Kaninchen ist, bin ich Vegetarier!«
    Es ist ein Kaninchen.
    »Du bist ein echter Sturkopf, Mann aus Sizilien. Aber wir werden uns nicht verkeilen. Wir machen einen Kompromiss.«
    Bettler und …
    »… Hase.«
    Und diese Variante akzeptierten sie, denn wer die Macht hat, besitzt auch die Deutungshoheit über den, dem die Macht fehlt. Oder aber es hatte einfach mit Pykströms Art, sich auszudrücken, zu tun, mit seinem betrunkenen Gerede.
    Das Kaninchen sprang Frau Pykström auf den Schoß, um sich das Fernsehquiz anzuschauen, die Männer gingen in die Sauna.

Pykström füllte Wasser in drei Zuber und goss Bier auf den Ofen. Mit dem Getreideduft breitete sich eine Hitze in der Sauna aus, die tief in Vatanescus Lunge und unter die Haut drang. Er krümmte sich und hielt den Atem an. Als Nächstes brachte Pykström eine aus Zweigen angefertigte Rute zum Vorschein und befahl Vatanescu, ihm den Rücken zuzudrehen.
    Nicht schlagen! Du Verrückter. Mich schlägt man nicht!
    »Wie Massage. Finis Masaas spesial for juh. From mie, Pykström.«
    Die Vorhänge an den Fenstern gehen per Fernbedienung auf, aber massiert wird mit der Rute. Wer ist hier eigentlich moderner Mensch und wer Barbar?
    Als Vatanescu über und über rot war, bat Pykström ihn, ihm mit der Rute das Gleiche zu tun.
    Ich schlage nicht.
    Niemanden.
    Nicht mal aus Rache schlage ich.
    Pykström stellte sich hin, streckte den Hintern raus und zeigte mit dem Finger: vom Scheitel bis zur Sohle, und die Pobacken nicht vergessen! Er erklärte, in Finnland sei es erlaubt und stehe hoch im Kurs, dass Männer mit Birkenbüscheln ihre Frauen und die Frauen ihre Männer schlagen. Es sei eine Art Dienst, den man sich gegenseitig erweise, damit man am nächsten Tag wieder die unaufhörliche Arbeitslast bewältigen könne.
    Wenn ich dir einen Dienst erweise, was kriege ich dann als Gegenleistung?
    »Was auch immer. Wott juu nied?«
    Stollenschuhe
.

    Vatanescu griff nach den Birkenruten und mobilisierte sich nach einer Mischung aus Müdigkeit, Enttäuschung und Bitterkeit. Dazu ein

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