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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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überhaupt bedeutet.
    Dann verlangte Cristobal etwas zu essen, denn er bräuchte Energie vor dem Hanteltraining. Viktor präsentierte stolz eine Packung Haferflocken, er hatte in seinem Biologiebuch gelesen, dass Vögel gerne Körner und Haferflocken essen. Cristobal freute sich so sehr, dass er sich in die offene Tüte hineinsetzte und sich erstmal eine Weile darin suhlte. Viktor machte sich währenddessen ein Marmeladenbrot. Brot und Marmelade waren Viktors Lieblingsessen, er konnte es Tag und Nach t essen, ohne dass es ihm langweilig wurde. Nachdem er alle verfügbaren Marmeladensorten ausprobiert hatte (Oded musste alle Geschäfte in ganz Hedera Helix durchforsten, um immer neue Marmeladen aufzutreiben), wurde Viktor sesshaft und konzentrierte sich auf Himbeeren und Pflaumen. Aber falls es mal andere Sorten gab, war es auch in Ordnung, er war nicht sonderlich wählerisch. Diese innige Liebesbeziehung zu Marmelade sollte dann auch sein Leben lang bestehen bleiben.
    Cristobal schaffte nur 78 Hantelzüge, aber er winkte ab und sagte, KK-Stunde sei erst wieder in drei Tagen und er schaffe es bis dahin locker aufzuholen.
    „Und außer Hausaufgaben machen, was lernst du noch in der Schule?“, fragte Viktor.
    Cristobal nahm seinen Stundenplan heraus. Der sah folgendermaßen aus:
     
    Montag: Biologie, Agentendienst, Navigation, Angriffstechnik
    Dienstag: KK, Selbstverteidigung, Jura, Diplomatie
    Mittwoch: Geschichte, Navigation, Agentendienst, Biologie
    Donnerstag: Angriffstechnik, Staatsführung, Jura, KK
    Freitag: Selbstverteidigung, Geschichte, Agentendienst, Taktik
    Samstag: Taktik, Jura, Staatsführung, Diplomatie
    Sonntag: Agentendienst, Biologie, Angriffstechnik, KK
     
    „Nachmittags haben wir immer Praktikum in den verschiedenen Abteilungen. Und abends ist immer auswärtiger Besuch, also müssen wir die uns zugeteilten Personen besuchen gehen“, erklärte Cristobal.
    Viktor inspizierte den Stundenplan, verglich ihn mit seinem und fragte dann: „Warum machst du so viel Angriff und Verteidigung?“
    „Weil …“ Cristobal atmete tief ein, „weil … weil wer keine Ahnung davon hat, kommt nicht weit im Leben. Es gibt nur Gewinner und Verlierer auf dieser Welt. Die Gewinner greifen an und können sich selbstverteidigen. Und die Verlierer können das nicht und werden angegriffen und verlieren dann und sterben.“
    Viktor nickte und war beeindruckt. „Also wenn ich der Beste sein will, dann muss ich auch Angriffstechnik und Selbstverteidigung lernen?“
    „Wenn du nicht früh sterben willst, dann ja“, bestätigte Cristobal.
    Viktors Einstieg in die Kampfkunst nahm seinen Lauf. Er konnte das bei seinen Eltern viel einfacher durchsetzten als Harfespielen. Sie erlaubten ihm erstmal nur Karate, später weitete Viktor seine Kenntnisse mit Kendō und diversen Schwert- und Stockkampfkünsten aus.
    Auf Cristobals Aussage: „Wenn du nicht früh sterben willst, dann ja“, antwortete Viktor mit: „Dann werde ich das auch lernen!“
    Cristobal freute sich, klatschte mit den Flügeln und rief: „Dann muss ich nicht mehr immer alleine üben! Wir üben zusammen, du zeigst mir was und ich zeig dir was!“
    Viktor steigerte sich auch in die Euphorie hinein und rief: „Ja! Wir werden die Besten sein!“ Dann sagte er: „Zeig mir was, ich will jetzt schon üben.“
    Cristobal nahm ein Heft aus seinem Rucksack. „Die erste Lektion in Angriffstechnik war folgende“, er lass vor:
     
    „ Achte immer auf die Augen deines Gegners.
    Sie sind Prophezeiungen seine r künftigen Bewegungen. “
     
    Nachdem geklärt war, was „Prophezeiung“ bedeutet, und nachdem der Spruch ausführlich diskutiert worden war, übten sie ein wenig. Viktor war der Angreifer (weil er ja die neue Lektion üben musste) und Cristobal verteidigte sich (weil er ja schon ein paar Lektionen in Selbstverteidigung hatte).
    Aber es war ein unfairer Kampf, weil Viktor keine Ahnung von Angriffstechniken hatte und viel zu groß war und angeblich schummelte, wie Cristobal weinerlich bemäkelte. Cristobal war viel erfahrener und konnte fliegen, war aber im Nachteil, weil er so klein war. Sie hörten mit der Übung auf, aber Viktor prägte sich seine erste Lektion gut ein und schrieb sich diesen ersten Satz auf.
    Cristobal ließ sich aufs Bett fallen und klagte: „Ich habe so Hunger, dass ich gleich sterben werde!“
    „Du hast vorhin fast die ganze Haferflockenpackung gegessen!“, staunte Viktor.
    „Ja … aber ich bin noch klein und brauche Essen.

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